Der Teufel mit den blonden Haaren
ihren eigenen Wagen billig zu reparieren.
Da er es mit seiner Arbeit ernst nahm, außerdem noch über ein ungewöhnlich gutes Gedächtnis verfügte, fiel ihm der relativ neue Wagen am Ende der langen Reihe von Schrottfahrzeugen sofort auf. Vor allem besaß dieser Wagen noch Nummernschilder mit gültigem Stempel, und als Alois Windbacher ins Innere schaute, entdeckte er einen hellgrauen Damenmantel mit Pelzbesatz am Kragen.
Von der Holzbaracke aus rief er seinen Chef, den Unternehmer an, der jedoch von diesem Wagen nichts wußte und den Rentner bat, die Funkstreife zu verständigen. Vermutlich würde dieser Wagen als gestohlen gemeldet sein, und wenn Alois Windbacher Glück hatte, konnte er sogar eine Belohnung kassieren.
Wenige Minuten später erschien der Polizeiwagen, die Beamten besichtigten das Fahrzeug Friedrich Conegas von allen Seiten. Über Funk meldeten sie den Wagen und erfuhren wenig später, daß dieses Fahrzeug von seinem Besitzer nicht als gestohlen gemeldet worden war. Wenigstens bisher nicht. Immerhin empfahl die Zentrale den Beamten, einmal beim Besitzer nachzufragen, es konnte doch sein, daß er von dem Diebstahl noch nichts wußte. Auch die Personalien des Besitzers wurden durchgegeben, und so geschah es, daß sich die Beamten auf den Weg machten, um einen gewissen Herrn Friedrich Conega zu fragen, ob sein Wagen gestohlen worden sei. Wenn nicht, wünsche der Besitzer des Schrottplatzes die sofortige Entfernung des Fahrzeugs.
Die Streifenbeamten trafen fast gleichzeitig mit dem übermüdeten und blassen Kriminalassistenten Walther Scheurich vor Conegas Wohnung ein.
„Ein hellgrauer Ford“, sagte der Wachtmeister. „Das Kennzeichen ist M — FK 326.“
Scheurich verglich die Nummer mit den Angaben, die er in seinen Aufzeichnungen stehen hatte.
„Stimmt“, sagte er, „der Wagen gehört dem Mann, der den Bankraub versucht und den Beamten erschossen hat. Könnten Sie das Fahrzeug abschleppen und sicherstellen lassen?“
„Können wir, wenn Sie es wünschen.“
„Ja, und bringen Sie mir den Damenmantel bitte aufs Präsidium.“
„Gern. Brauchen Sie uns hier noch? Der Bursche wird wieder schießen.“
Walther Scheurich lächelte.
„Vielleicht wird er das, aber er ist gar nicht da. Ich möchte mich nur mit seiner Zimmerwirtin über ihn unterhalten.“
Der Streifenführer tippte an seine Mütze.
„Respekt“, sagte er, „da hat die Kripo mal wieder flott gearbeitet. Haben Sie den Kerl denn schon?“
„Noch nicht. Aber ich habe ein Mädel, das ihn liebt und ihn durch ein falsches Alibi aus der Sache heraushalten will. Wenn ich diesen Mantel habe, wird der Schwindel der Kleinen vermutlich platzen. Wenn Sie sonst noch etwas Wichtiges in dem Wagen finden, verständigen Sie mich bitte im Präsidium, ich bin in etwa einer Stunde wieder zurück.“
*
„Ich habe Angst“, sagte Renate Wolfert, während sie den Wasserkessel auf die elektrische Kochplatte setzte. „Und ich habe so das Gefühl, daß mir der Kriminaler nicht geglaubt hat.“
Freddy Conega räckelte sich noch im Bett. Er war erst in den Morgenstunden von seinem Ausflug zum Haus Sonneck zurückgekommen.
„Quatsch“, sagte er. „Wenn wir keine Dummheiten machen und du nicht die Nerven verlierst, kann uns gar nichts passieren. Es wird nicht mehr lange dauern, dann kreuzen die Bullen hier auf. Wahrscheinlich kommt der Kerl, der dich vernommen hat. Und dann leiern wir ihm unser Sprüchlein vor. Vergiß nicht, daß ich aus allen Wolken falle, weil ich von deinem Besuch nichts weiß und daß ich dir deshalb einen Mordskrach schlage, und dann geben wir — nicht gleich, sondern erst ganz zum Schluß, damit es echter wirkt, unseren guten Otto als Zeugen an — was soll da schon passieren? Nimm dich gefälligst zusammen.“
Sie setzte sich zu ihm ans Bett.
„Freddy — ist wirklich wieder alles gut zwischen uns? Wirst du nie mehr zu Gaby zurückkehren?“
„Nein“, sagte er gähnend. „Nein, bestimmt nicht. Gibt’s jetzt endlich Frühstück?“
*
„Mein Wagen war gestern schon fertig“, sagte Sabine nach dem Frühstück. „Ich mache einen Spaziergang nach Ascholding und hole ihn.“
Gaby überlegte blitzschnell, ob ihr von dieser Seite her Gefahr drohen konnte, aber der Franz hatte sicherlich allen Grund, den Mund zu halten. Sie wandte sich an Toni.
„Und was tun wir? Muß man sich nicht um die Pferde kümmern?“
Sabine, schon unter der Tür, drehte sich um.
„Das möchte ich lieber selbst tun, sobald
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