Der Teufel und die Lady
vom strahlend blauen Himmel, dennoch fühlte sich die Luft etwas stickig an. Der Frühling ging allmählich in den Sommer über.
Bedienstete und Arbeiter hasteten über den Hof, Hämmern war zu hören, Hunde bellten.
Montgomerys blaue Augen leuchteten auf, als er sich umdrehte und Brenna entdeckte. Verwirrt stellte sie fest, dass sich ihr Verlangen nach ihm regte. Die Eindringlichkeit seines Blickes sprach einen tief verborgenen Teil ihrer Seele an. Sie gehörte ihm, und sie wollte es auch.
Dennoch war ihre Beziehung zum Untergang verdammt. Ihr Bruder würde angreifen. Sie selbst würde nach Italien reisen und ihren Traum verwirklichen. Langsam ging sie auf Montgomery zu.
Lächelnd schlang er seinen Arm um ihre Taille und küsste Brenna mitten auf den Mund. Seine sinnlichen Lippen fühlten sich gleichzeitig so richtig und so falsch an. Obwohl sie wusste, dass ein Fluch über ihrer Verbindung lag, begehrte sie ihn. Schon wieder. Jetzt gleich.
„Ihr habt mir noch gar nicht gedankt, dass ich Euch die Ketten abgenommen habe“, murmelte er ihr ins Ohr.
Sie zog eine Braue hoch. Gern hätte sie ihn angefahren, weil er Dank für etwas verlangte, was erst gar nicht hätte geschehen dürfen. Doch jetzt, wo die Flucht in greifbare Nähe gerückt war, konnte sie es sich nicht leisten, erneut gefesselt zu werden. „Ich danke Euch, Mylord.“
Er küsste sie erneut. „Gern geschehen. Wenn Ihr jedoch vorhabt, zu fliehen oder Euch nicht an unsere Abmachungen zu halten, lege ich Euch wieder in Ketten, möglicherweise dann bis ans Ende Eures Lebens.“
Seine Worte ernüchterten sie und machten ihr Angst. „Ihr habt versprochen, Gwyneth und Adele dürften ihre Ehemänner mit aussuchen“, kam sie ohne Umschweife zur Sache. Sie betete insgeheim, dass Adele sich geirrt hatte, aber ihr Herz ruhte wie ein Stein in ihrer Brust.
Montgomery schob sie ein Stück von sich, ein unergründlicher Schatten fiel auf seine Züge. Das jungenhafte Lächeln verschwand. „Das war nicht möglich.“
Ihr Zorn regte sich, und sie fühlte sich zutiefst verletzt, weil sie an sein Versprechen geglaubt und gedacht hatte, ihre Ehe entwickelte sich allmählich doch zum Guten. „Das war nicht unsere Abmachung.“
„Unsere Abmachung beinhaltete auch nicht die Flucht Eures Vaters.“
„Das haben wir längst besprochen!“
„Ruhig, Brenna. Der König wünscht, dass Eure Schwestern ordentlich verheiratet werden, also werde ich sie auch ordentlich verheiraten.“
„Das ist ungerecht!“
Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf. „Ich bin Euer Gemahl, und Ihr werdet Euch an meine Regeln halten.“
Sie sah ihn aufgebracht an und fühlte sich auf einmal schrecklich hilflos. Männerwelt! Frauen waren immer nur Schachfiguren in dieser Männerwelt. Nie besaßen sie die Freiheit, das zu tun, was sie wollten. Sie durften nicht allein reisen, nicht malen, nicht ihren Willen durchsetzen.
Er strich ihr mit dem Handrücken über die Wange. „Eure Schwestern werden gut versorgt sein. Ihr müsst meinem Urteilsvermögen vertrauen.“
„Euch vertrauen?“ Sie hätte ihn am liebsten geohrfeigt.
„Ja, genau wie letzte Nacht.“
„Das war …“ Sie wandte das Gesicht ab und sah auf das Gras im Burghof. Es war braun, und immer wieder schimmerte die nackte Erde durch – zertrampelt wegen der regen Betriebsamkeit in der Burg. Zertrampelt wie ihr eigenes Herz. „… etwas anderes.“
„Etwas anderes? Inwiefern?“ Obwohl sie ihn nicht ansah, spürte sie seinen Blick eindringlich auf sich ruhen.
„Wir haben …“ Ihre Wangen glühten. Er hatte sie ans Bett gekettet und ihr Gewand mit einem Dolch zerschnitten. Sie hatte ihm nicht nur vertraut, sie hatte es genossen. „Verdammt! Da ging es um den Liebesakt. Jetzt geht es um das Leben meiner Schwestern“, zischte sie.
„Meine Gemahlin.“ Er hob ihr Kinn an, sodass sie gezwungen war, ihm in die Augen zu sehen. „Wenn ich Euch nichts zuleide tue, warum sollte ich dann denen etwas antun, die Ihr liebt? Der König bestand auf schnellen Eheschließungen – es gab keine Zeit für ein längeres Werben. Wenn ich die Männer nicht ausgesucht hätte, dann hätte Edward es getan. Ich kenne die Männer, die Eure Schwestern heiraten werden. Sie sind gute Menschen.“
Ein Teil von ihr wollte ihm vertrauen – und diesen Teil hasste sie. „Es ist trotzdem nicht richtig“, beharrte sie.
„Gwyneth ist nicht fähig, eine weise Wahl zu treffen. Es ist besser für sie, wenn ich das
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