Der Teufel und die Lady
verkündet hatte, dass sie den Teufel von Donnachaidh heiraten werde. Dies also musste der Punkt gewesen sein, dachte Evelinde, an dem das Glück sie verlassen hatte.
Dabei war sie nach dem Vollzug der Ehe mit dem Gefühl aufgewacht, dass sie sich glücklich schätzen konnte, mit diesem Mann vermählt worden zu sein. Evelinde schnaubte abfällig angesichts dieses armseligen, naiven Gedankens, den sie noch vor Kurzem gehegt hatte. Cullen, der gerade mit ihr den Wohnturm betrat, bedachte diesen Laut mit einem durchdringenden Blick. Doch Evelinde übersah die Frage in seinen Augen und kam zu dem Schluss, dass das Pech, das ihrem Gemahl damals widerfahren war, ihr hätte zu denken geben sollen und sie tunlichst einen Weg hätte finden müssen, das Verlöbnis zu beenden.
Und vom Pech verfolgt war er in der Tat, dachte Evelinde, während Cullen sie durch die große Halle zur Treppe trug. Sein Vater, sein Onkel und seine erste Gattin waren tot, und jeder dieser Todesfälle wurde ihm, Cullen, angelastet. Eine glückliche Fügung war dies gewiss nicht. Es schien offensichtlich, dass ihr Gemahl mit irgendeinem Fluch belegt war.
Vielleicht sollte sie sich eingehender mit Schutzzaubern befassen, damit sie diese Ehe lebendig überstand, dachte Evelinde missmutig.
»Zieht Euch um.« Cullen äußerte diesen knappen Befehl, als er sie am Fuße der Treppe absetzte, die zu ihrem Gemach hinaufführte.
»Genau was soll ich anziehen, Mylord?«, fragte Evelinde ungehalten. »Ich habe nichts außer den Kleidern in unserer Kammer, und jedes von ihnen dürfte so weit sein wie dieses.«
»Wie bitte?«, fragte Cullen überrascht.
»Ihr habt gehört, was ich sagte«, erwiderte Evelinde schärfer, als sie beabsichtigt hatte. Sie blickte zu den Comyns hinüber und seufzte innerlich, als ihr aufging, dass diese zwar drüben bei der Tafel standen, aber aufmerksam lauschten.
»Aber natürlich habt Ihr Kleider zum Anziehen«, beteuerte Cullen. »Zieht doch einfach eines von Euren eigenen an.«
»Und wo soll ich eines davon hernehmen?« Evelinde wandte sich ihm wieder zu und ließ ihrem Unmut freien Lauf. »Ihr habt mich von d’Aumesbery weggezerrt, ohne dass ich meine Magd, meine Stute oder auch nur Kleidung zum Wechseln oder eine Haarbürste mitnehmen konnte«, rief sie erzürnt. »Und dies«, sie wies an sich herunter, »ist das Beste, was ich aus meiner Lage machen konnte!«
Cullen brummte verärgert und schüttelte den Kopf. »Selbstverständlich habe ich Euch Kleidung zum Wechseln mitgebracht. Ich habe sie eingepackt, während wir die Ehe hätten vollziehen sollen.«
Evelinde entging nicht, dass bei dieser Enthüllung sämtliche Comyns die Augenbrauen hoben – aber abgesehen davon, dass sie ihnen hätte zurufen können, die Ehe sei inzwischen durchaus vollzogen worden, fiel ihr keine passende Entgegnung ein. Und eigentlich war die Sache auch so schon beschämend genug.
»Ich habe auch eine Bürste eingepackt«, fügte Cullen hinzu und lenkte Evelindes Aufmerksamkeit wieder auf sich.
»Wo habt Ihr dies alles versteckt?«, fragte Evelinde verwirrt. Sie erinnerte sich daran, dass er in der Kammer einmal kurz aus ihrem Sichtfeld verschwunden war und sie ihn hatte herumkramen hören. Wahrscheinlich hatte er gepackt, erkannte sie jetzt.
»In einem Beutel. Er liegt in unserem Gemach«, erwiderte er.
Evelinde starrte ihren Mann an, als ihr aufging, dass dieser gerade mehr Worte gesprochen hatte als in der ganzen Zeit, die sie nun verheiratet waren. Zwar nahm sie seine unverhofften Eröffnungen mit Erleichterung auf, konnte aber nicht die Wut darüber niederringen, dass ihr dieser ganze peinliche Nachmittag erspart geblieben wäre – wenn er ihr all dies schon während der Reise oder auch vor ihrem gestrigen Liebesspiel einfach gesagt hätte! Dann hätte sie eines ihrer eigenen passenden Kleider tragen können, hätte die Brosche nicht benötigt, die nun verloren war, hätte sich nicht vor den Nachbarn entblößt und hätte sie mit Anstand willkommen heißen können. Das ganze Debakel war allein seine Schuld.
Evelinde wollte schon etwas Entsprechendes sagen, wobei ihr gleich mehrere Kraftausdrücke auf der Zunge lagen, hielt sich aber im letzten Moment zurück und wandte sich abrupt von Cullen ab. Sie hatte sich vor ihren Nachbarn schon zur Genüge gedemütigt und nicht vor, die Lage noch schlimmer zu machen. Später jedoch würden ihr Gemahl und sie ein ernstes Wort miteinander reden, sagte sich Evelinde, während sie ihr Kleid raffte
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