Der Teufel und die Lady
ihn bei seinen Plänen gegen Montgomery auch noch zu unterstützen.
Das Herz ihres Vaters war so schwarz wie das des Teufels. Er hatte den Verstand verloren, war in den Wahnsinn getrieben worden von seinem eigenen Zorn. Wenn sie jemals daran gezweifelt hatte, jetzt war es für sie zur Gewissheit geworden.
Sie atmete tief durch, als ihr schmerzhaft bewusst wurde, dass sie ihrer Familie Vorrang vor James gegeben hatte. Einer Familie, die achtlos ihr Werk verbrannt hatte.
Jedes Gespräch mit ihrem Vater endete damit, dass sich ihre Gefühle in Aufruhr befanden und sie selbst sich wertlos fühlte. Warum war ausgerechnet sie diejenige von den Geschwistern, die seinen Hass auf sich gezogen hatte?
Vergiss ihn einfach. Du kannst dich durch das Malen von deinem Schmerz ablenken.
Das Schlimme war nur, dass ihr diese Betätigung kein Vergnügen mehr bereitete. Die Bilder, die sie verloren hatte, konnte sie nicht ersetzen. Sie fühlte nichts mehr, wenn sie jetzt den Pinsel zur Hand nahm. Der Schmerz in ihrem Herzen war zu groß, er überlagerte alles.
Ihr schwindelte, als sie sich die Worte ihres Vaters noch einmal durch den Kopf gehen ließ. Montgomery, des Verrats beschuldigt und ins Verlies geworfen … Warum hatte man ihr das nicht längst gesagt?
Gegen ihre Tränen ankämpfend, beschloss sie, umgehend Mutter Isabella aufzusuchen und herauszufinden, was sie von der Sache wusste. Vielleicht gelang es ihr so, etwas Licht in dieses verwirrende Dunkel zu bringen. Die Äbtissin hatte immer offene Arme und ein mitfühlendes Herz für verletzte Seelen. In den ersten Wochen hatte sie Brenna so viel Liebe entgegengebracht, dass diese fast geglaubt hatte, den Schmerz über den Verlust von James überwinden zu können. Aber was war, wenn Mutter Isabella mit in die Geschichte verwickelt war?
Jetzt blind für die Schönheit des Rebengartens, machte Brenna sich auf den Rückweg zum Kloster und ging dort geradewegs zum Zimmer der Äbtissin. Sie wollte eben anklopfen, da sah sie, dass die Tür einen Spalt weit offen stand. Von drinnen ertönten Stimmen. Jemand redete mit Mutter Isabella. Ein Mann. Ihr Vater.
Stirnrunzelnd trat sie näher an die Tür und lauschte.
„Montgomery ist verschwunden“, sagte ihr Vater. „Wir brauchen das Baby, um ihn aus seinem Versteck zu locken.“
Das Baby?
Eisige Furcht stieg in ihr auf. Es gab keine Babys hier im Kloster, außer … Sie sah hinunter auf ihren sich wölbenden Bauch. Außer ihrem eigenen.
Die Erkenntnis, tatsächlich schwanger zu sein, ließ sich nicht länger unterdrücken; sie stürmte mit aller Macht über Brenna herein. Sie hatte die Schwangerschaft in diesen letzten Wochen genauso verdrängt wie ihre Gefühle. Dabei waren ihre Brüste empfindsamer als sonst und ihr Bauch rundete sich sichtlich. Immer wenn ihr das aufgefallen war, hatte sie sich in die Malstube geflüchtet und sich mit ihren Bildnissen abgelenkt.
Doch Tatsachen verschwanden nicht, indem man sie ignorierte. Und es war eine Tatsache, dass seit der Hochzeit ihr monatliches Unwohlsein nicht mehr eingesetzt hatte. Bisweilen war ihr übel geworden, allerdings nicht morgens, sodass sie es auf ihren Kummer und ihre Sehnsucht nach James geschoben hatte.
Sie schloss die Augen und ließ ihren Gefühlen freien Lauf. Ein Kind wuchs in ihr heran. Montgomerys Kind. Das würde erklären, warum ihr Vater tatsächlich ins Kloster gekommen war. Fieberhaft überlegte sie, was sie als Nächstes tun sollte. Einerseits wollte sie ihren Gemahl finden und sich ihm um Gnade bittend zu Füßen werfen. Doch andererseits wollte sie nur noch weiter weglaufen – weit, weit weg von ihrem Vater und Montgomery.
„Ich kann Euch das Baby nicht überlassen“, hörte sie jetzt die Äbtissin sagen.
Ihr Vater schnaubte, und Brenna sah sein höhnisches Grinsen so deutlich vor sich, als befände sich keine Tür zwischen ihnen. „Ihr könnt. Und Ihr werdet. Ihr hattet ja auch keine Bedenken, mir Brenna zu geben, um dieses Kloster zu schützen.“
Brenna unterdrückte einen Aufschrei und hielt sich den Mund zu. Verwirrt spähte sie durch den Türspalt. Wovon redeten die beiden? Sie konnte den Rücken ihres Vaters erkennen, die Äbtissin sah sie nicht.
„Bitte!“, flehte Mutter Isabella. „Ich war so jung. Viel zu jung.“
Eine entsetzliche Vorahnung breitete sich in Brenna aus. Die Welt kam ihr plötzlich fremd und wie aus einem Traum vor, als hätten böse Geister alles ihr bislang Vertraute einfach ausgelöscht.
„Pah!“, zischte
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