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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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Schluchzen war mir vergangen, doch die Tränen rannen trotzig weiter in heißen Strömen über meine Wangen, und meine Kehle fühlte sich an, als hätte jemand den Kloß darin mit Bimsstein entfernen wollen.
    »Ja, sie ist noch im Krankenhaus. Ich will jetzt ganz offen mit dir sprechen, Andy. Es ist keineswegs sicher, ob sie durchkommt.«
    »Was? Was soll das heißen? Kann mir vielleicht endlich mal jemand was Konkretes sagen?«
    »Liebes, ich habe bestimmt ein halbes Dutzend mal mit ihrem Arzt gesprochen, und ich weiß sie dort in den allerbesten Händen. Aber die Sache ist die, dass Lily im Koma liegt, Schätzchen. Der Arzt hat mir zwar versichert, dass -«
    »Im Koma? Lily liegt im Koma?« Was war das für ein hanebüchenes Gefasel: Die Wörter schienen nicht den mindesten Sinn zu ergeben.
    »Liebes, beruhige dich. Ich weiß, es ist ein schwerer Schock für dich, und ich hätte es dir tausendmal lieber nicht am Telefon sagen müssen. Wir haben schon überlegt, ob wir damit warten sollen, bis du wieder da bist, aber es sind ja noch etliche Tage, und da dachten wir, du solltest es doch lieber gleich wissen. Aber du sollst auch wissen, dass Mom und ich alles tun, was in unseren Kräften steht, damit sie möglichst gut versorgt wird. Sie hat für uns ja immer mit zur Familie gehört, das weißt du, und wir lassen sie jetzt natürlich auch nicht allein.«
    »O Gott, ich muss zurück, Dad, ich muss zurück! Sie hat niemanden außer mir, und ich sitze hier, am anderen Ende des Atlantiks. Ach, Scheiße, aber übermorgen ist diese dämliche
Party, wegen der ich überhaupt hier bin, und Miranda feuert mich unter Garantie, wenn ich da nicht aufkreuze. Was mache ich bloß? Was mache ich bloß?«
    »Andy, bei dir ist es schon reichlich spät. Ich glaube, es wäre das Beste, wenn du dich ein Weilchen schlafen legst und die Dinge noch mal in Ruhe überdenkst. Ganz klar, am liebsten würdest du auf der Stelle herkommen, das weiß ich; aber bedenke dabei auch, dass Lily momentan nicht bei Bewusstsein ist. Laut Aussage des Arztes stehen die Chancen zwar mehr als gut, dass sie binnen der nächsten 48 bis maximal 72 Stunden aufwachen wird und ihr Körper diese Zeit lediglich zu einer Art verlängertem Heilschlaf braucht, aber mit letzter Sicherheit lässt sich da gar nichts sagen«, fügte er leise an.
    »Und wenn sie aufwacht? Ist sie vermutlich hirngeschädigt oder gelähmt oder wer weiß was? O Gott, ich halt’s nicht aus.«
    »Sie wissen es schlicht noch nicht. Offenbar reagieren ihre Füße und Beine auf Reize, was darauf hindeutet, dass keine Lähmung vorliegt, aber sie hat etliche Schwellungen am Kopf, die man erst einordnen kann, wenn sie wieder bei Bewusstsein ist. Wir müssen einfach abwarten.«
    Wir redeten noch kurz weiter, dann legte ich abrupt auf und wählte hastig Alex’ Handynummer.
    »Hi, ich bin’s. Warst du schon bei ihr?«, überfiel ich ihn ohne jede Einleitung, ganz Klein-Miranda.
    »Andy. Hi. Du weißt also Bescheid?«
    »Ja, ich habe gerade mit meinen Eltern gesprochen. Warst du schon bei ihr?«
    »Ja, ich bin momentan im Krankenhaus. Sie lassen mich zwar nicht in ihr Zimmer, weil gerade keine Besuchszeit ist und ich nicht zur Familie gehöre, aber ich wollte trotzdem da sein, nur für den Fall, dass sie aufwacht.« Er klang so weit, weit weg, ganz in seinen eigenen Gedanken gefangen.
    »Was ist denn nun eigentlich passiert? Meine Mom hat irgendwas erzählt von wegen, sie wäre falsch herum in eine Einbahnstraße
gefahren und auf ein Taxi draufgebrettert oder so was? Das kann doch wohl nicht sein?«
    »Ach Mann, es ist echt ein Albtraum« – seufzend bequemte er sich dazu, mir endlich die Geschichte von A bis Z zu erzählen, nachdem sich bisher offenbar niemand sonst dazu bereit gefunden hatte. »Ganz genau blicke ich zwar auch noch nicht durch, aber ich habe mit dem Typen geredet, der bei ihr im Auto saß, Benjamin heißt er, der, den sie damals im College abserviert hat, weil er auf flotte Dreier stand, weißt du noch?«
    »Na logo, der arbeitet jetzt im gleichen Gebäude wie ich. Ich sehe ihn gelegentlich. Was zum Teufel hatte denn der da zu suchen? Lily findet ihn zum Kotzen – über die Sache damals ist sie nie so richtig weggekommen.«
    »Ja, das dachte ich auch, aber wie es scheint, haben sie sich in letzter Zeit öfter getroffen und waren eben auch gestern Abend zusammen aus. Er hat erzählt, dass sie Karten für das Phish-Konzert im Nassau Coliseum hatten und zusammen hingefahren sind.

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