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Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Titel: Der Teufel kommt raus: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blair S. Walker
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bevor es zum Showdown kommen kann, rutscht Boone von der Motorhaube, steigt gleichgültig in seinen Lexus und gleitet davon. Vermutlich wollte er sich nur mit eigenen Augen überzeugen, ob Yolanda nur blufft. Jetzt weißt du’s, Trottel.
    Als ich Yolanda einen prüfenden Blick zuwerfe, drückt ihr Gesicht nichts als Erleichterung aus. Luzifer ist endgültig aus dem Rennen.
    Nachdem der Umzug erledigt und der Großteil von Yolandas und Jamals Habseligkeiten wohlbehalten in meinem Apartment ist, gehen wir alle zusammen zu »Miss Kelly’s«, einem kleinen Soul-Food-Restaurant in der Pennsylvania Avenue, um dort ein spätes Frühstück einzunehmen.
    Wunder über Wunder: Yolanda sitzt mir mit einem Ausdruck schierer Anbetung gegenüber. Zweifellos, weil ich ihrem Ex-Höhlenmenschen Paroli geboten habe. Dass sie mich so ansieht, fühlt sich verdammt gut an. Aber warum hätte sie das nicht wegen meines Intellekts oder meiner Charakterstärke tun können? Oder weil sie mir wichtig genug war, sie und ihr Kind – zwei Wildfremde – von der Straße zu holen? Warum musste ich erst auf Steinzeitniveau herabsinken, damit sie mich in einem neuen, schmeichelhaften Licht sieht?
    Jetzt, wo ich mich willens gezeigt habe, auf der Straße zu kämpfen wie ein Tier, sind meine Aktien gestiegen. Was für eine verdrehte Sichtweise ist das denn?
    Wenigstens ist Jamal konsequent. Er zuckt immer noch zusammen, wenn er glaubt, dass ich mich ihm auf mehr als einen Meter nähere. Und er beobachtet mich argwöhnisch.
    Unsere Kellnerin, eine süße, spindeldürre Frau um die sechzig mit einem einzigen Goldzahn im Mund, nimmt unsere Bestellung entgegen und fragt nach unseren Getränkewünschen. »Sie sind eine reizende Familie«, sagt sie, bevor sie in Richtung Küche verschwindet.
    Eine reizende Familie!
    Meine Wangen brennen. Auch Yolanda wirkt leicht verlegen.
    »Ich weiß nicht, was ihr zwei vorhabt«, sage ich zu Yolanda, »aber wenn wir hier fertig sind, gehe ich ins Bett. Ich bin ziemlich platt.«
    »Ähm, normalerweise geht Jamal samstags in die Kita«, erklärt Yolanda, deren Tonfall erkennen lässt, dass sie noch etwas auf dem Herzen hat. »Aber nach allem, was wir durchgemacht haben, behalte ich ihn heute vielleicht bei mir, damit er sich erholen kann. Wenn Ihnen das recht ist.«
    »Solange er mich nicht wachhält.«
    Das Frühstück wird serviert, und bald ist in der Nische nur noch genüssliches Schmatzen zu hören.
    Jamal kaut sein Essen so heftig, dass man glauben könnte, dass er wütend darauf ist. Obwohl er der Kleinste am Tisch ist, hat Jamal als Erster aufgegessen und piesackt sofort seine Mutter, damit sie ihm den restlichen Bacon auf ihrem Teller abtritt.
    Als wir fertig sind, teile ich mir die Rechnung mit Yolanda; dann fahren ich und meine »reizende Familie« zurück in meine Wohnung. Sollte es mir jemals schwerer gefallen sein, während einer sechs Häuserblocks weiten Fahrt wach zu bleiben, kann ich mich nicht daran erinnern.
    »Wo der Wäscheschrank ist, wissen Sie ja. Gute Nacht«, murmele ich, bevor ich in mein Schlafzimmer marschiere und auf dem Bett zusammenbreche.
    War ja klar, dass ich, sobald ich einnicke, von Boone träume! Von Boone und Yolanda.
    Gefolgt von einem entsetzlichen Albtraum vom NAACP-Gebäude, das in einer scheußlichen Wolke aus Staub und Rauch einstürzt. Das beunruhigt mich so sehr, dass ich trotz meiner Erschöpfung nicht mehr einschlafen kann.
    Seufzend steige ich aus dem Bett, ziehe mich an und wasche mich leise. Da der Samstag ein Arbeitstag ist, kann ich genauso gut zum
Herald
fahren.

KAPITEL FÜNFZEHN
    Der Mord an Sheldon Blumberg wurde so effizient durchgeführt, dass die Mordkommission sofort einen Profi dahinter vermutete. Was Mark Dillard ein selbstgefälliges Grinsen entlockt hätte.
    Normalerweise sind Schussopfer, an denen Verbrechen aus Leidenschaft begangen oder die von nervösen Gangstern um die Ecke gebracht wurden, durchlöchert wie ein Wiffleball. Schweizer Käse. Blumberg hatte nur eine einzige Einschusswunde an der rechten Schläfe; eine Austrittswunde gab es nicht. Die fragmentierende Kugel, die ihm in den Kopf gefeuert wurde, wirkte wie geplant und verwandelte sein Gehirn augenblicklich in einen Brei aus grauer Substanz und Blutgefäßen. Einer der berühmtesten Wohltäter Baltimores war tot, bevor er mit dem Kopf auf dem Lenkrad seines grauen Volvo Kombi aufschlug.
    Es gab keinerlei Hinweise auf einen Kampf, und von Blumbergs Nachbarn hatte keiner etwas mitbekommen,

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