Der Teufel und die Lady
ruhen.
„Steh auf, Gwyneth!“
„Großer Gott, Schwester! Geht es dir gut?“
„Ja“, erwiderte Brenna, obwohl sie nicht ganz sicher war, ob das der Wahrheit entsprach.
„Aber diese Ketten! Es tut mir so furchtbar leid, ich wollte niemals, dass das ein solches Ende nimmt. Es muss doch einen Ausweg geben! Das habe ich damit wirklich nicht bezweckt.“
Brennas Unbehagen nahm zu. Ihre Schwester sprach viel zu laut und erregte viel zu viel Aufmerksamkeit. „Sprich bitte leiser.“
In der Halle war jetzt kein anderes Geräusch mehr zu hören außer dem Rascheln der Binsenstreu unter Montgomerys Füßen, als er sich den Frauen näherte. Gwyneth drehte sich zu ihm um. „Ich werde jetzt die Dinge richtigstellen.“
Um Gottes willen, nicht noch einer von Gwyneths haarsträubenden Einfällen. „Nein! Er braucht nicht zu wissen, dass …“, flüsterte Brenna, verstummte aber, als er unmittelbar vor ihr stand. Er machte ein finsteres Gesicht.
„Was brauche ich nicht zu wissen?“
„Nichts, Mylord. Nur eine Bagatelle zwischen meiner Schwester und mir“, erwiderte Brenna hastig und klammerte sich an Meirionas Rat, seinen Stolz wieder aufzurichten. Nervös befeuchtete sie ihre Lippen.
Gwyneth streckte ihm ihre Hand hin. „Mylord, ich bitte Euch, sie freizugeben.“
„Und Ihr seid?“
„Gwyneth, ihre Schwester.“
Als Montgomery kein Anzeichen gab, dass ihr Name ihm irgendetwas sagte, versank Gwyneth vor ihm in einen tiefen Knicks.
Ein Gefühl bevorstehenden Unheils breitete sich in Brenna aus.
„Mylord, das ist alles meine Schuld“, begann Gwyneth.
„Nicht, Schwester“, beschwor Brenna sie und versuchte, ihr den Mund zuzuhalten, aber die Ketten ließen schnelle Bewegungen nicht zu.
„Ich bitte Euch, meine Schwester freizugeben und stattdessen mich zu nehmen.“ Gwyneth hielt Montgomery ihre Hand hin.
Jetzt war Brenna endlich nahe genug, und sie hielt ihr panikerfüllt den Mund zu. „Still, du Dummchen! Er hat keine Ahnung.“ Gott allein wusste, was Montgomery tun würde, wenn er erfuhr, dass sie vor dem Altar die Plätze getauscht hatten!
„Wovon habe ich keine Ahnung?“ An seinem Unterkiefer zuckte ein Muskel, und Brenna brach der Angstschweiß aus. Ob er sie nach draußen brachte und die Hinrichtung vollendete, wenn er das ganze Ausmaß ihres Betrugs erfuhr?
Gwyneth schob Brenna zur Seite und warf sich Montgomery zu Füßen.
„Gwyneth, hör auf!“ Brenna versuchte, ihre Schwester hochzuzerren, aber diese widersetzte sich und behielt ihre unterwürfige Haltung bei.
„Ich habe Euch getäuscht, Mylord.“ Gwyneth hob flehend die Hände. „Ich bin Eure Braut, nicht sie. Ich will gern Eure Gemahlin, Eure Geliebte oder Eure Sklavin sein, nur bitte, bitte, tut meiner Schwester nichts zuleide! Es war meine Schuld, ganz allein meine Schuld, dass sie Euch im Hochzeitsgemach angegriffen hat.“
Brenna hätte sie am liebsten durchgeschüttelt, um sie zur Vernunft zu bringen. „Steh auf“, zischte sie. „Steh auf, bevor ich dich ohrfeige!“
Tödliche Stille herrschte in der Halle.
Brenna warf ihrem Gemahl einen verstohlenen Blick zu, um zu sehen, wie er auf Gwyneths hanebüchene Erklärung reagierte.
In seinen Augen lag ein unheilvolles Funkeln, als er zwischen ihr und ihrer Schwester hin und her sah.
Brenna wurde übel. Was immer er aus dieser völlig neuen Entwicklung machen würde – es war mit Sicherheit nichts Gutes.
8. KAPITEL
James starrte abwechselnd auf die Schönheit, die vor ihm kniete, und auf seine neue Gemahlin. Schon wieder überlistet! Diese beiden hier hatten es geschafft, einen kompletten Narren aus ihm zu machen.
Das Blut vieler Generationen von Kriegern geriet in ihm zum Wallen, blinder Zorn stieg in ihm auf, und einen Moment lang hätte er am liebsten beide Frauen geköpft. Er wollte sie bezwungen und besiegt sehen, ihren Stolz unter seinen Stiefeln zermalmen. Mit ihren Überresten wollte er dann seine angeschlagene Ehre wieder kitten.
Er ballte die Fäuste und beschloss, sich lieber einen Plan zurechtzulegen. Jahrelang war sein Leben geordnet und beherrscht verlaufen, und er hatte seine inneren Dämonen strengstens in Schach gehalten.
Er konnte es nicht billigen, dass die Betrügereien von Frauen ihn seine Selbstbeherrschung verlieren ließen. Ehre erwarb man sich nicht dadurch, dass man Frauen körperlich schlug.
Ohne jeden Zweifel war Gwyneth die schönste Frau, die er je gesehen hatte. Sie hatte ein süßes, herzförmiges Gesicht, eine zarte, fast
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