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Der Teufel mit den blonden Haaren

Der Teufel mit den blonden Haaren

Titel: Der Teufel mit den blonden Haaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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heimgefahren ist...“
    Sabines Schlag saß mitten in Gabys Gesicht.
    „Du!“ keuchte Sabine. „Du elendes... elendes Frauenzimmer! Mein Vater betrunken! Das ist die gemeinste Lüge, die du jemals ausgesprochen hast! ‘raus jetzt, oder ich hole Paps und Toni, die werden dir Beine machen, verlaß dich drauf!“
    Gaby lächelte. Ein abgrundböses und gefährliches Lächeln. Aber ihre Stimme war kühl und ruhig, als sie sagte:
    „Diese Ohrfeige kostet dich eine ganze Menge, Sabine, eines Tages bekommst du von mir die Rechnung dafür präsentiert. Im Augenblick paßt es mir nicht in den Kram. Du gehst jetzt zu deinem Vater und sprichst mit ihm. Und wenn er will, daß ich dieses Haus verlasse, dann werde ich ohne Widerrede gehen. Kapiert?“
    Als Tante Antonie von ihrem großen Spaziergang nach Hause kam, war ihr Neffe gerade mit dem Schneeräumen fertig. Er lehnte die Schneeschaufel neben der Haustür an die Wand.
    „Na, Tantchen, wieviele Kilometer?“
    Sie nestelte ein kleines Ding, das wie eine Uhr aussah, aus ihrem Rockbund und las die Zahl der zurückgelegten Schritte ab.
    „Elftausendachthundertzweiundfünfzig Schritte, das sind fast sechs Kilometer. Keine große Leistung.“ Sie warf einen Blick zum Himmel. „Scheußlich, daß es jetzt immer so früh dunkel wird. Für alte Leute ist der Winter kein Vergnügen.“ Sie öffnete die Haustür, wandte sich aber nochmals um und winkte Toni zu sich. Halblaut sagte sie:
    „Diese neue Freundin von Sabine gefällt mir gar nicht. Sie hat was mit dem Franzi.“
    „Mit welchem Franzi?“
    „Na, mit dem jungen Monteur in der Autowerkstätte. Ich habe sie beobachtet, sie ist mit ihm weggefahren.“
    Toni schüttelte den Kopf.
    „Du kennst hier in der Umgebung wohl jeden, was? Kannst du dich nicht geirrt haben, vielleicht war es gar nicht Gaby, son...“
    Ein zierlicher Zeigefinger in hauchdünnem, schwarzen Leder bewegte sich vor Tonis Nase.
    „Papperlapapp, meine Augen sind noch gut. Und außerdem war dieser Kerl schon heute nacht bei uns und ist wie ein verliebter Kater ums Haus geschlichen. Du könntest Sabine einen diskreten Wink geben, hörst du? Ich habe nichts gegen Automechaniker, aber ausgerechnet der Franzi, man sagt, er habe nun schon das zweite Mädchen im Dorf unglücklich gemacht.“
    Toni starrte verbiestert vor sich hin. Er wußte nur zu gut, daß man sich auf Tante Antonies Aussagen verlassen konnte. Weshalb hatte ihm Gaby etwas von einem langen Spaziergang, von Verirren im Wald erzählt, wenn sie diesen Mechaniker kannte, bei ihm war und sich sogar von ihm hatte heimfahren lassen? Heimlich natürlich, dann war sie zu Fuß am Gartentor erschienen. Und nachts trieb sich dieser Bursche auch noch hier herum?
    Er konnte seine Enttäuschung nur mühsam verbergen, als er so leichthin wie möglich sagte:
    „Was geht’s mich an, welche Freunde Sabines Freundinnen haben.“ Er ging noch einmal zum Gartentor, obwohl er dort gar nichts mehr zu tun hatte, aber er wollte nicht gleich ins Haus gehen, wollte nicht gleich Gaby begegnen. Dann aber schob er seine trüben Gedanken beiseite: hatte ihm nicht Gaby für heute nacht etwas versprochen, etwas Unerhörtes?
    Es war ihm leichter ums Herz, als er merkte, daß er eigentlich entsetzlich fror.

    *

    „Fernsehbrötchen“, sagte Frau Ingrid in der Küche und deutete auf eine große Platte köstlich belegter Brote. „Das machen wir am Sonnabend immer.“
    Gaby tat erschrocken.
    „Ich bin wieder einmal zu spät gekommen! Ich hätte Ihnen so gern geholfen.“
    Sie erntete einen dankbaren Blick.
    „Meine Tochter macht sich nicht viel aus Hausarbeit. Nun ja, sie studiert und hat natürlich andere Dinge im Kopf. Gefällt es Ihnen bei uns?“ Sie blickte Gaby prüfend an. „Sie sind ein wenig blaß, ich finde, mal so ein paar Tage unbeschwerter Entspannung werden Ihnen guttun, nicht?“
    „Oh, ja“, nickte Gaby. „Ich...darf ich einmal ganz offen mit Ihnen sprechen. Frau Mercker, gewissermaßen als Frau zur Frau?“
    Frau Ingrid schob die fertige Platte beiseite, zog sie dann aber wieder heran und garnierte sie noch mit Petersilie, während sie sagte:
    „Selbstverständlich. Wo drückt denn der Schuh?“
    „Ich bin einmal aufs Gymnasium gegangen, zusammen mit Sabine, und...“
    „Oh, wie reizend! Das ist aber eine nette Überraschung! Haben Sie Sabine überhaupt schon...“
    „Ja, vorhin“, unterbrach Gaby. „Die Sache hat nur einen Haken. Würden Sie mich, liebe Frau Mercker, für eine Diebin

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