Der Teufel und die Lady
während sie Montgomery anzusehen versuchte, ob er es wirklich ernst meinte.
Seine Miene war hart wie Stein, kein Funken Mitgefühl glomm in seinen Augen auf. Er erwiderte ihren Blick, als wüsste er, dass die Schlacht geschlagen war. Er wartete jetzt nur noch darauf, dass sie es ebenfalls zugab. Seine langen Finger glitten über die Kette.
Wieder erschauerte Brenna. Zweifellos hatte der Vollstrecker schon viele Menschen zum Tod durch das Rad verurteilt und empfand keinerlei Schuldgefühle wegen der Schmerzen, die sie erlitten hatten. „Ist so Eure letzte Gemahlin ermordet worden?“
Er erstarrte. „Nein.“
„Aber Ihr habt sie ermordet, nicht wahr?“
Da war wieder dieses rötliche Funkeln in seinen Augen. „Manche behaupten das. Aber nicht die Klugen.“
Tödliches Schweigen breitete sich in der Kammer aus. Brenna begriff, dass sie verloren hatte.
Sie wischte sich wütend die Tränen aus den Augen und kniete sich auf die Matratze. Ihre Wangen begannen zu glühen. „Es ist abscheulich, seine Gemahlin so zu behandeln“, sagte sie, unfähig, ihre Zunge im Zaum zu halten.
Er blickte wortlos hinab auf seine Brust. Brenna war sich bewusst, dass sich unter seiner Tunika eine hässliche rote Wunde befand, wo ihr Dolch ihn getroffen hatte.
Sie fing am ganzen Leib zu zittern an, sodass sie sich kaum noch aufrecht halten konnte. Ihr wurde klar, dass sie im Grunde Todfeinde waren, die die Kirche im Bund der Ehe zusammengeführt hatte.
Zwei Menschen, die einfach nicht zueinander passten.
Eine unheilvolle Verbindung.
Hätte sie doch nur ins Kloster gehen dürfen! Das Leben dort war langweilig, aber wenigstens hätte sie im Konvent eine einflussreichere Stellung anstreben und die restliche Zeit mit ihrer Kunst verbringen können. Immer nur Kreuze und Heiligenscheine darzustellen, war zwar auf Dauer eine Qual, aber trotz allem Malerei.
Brenna verdrängte diese Gedanken und atmete tief durch. Sie legte die Handflächen vor sich auf die Matratze und beugte den Kopf über seinen Schoß. Seine Oberschenkel waren warm und fest unter den Beinlingen aus fein gewebtem Stoff. Sie glaubte, jeden einzelnen Muskel darunter spüren zu können.
Er hob ihr Tuch im Nacken leicht an und legte ihr den Eisenring mit derart sicheren Bewegungen um den Hals, als hätte er so etwas schon unzählige Male getan. Sie verzog das Gesicht, als das kalte Metall ihre Haut berührte. Wieder fühlte sie sich in ihrem Stolz gekränkt, und sie biss die Zähne zusammen, um ihre Tränen zurückzuhalten.
Um sich abzulenken, überlegte sie, wie sie das Beste aus ihrer Lage machen konnte. Der Schmied war doch sicherlich imstande, einen Schlüssel für ihre Fesseln zu fertigen. Sie konnte aber auch Nathan eine Nachricht zukommen lassen, der sicher auch einen Ausweg wissen würde.
Mit einem Klicken rastete die Schließe des Halsreifens ein. Montgomery ließ sie los und erlaubte ihr, den Kopf zu heben. Sie schluckte. Der Reifen war zwar dünn, aber solide gearbeitet. Er lag nicht sonderlich eng an, doch sie spürte trotzdem sein Gewicht im Nacken.
„Setzt Euch aufrecht hin“, befahl er und griff nach einem der kleineren Ringe. Sie gehorchte schweigend. „Streckt den Arm aus.“
Auch das tat sie widerspruchslos, und sie ließ sich von ihm den Eisenring um ihr Handgelenk legen.
„Kein Bitten und Flehen?“
Sie senkte leicht den Kopf. „Nein, Mylord“, sagte sie ergeben.
„Gut.“
Seine Arroganz reizte sie bis zur Weißglut.
Er griff nach ihrem anderen Handgelenk. Sie zwang sich, ihre Hand nicht zurückzuziehen. Das war ihre rechte Hand, und sobald sie gefesselt war, würde Brenna den Pinsel nicht mehr ruhig halten können, wenn sie malen wollte. Ein ungutes Gefühl beschlich sie. Was war, wenn sie sich niemals von diesen Ketten befreien konnte? Was, wenn die Fesseln ihre Hände verkrüppelten?
Sie bemühte sich, fügsam zu bleiben. Sich gegen den Vollstrecker aufzulehnen, bedeutete, einen Willenskrieg zu führen – und ein körperliches Kräftemessen kam nicht infrage. Wenn sie ihm offen Widerstand leistete, würde er sie zweifellos erst auspeitschen, ehe er sie in Ketten legte. Und wenn sie ihm gestand, wie viel ihr die Malerei bedeutete, brach er ihr womöglich noch die Finger.
Die Schließen der Handreifen rasteten ein – und Brenna schluckte erneut. Sie würde einen Weg finden, um sich zu befreien und um auch wieder malen zu können. Das musste sie einfach, denn das Hantieren mit dem Pinsel war ihre Flucht vor der Wirklichkeit, ihr
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