Der Teufel und die Lady
fragte er den Händler, der geschäftig ein Tuch nach dem anderen hervorzog.
Schon bald war die Kammer von Farben überflutet, als der Mann und die Frau Samt und Seide in allen Längen und Zuschnitten zum Vorschein brachten. Es war, als malten sie Regenbogen aus Stoffbahnen. Dazu zeigten sie Besätze aus Spitze, Hermelin, Fuchs und Nerz.
Brenna rieb sich die Schläfen. Warum Montgomery neue Kleidung benötigte, war ihr schleierhaft. Selbst seine von der Reise abgenutzten Sachen waren noch besser als alles, was sie in den letzten sieben Jahren getragen hatte.
Sie zerrte leicht an ihrer Kette und ärgerte sich, dass sie nicht einfach aufstehen und aus der Kammer gehen konnte. Ein Beweis mehr für seine Arroganz, einfach Händler herzubestellen, während sie ans Bett gekettet war.
Immer mehr Stoffbahnen hob er hoch, manche behielt er über dem Arm, andere sortierte er aus. Wie gewöhnlich ging er dabei entschlossen und zielstrebig vor.
Und übertrieben genau. Sie hatte noch nie einen Mann gesehen, der sich so gut mit Stoffen auszukennen schien. Er entdeckte winzige Webfehler, die ihr selbst niemals aufgefallen wären. Großer Gott, er war ja noch schlimmer als Gwyneth.
Er war wirklich zum Verzweifeln. Außerdem musste Brenna dringend den Abtritt aufsuchen. Wann verschwanden endlich alle diese Leute? Sie schloss resigniert die Augen.
„Fünfzehn Gewänder also“, hörte sie Montgomery sagen. „Mit Unterkleidern und Hemden natürlich. Ein paar für den Alltag und ein paar, die man auch bei Hof tragen könnte.“
Sie schlug argwöhnisch die Augen auf. „Gewänder?“
Er drehte sich ruckartig zu ihr um.
Brenna achtete nicht auf das Ziehen der Kette um ihren Fuß und setzte sich auf. „Ihr bestellt das alles für mich?“
„Natürlich.“
Ihr wurde schwindelig. Das letzte neue Gewand hatte sie vor Jahren bekommen, und damit waren schmerzliche Erinnerungen verbunden. Und dann gleich fünfzehn? Das war eine unglaubliche Anzahl von Kleidern für eine einzige Frau. Selbst als ihr Vater ihr alle Kleider fortgenommen hatte, waren es nur fünf gewesen.
Sie ließ sich wieder zurück in die Kissen sinken. „Warum seid Ihr so nett zu mir?“
Die Frage schien ihn zu überraschen.
„Nun?“ Ohne Rücksicht auf das Unbehagen der anderen Anwesenden im Raum, klirrte sie mit der Kette. „Es besteht kein Anlass dazu. Wir sind heute genauso wenig ineinander verliebt wie vorher“, wiederholte sie seine früheren Worte.
Der Händler und seine Frau tauschten einen betretenen Blick und wühlten weiter in den Truhen herum.
Montgomery wollte gerade antworten, aber die Frau zog hastig einen seidigen grünen Stoff hervor, der so zart war, dass er fast durchscheinend wirkte. „Wie wäre es hiermit, Mylady? Er würde doch wunderbar zu ihren Augen passen, nicht wahr?“
Durch das Fenster fiel Licht auf den Stoff, und er schien plötzlich in den verschiedensten Farben zu schimmern. So ein Tuch hatte Brenna noch nie gesehen, es wirkte fast wie verzaubert.
„Meine Frau hat recht.“ Der Händler beeilte sich, seinem rundgesichtigen Weib zuzustimmen. „Wenn Ihr bitte aufstehen würdet, Mylady, damit ich Maß nehmen kann?“
Brenna warf Montgomery einen hilflosen Blick zu. Unter dem Laken war sie nackt, und sie hatte auch kein langes Haar, mit dem sie ihre Blößen hätte bedecken können.
„Steht auf“, verlangte er schroff. „Ich werde nicht zulassen, dass meine Gemahlin in Lumpen herumläuft.“
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Es stört Euch jetzt aber nicht, wenn ich nackt und in Ketten herumlaufe“, fauchte sie.
Seine Augen begannen zu funkeln. „Nicht im Geringsten.“
Sie errötete und wandte den Blick ab. Wie weit wollte er sie noch erniedrigen?
„Hier.“ Er lachte leise und warf ihr ein Hemd zu. „Zieht das über, und dann steht auf, damit die Leute Maß nehmen können.“
Dieser unmögliche Mensch! Stirnrunzelnd dachte sie daran, wie gelassen er gewesen war, als die Bediensteten den Badezuber für ihn gefüllt hatten. Ihm mochte es nichts ausmachen, wenn Leute in seinen Privatbereich eindrangen, aber Brenna fand so viel Trubel verwirrend. Im vergangenen Jahr war sie die meiste Zeit ganz allein gewesen.
Die Händler huschten in der Kammer herum und hantierten mit Stoffen, Nadeln und Scheren, als wären sie vollkommen taub und bekämen von dem Gespräch nichts mit.
Zähneknirschend zog sich Brenna unter dem Laken das Hemd an, danach schwang sie die Beine über die Bettkante. Der Boden
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