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Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Titel: Der Teufel kommt raus: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blair S. Walker
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obwohl die Erschießung am Samstagmorgen zwischen halb und dreiviertel acht direkt in Blumbergs Einfahrt stattfand, wie Detective Philip Gardner angewidert feststellte. Nicht einmal einem Mann zwei Häuser weiter, der in seinem Kürbisgarten werkelte, war etwas Ungewöhnliches aufgefallen, bevor Blumberg auf die Autohupe sackte und das gesamte Viertel und ganz Baltimore in einen Schockzustand versetzte.
    Gardner seufzte und kaute auf einem ausgeleierten Kaugummi. Bürgermeister Clifford Shaw war benachrichtigt worden und befand sich auf dem Weg zum Tatort. Schon bald sollte er mit zusammengebissenen Zähnen und grimmigem Gesicht vor die Fernsehkameras treten. Und feierlich geloben, dass Blumbergs Mörder, ob es nun einer war oder mehrere, zügig festgenommen und seiner gerechten Strafe zugeführt werde.
    Was Gardner in die Bredouille bringen würde. In einen Dampfdrucktopf. In den vierten Höllenkreis.
    Die Medien würden den Bürgermeister in die Mangel nehmen, der den Polizeipräsidenten unter Druck setzen würde, der wiederum Gardners Vorgesetzten heftig tadeln würde, der dann Gardner so lange drangsalieren würde, bis ein Verdächtiger festgenommen wäre. Die Suche nach dem Täter würde nervenaufreibend und verdammt schwierig, das wusste Gardner nur zu gut. Im Laufe von Ermittlungen dieser Größenordnung verbrachte er selten mehr als vierzig Minuten am Tag im Polizeipräsidium. Sich dort aufzuhalten war nur Selbstquälerei.
    Gardner befand sich unter den Polizeibeamten, die durch das Gras und das Gebüsch um Blumbergs ausgedehntes viktorianisches Haus in Roland Park stapften, eine Enklave der Mittel-/Oberschicht im nördlichen Baltimore. Blumberg war stolz darauf gewesen, sich seine »Volksnähe« bewahrt zu haben, weshalb er auch einen 1984er-Volvo mit ausgeblichenem Lack gefahren hatte. Und weshalb er sich geweigert hatte, sich auf einem palastartigen Anwesen oder in einer bewachten Wohnanlage zu verstecken. Stattdessen war er in dem Haus geblieben, das er und seine Frau seit fünfunddreißig Jahren ihr Eigen nannten.
    Diese Einstellung und seine Angewohnheit, seinem Sicherheitsdienst am Wochenende freizugeben, hatte ihn das Leben gekostet.
    »Komm schon, Sheldon; spuck’s aus, Schätzchen. Sag mir, wer dich erschossen hat, und erspar mir einen Haufen Ärger«, murmelte Gardner und strich mit einer behandschuhten Hand Blumbergs Resthaar zurück, um die Einschusswunde zu untersuchen. »Wares was Geschäftliches? War deine Alte sauer auf dich? Was war’s, Kumpel?«
    Der Wagen lieferte nur die Fingerabdrücke von Blumberg, seiner Frau und eines Mitglieds des Sicherheitsdienstes, dessen Alibi hieb- und stichfest war. Der Rücksitz erbrachte die einzige Spur, bei der die Polizei von Baltimore ansetzen konnte: eine leere 9-mm-Patronenhülse, die vom Schlagbolzen einer Beretta gezündet worden war. Und Erdgranulat, das von einer der sechs Baustellen im nördlichen Baltimore County stammen konnte.
    Getreu der jüdischen Tradition wurde Blumberg schnell bestattet und das Totengebet für ihn gesprochen. Während eines speziellen Gedenkgottesdienstes im Kongresszentrum konnte man nur mit Mühe feststellen, wer aufgelöster war – Freunde und Verwandte oder Vertreter der diversen liberalen Verbände und Bürgerrechtsorganisationen, die von der Blumberg-Stiftung abhängig waren.
    Im gesamten Staat wehten die Fahnen tagelang auf halbmast, der Gesetzgeber führte einen Sheldon-Blumberg-Tag ein, und ein Fernsehsender aus Baltimore brachte eine halbstündige, gefühlsduselige Sondersendung über Blumbergs Leben.
    Die Mordkommission stellte Nachforschungen über die Anrufer bei Radiotalkshows an, die kein gutes Haar an Blumberg und seinem »Sozi-Vermächtnis« ließen. Die Lauferei ergab nichts.
    Mad Dawg Murdoch hat gerade nicht gesagt, was ich glaube, verstanden zu haben. Niemals. Auf der Fahrt zur Arbeit habe ich eine Kassette gehört, statt das Radio einzuschalten. Deshalb höre ich das zum ersten Mal.
    »Hast du gehört, dass heute Morgen jemand den Superjuden kaltgemacht hat, Mann?«
    »Wovon sprichst du, Dawg?«
    »Jemand hat Sheldon Blumberg getötet.«
    Ich packe den langen Lulatsch Dawg am Kragen und ziehe ihn zu mir runter. »Ist das ein verdammter Scherz? Hast
du
mich dauernd angerufen? Denn wenn ja – «
    »Was ist dein Problem, Mann?«, knurrt Dawg erschrocken, reißt sich los und versetzt mir einen Stoß gegen die Brust.
    »Was hast du gerade zu mir gesagt? Wiederhol das noch mal.«
    »Ich sagte,

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