Der Teufel und die Lady
sollte, sonst wäre er ernsthaft in Versuchung geraten, sie über Bord zu werfen. „Noch ein Wort und Ihr bleibt für den Rest der Reise geknebelt, verstanden?“
„Aber …“
Er zog warnend eine Augenbraue hoch.
Sie nickte verdrossen und schwieg.
Brenna war gleichzeitig wütend, aber auch besorgt, während sie neben ihrem Gemahl herging. Warum war er nur so stur? Wenn sie doch nur miteinander hätten reden können, dann wäre sie in der Lage gewesen, ihm zu erklären, dass sie beide das gleiche Ziel hatten – den König aufzusuchen und James’ Ehre zu retten.
Jedes Mal, wenn sie ihm ins Gesicht und auf die Narbe sah, die ein großes W auf seiner Stirn bildete, versank sie tiefer in Schuldgefühlen. Sie hatte ihm eine Narbe zugefügt, genau wie ihr Vater ihr selbst.
In der Kajüte angekommen, riss er sich die Tunika vom Leib, anschließend wusch er sich. Brenna spülte ihren Mund aus und rieb mit der Fingerspitze über ihre Zähne. Jetzt, da die Übelkeit abgeklungen war, fühlte sie sich wieder frisch und munter. Sie strich mit der Hand über ihren Bauch und fragte sich, was sie tun sollte. Die Schwangerschaft war schuld an dieser seltsamen, immer wiederkehrenden Übelkeit – und das nicht nur am Morgen, wie sie inzwischen gelernt hatte. Kein Wunder, dass sie sich gar nicht recht bewusst gewesen war, in anderen Umständen zu sein.
Das Schweigen ging ihr auf die Nerven. Sollte sie einfach damit herausplatzen, dass sie ein Kind erwartete? Würde er sie dann trotzdem knebeln? Würde er wütend sein? Froh?
Sie beobachtete ihn verstohlen.
Vielleicht konnte sie ihn ja verführen. Wenn sie ihn dazu brachte, sie zu lieben, ebbte sein angestauter Zorn womöglich etwas ab – und dann könnten sie miteinander reden.
Zögernd ging sie zu ihm und berührte seinen Oberarm. Die Muskeln unter seiner Haut fühlten sich warm und fest an und erinnerten sie an die vielen Nächte, die sie in seinen Armen verbracht hatte. Mit dem Finger malte sie einen kleinen Kreis darauf.
Er fuhr mit wutverzerrter Miene zu ihr herum, das Wasser rann ihm über die Brust. „Die Dirne zu spielen bringt Euch auch nicht weiter. Ihr widert mich an.“
Die Schroffheit seines Tonfalls erschreckte sie, und sie riss die Hand zurück, als hätte sie sich verbrannt. „Ich dachte nur …“
„Ich sagte Euch, Ihr sollt schweigen.“
Brenna hob die Hände zu ihrem Mund und starrte diesen Fremden an, mit dem sie verheiratet war. Das Herz tat ihr weh vor Kummer. Die Blutergüsse auf seinem Gesicht waren erheblich dunkler geworden, sodass sie sich fragte, ob sie wohl noch sehr schmerzten. Aber es bestand keine Möglichkeit, ihn danach zu fragen, dazu war er eindeutig noch zu wütend.
Er wandte sich von ihr ab, als verursachte allein ihr Anblick ihm Übelkeit. Sein Rücken war überzogen mit blutroten Striemen, die sich auf makabere Weise zu bewegen schienen, als James sich bückte und eine saubere Tunika aus einer Truhe nahm.
Ihre Schuldgefühle drohten sie zu ersticken. „Es tut mir so leid“, formten ihre Lippen, aber James konnte es nicht sehen, und sie wagte nicht, es laut auszusprechen.
Tränen stiegen ihr in die Augen und rannen über ihre Wangen. Sie hätte diese Striemen haben müssen, sie hatte die Miniaturen gemalt, nicht er.
Die Hautabschürfungen waren so breit und so lang, er musste ungeheure Schmerzen erlitten haben. Was für Tiere hatten ihm das angetan? Grenzenloser Hass auf ihren Vater und alle seine Intrigen stieg in ihr auf. Sie war nur eine Schachfigur für ihn gewesen. Ihm war sogar sein eigenes Enkelkind gleichgültig, er hätte es einfach verkauft wie ein Maultier.
Langsam ließ sie sich auf einen Stuhl sinken. Am liebsten hätte sie die Hände vor ihr Gesicht geschlagen und hemmungslos geweint.
Die folgenden drei Tage sprach James kein Wort mit ihr, abgesehen davon, wenn er ihr Befehle zubrüllte, sie sollte sich anziehen oder ihn an Deck begleiten. Die Reise nach England würde mehrere Wochen dauern, und er hatte keine Lust, sich in Brennas Lügengeflecht verstricken zu lassen. Er merkte jetzt schon, dass er anfing, ihr gegenüber schwächer zu werden.
Er ließ sie keinen Moment aus den Augen, weil er ihr nicht traute. Wenn sie über die Reling sprang, um ihrem Schicksal in England zu entgehen, würde er seine Unschuld nie beweisen können. Er erlaubte ihr auch nicht, mit seiner Mannschaft zu sprechen, weil er befürchtete, sie könnte mit ihrer Art seine Männer genauso betören, wie es ihr bei ihm gelungen
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