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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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Hölle los. Aber ich habe echt einen Superabend hinter mir!« Irgendwelches Gesülze über Christian konnte ich mir sparen, nachdem meine armen Eltern noch gar nichts von den Komplikationen mit Alex wussten,
aber dass Miranda meine Idee eines Wechsels zum New Yorker offenbar wohlwollend zur Kenntnis genommen hatte, würde sie beide sicherlich in Hochstimmung versetzen.
    »Schatz, ich möchte dich nicht gern unterbrechen, aber es ist etwas passiert. Wir haben heute einen Anruf vom Lenox Hill Hospital bekommen, das ist in der 77. Straße, glaube ich, und wie es klang, hat Lily einen Unfall gehabt.«
    Abgedroschene Phrase hin oder her – einen Augenblick lang blieb mir das Herz stehen. »Was? Was redest du da? Was für ein Unfall?«
    Aus ihrer mühsam beherrschten Stimme und der bewusst sachlichen Wortwahl hörte ich heraus, welche Anstrengung es sie kostete, so ruhig und souverän zu klingen, wie Dad es ihr für das Gespräch mit mir zweifellos nahe gelegt hatte. »Ein Autounfall, Liebes. Ich fürchte, es ist ziemlich ernst. Lily saß am Steuer – sie hatte noch jemanden bei sich, einen Kommilitonen, glaube ich – und ist in der verkehrten Richtung in eine Einbahnstraße abgebogen. Dann ist sie offenbar mit ungefähr 65 Sachen frontal auf ein Taxi geprallt. Der Polizeibeamte, mit dem ich gesprochen habe, meinte, es sei ein Wunder, dass sie überhaupt noch am Leben ist.«
    »Ich verstehe kein Wort. Wann ist das passiert? Kommt sie wieder auf den Damm?« Vor lauter unterdrücktem Schluchzen konnte ich kaum noch reden, denn so sehr meine Mutter sich auch bemühte, ruhig zu bleiben: Jedes ihrer sorgsam gewählten Worte verdeutlichte mir den Ernst der Lage. »Mom, wo ist sie denn? Kommt sie durch?«
    Erst jetzt merkte ich, dass meine Mutter ebenfalls weinte – nur ganz still. »Andy, ich gebe dir deinen Vater. Er weiß das Neueste von den Ärzten. Hab dich lieb, Schätzchen.« Den letzten Satz quetschte sie so gerade noch heraus.
    »Hallo Liebes, wie geht’s? Tut mir Leid, dass wir nichts Besseres zu berichten haben.« Die Stimme meines Dads klang tief und beruhigend, und einen Augenblick lang gab ich mich der
Illusion hin, es würde alles wieder ins Lot kommen. Lily hatte sich nicht den Hals, sondern höchstens das Bein oder ein, zwei Rippen gebrochen; und die paar Schrammen im Gesicht stichelte ihr der von allen Seiten empfohlene plastische Chirurg in null Komma nichts wieder zusammen. Auf alle Fälle war es nichts Ernstes.
    »Dad, jetzt sag mir bitte, was ist denn nun eigentlich passiert? Mom hat erzählt, Lily wäre mit vollem Karacho in ein Taxi geknallt? Das kapiere ich nicht. Erstens hat Lily überhaupt kein Auto, und zweitens hasst sie Autofahren wie die Pest. Nie im Leben würde sie kreuz und quer durch Manhattan gondeln. Wie habt ihr davon erfahren? Wer hat bei euch angerufen? Und was ist mit ihr?« Ich war schon wieder kurz vor einem hysterischen Anfall, und wieder klang Dad so sanft und gleichzeitig bestimmt, dass ich mich beruhigte.
    »Jetzt schnauf mal tief durch, dann erzähle ich dir alles, was ich weiß. Der Unfall war gestern, aber wir haben erst heute davon gehört.«
    »Gestern! Gestern? Und kein Mensch hat mir Bescheid gesagt?«
    »Herzchen, sie haben ja bei dir angerufen. Der Arzt hat gesagt, dass Lily dich in ihrem Terminplaner als erste Adresse in Notfällen angegeben hat, weil ihre Großmutter doch nicht mehr so gut beieinander ist. Jedenfalls hat es das Krankenhaus wohl bei dir privat und auf deinem normalen Handy versucht, aber natürlich ohne Erfolg. Und nachdem sich binnen 24 Stunden niemand meldete, haben sie sich Lilys Terminplaner noch mal vorgenommen und festgestellt, dass wir den gleichen Nachnamen haben wie du, und dann hier angerufen, um herauszufinden, wo du zu erreichen bist. Aber Mom und ich wussten nicht mehr, in welchem Hotel du wohnst, deswegen haben wir wiederum bei Alex nachgefragt.«
    »Ich werde wahnsinnig. Von gestern bis heute: War sie die ganze Zeit allein? Ist sie immer noch im Krankenhaus?« Ich kam
mit Fragen gar nicht hinterher, und die Antworten ließen für mein Gefühl elend auf sich warten. Herausgehört hatte ich bisher nur, dass ich offenbar der wichtigste Mensch in Lilys Leben war, nachdem sie unter dieser Rubrik für Notfälle, die man in Gottes Namen ausfüllte, aber doch nie und nimmer ernst nahm, meine Nummer angegeben hatte. Nun also hatte sie mich – allein mangels Alternativen – dringend gebraucht, und ich war nirgends auffindbar gewesen. Das

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