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Der Teufel mit den blonden Haaren

Der Teufel mit den blonden Haaren

Titel: Der Teufel mit den blonden Haaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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musterte ihn.
    „So? Und was versprechen Sie sich davon?“
    Sie sah, wie er rot wurde.
    „Ich? Ach — ich meine, ich finde es einfach nett, daß wir — na ja, Sie gefallen mir eben.“
    Sie war langsam näher gekommen, hatte sich mit einem raschen Blick vergewissert, daß man sie vom Hause aus nicht sehen konnte, und stand nun dicht vor Toni. Sie schaute ihn lange an, bis er das Schweigen unterbrach.
    „Was ist... warum... schauen Sie so... so...“
    Sie lachte leise.
    „Ich wollte nur was sehen, Toni.“
    „So? Was denn?“
    „Ob Sie noch ein Kind sind oder schon ein Mann.“
    Er richtete sich ein wenig auf.
    „Also, ein Kind bin ich nicht mehr, wenn Sie das meinen.“
    Sie nickte ihm zu.
    „Genau das habe ich gemeint. Du gefällst mir auch, und wenn mir ein Mann gefällt, dann kann ich altmodische Faxen nicht ausstehen.“
    Tonis Augen glänzten.
    „Sie… Sie sind... du bist unerhört, Gaby, du bist eine Wucht!“
    „Lieb von dir, das festzustellen. Aber es wird sich zeigen, ob du recht hast.“ Sie machte eine Kopfbewegung zum Hause hin. „Aber die dürfen nichts merken, klar?“
    „Ehrensache“, antwortete Toni erregt. „Wir müssen uns besonders vor meiner Schwester in acht nehmen, die hat einen guten Riecher für so was. Wollen wir nachher noch mal spazierengehen?“
    Gaby schüttelte lächelnd den Kopf.
    „Spazierengehen? Wozu soll das denn gut sein? Du bist anscheinend doch noch ein Kind. Euer Haus hat doch einen so schönen, umlaufenden Balkon, und mein Zimmer hat eine Tür auf diesen Balkon — bis heute nacht also.“
    Sie ließ einen völlig verwirrten, aber sehr glücklichen jungen Mann zurück, während sie entschlossen auf das Haus zuging. Die Schwester, dachte sie, Sabine also, hat einen guten Blick — na schön, mit der werde ich auch klarkommen.
    Mit dieser Annahme beging sie den zweiten großen Fehler, seit sie hier war.

IV

    Sabine warf ihren kleinen Koffer achtlos auf die Couch, als sie ihr Zimmer betreten hatte. Sie war wütend, daß Toni versucht hatte, sie so zu foppen. Ein tolles Mädchen, hatte er unten im Garten gesagt, die Eltern hätten es vergangene Nacht mitgebracht. Einfach lächerlich, Toni vergaß immer wieder, daß seine Schwester für so kindische Scherze nichts übrig hatte.
    Sabine streifte die Handschuhe ab, zog die schwere, handgewebte Schafwolljacke aus und schnupperte. Der Duft im Zimmer — das war doch ihr eigenes Parfüm?
    Mit zwei Schritten war sie am Schrank, riß die Türe auf: der Ozelotmantel war verschwunden!
    Also hatte sie sich unterwegs doch nicht getäuscht. Und Toni hatte vielleicht gar nicht gelogen?
    Sie rannte zum Schlafzimmer ihrer Mutter, hielt auf halbem Wege inne, weil Toni gesagt hatte, die Mutter habe sich ein wenig hingelegt. Sabine machte kehrt und lief vors Haus.
    „Toni! Ist das denn wirklich wahr? Wir haben ein wildfremdes Mädchen zu Besuch?“
    Toni nickte grinsend.
    „Klar, Bine. Du müßtest ihr direkt in die Arme gelaufen sein, sie ist gerade heimgekommen. Sie war spazieren.“
    „Spazieren? Sag mal, seid ihr denn alle verrückt geworden? Mit meinem Mantel? Wer hat ihr denn...“
    „Reg dich doch nicht auf. Schau sie dir an, sie ist wirklich toll.“
    „Wer hat ihr meinen Mantel gegeben? Und mein Parfüm hat sie auch benützt, das ganze Zimmer duftet danach.“
    „Jetzt hab dich doch nicht so albern. Ich sagte doch, sie ist in einer schrecklichen Klemme, und Papa und Mama haben sie mitgenommen. Sie bleibt ein paar Tage bei uns, bis ihr Knatsch zu Hause vorbei ist, oder so. Und wenn dir dein Parfüm schon wieder leid tut, schenke ich dir ein neues.“
    Sabine starrte ihren Bruder nachdenklich an.
    „Komisch“, sagte sie. „Von dieser sozialen Seite kenne ich Paps gar nicht. Hat er etwa beruflich mit ihr zu tun?“
    „Quatsch, überhaupt nicht. Er hat sie heute nacht auf der Heimfahrt mit seinem Wagen in den Graben gebügelt, und weil ihm das aus begreiflichen Gründen unangenehm war, hat er sie mitgebracht, was ich ganz vernünftig von ihm finde. Und außerdem ist Gaby wirklich...“
    „Da stimmt etwas nicht“, sagte Sabine. „Ist Paps oben?“
    „Vermutlich, du kannst ihn ja fragen.“ Und fast bittend fügte er hinzu: „Binchen, Gaby ist wirklich nett, sie gefällt mir verdammt gut. Bitte sei nett zu ihr, ja?“
    Sabines schön geschwungene Augenbrauen zogen sich zusammen.
    „Ich habe was gegen fremde Mädchen, die sich ausgerechnet meinen Ozelot anziehen und mein Parfüm verspritzen. Wie kommt sie

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