Der Teufel und die Lady
Gefangene, und er brachte sie nach London zum König. Punktum!
Seine Mannschaft arbeitete schnell und zielstrebig. Die Segel wurden gehisst, der Anker gehoben, und schon nach kurzer Zeit stach das Schiff in See.
James atmete tief den tröstlichen Seewind ein, während er sich auf die Reling stützte und über die verwirrenden Gefühle nachdachte, die Brenna in ihm auslöste. Er wünschte, er hätte sie aus seinem Kopf verbannen können, aber selbst jetzt musste er ständig an sie denken, und sein Körper brannte vor Begehren nach ihr.
Das verdammte Frauenzimmer war doch tatsächlich an seiner Brust eingeschlafen, als sie das letzte Wegstück bis zum Hafen zu Pferd zurückgelegt hatten. Ganz entspannt hatte sie sich an ihn geschmiegt. Hätte sie sich gewehrt, wäre ihm klar gewesen, was er zu tun hatte, aber diese schlichte Geste des Vertrauens machte ihn ratlos.
Er starrte hinaus auf das glitzernde Wasser und versuchte hart zu bleiben und sich nicht von solchen Gedanken beeinflussen zu lassen. Sie war eine Verräterin, so einfach war das. Milde ihr gegenüber war nicht mehr angebracht.
Er strich über das Heft des l’occhio del diavolo. Das Auge des Teufels – ein passender Name für den Dolch, denn auf ihrer Ehe schien ein teuflischer Fluch zu lasten. James stellte einen Fuß auf den untersten Holm der Reling und sah über das Meer zum blauen Himmel hinauf.
Gischt stob vor dem Bug auf, sie waren endlich auf der Heimreise nach England. Das tiefblaue Wasser erstreckte sich endlos vor ihnen, während die zerklüftete Küste Italiens allmählich am Horizont verschwand. Die Sonne brannte heiß und gnadenlos vom Himmel, der Wind zerrte an James’ Tunika. Seine Wunden heilten langsam ab und schmerzten nur noch ein wenig.
Auf dem Ozean fühlte er sich lebendig.
Er war froh, wieder nach Hause zu segeln. Dort würde er seine Ehre retten können.
In diesem Moment tauchte Brenna neben ihm auf und schob ihn ein Stück zur Seite. Sie war grün im Gesicht und beugte sich zitternd über die Reling.
James packte sie wütend am Arm. Wie war sie bloß aus der Kajüte gekommen? Lernte sie denn nie, wann es Zeit war aufzugeben?
Sie schüttelte verzweifelt den Kopf, als er sie von der Reling wegzog, und dann fing sie plötzlich zu würgen an. Mit einem Schwall übergab sie sich über seine Tunika.
Verdammt. Seekrankheit. Kein Fluchtversuch. James verzog das Gesicht und betrachtete seine ruinierte Tunika.
„Verzeihung“, stammelte Brenna. „Ich wollte mich ja über die Reling beugen, aber …“
Sie sah so verwundbar aus, dass es ihm einen leichten Stich versetzte. Seekrankheit war ein schreckliches Leiden, das er seinem ärgsten Feind nicht wünschte. Er wollte sie eigentlich trösten und ihr sagen, dass dies Elend nach ein, zwei Tagen vergehen würde, aber er unterdrückte die Anwandlung von Freundlichkeit. Nein, er wollte kein Mitleid für diese Verräterin empfinden, das führte nur zu seinem Untergang.
„Wie seid Ihr aus der Kajüte gekommen? Die Tür war von außen abgeschlossen.“
Sie zog eine Haarnadel aus ihrem Haar und gab sie ihm. „Im Kloster habe ich gelernt, damit Schlösser aufzubrechen. Ich will nie wieder irgendwo eingesperrt oder angekettet sein.“
Er nahm die Nadel und sah Brenna misstrauisch an. „Warum verratet ihr mir das?“
„Ich will nicht fliehen. Ich möchte, dass Ihr mir vertraut, wenn ich Euch erzähle, warum ich das Kloster verlassen habe und Euch finden wollte.“
Lügen, Lügen, nichts als Lügen.
Knurrend nahm er ihren Arm und machte sich mit ihr auf den Weg in die Kajüte, um sich zu waschen und sich umzuziehen. „Wenn Ihr gelernt habt, Schlösser aufzubrechen, werde ich Euch nicht einen Moment mehr von meiner Seite lassen.“
„James, ich habe mich auf die Suche nach Euch gemacht – ich will an Eurer Seite sein.“
Was für ein grenzenloser Unsinn! „Schweigt“, grollte er. Wenn er es zuließ, dass sich auch nur ein Fünkchen Mitgefühl in seinem Herzen ausbreitete, würde er es nie über sich bringen, sie nach London zu bringen und dem Zorn des Königs auszuliefern.
„Bitte, James.“
„Ich sagte Euch bereits, Ihr sollt mich nicht so nennen.“
„Aber Ihr müsst mich anhören. Ich schwöre, ich wusste nichts von Eurer Einkerkerung. Ich bedaure Eure Verletzungen so sehr. Nie hätte ich es zugelassen, dass man Euch so etwas antut.“
Dieses verlogene kleine Ding! Er blieb stehen und sah sie aufgebracht an. Zu schade, dass er sie lebend zum König bringen
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