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Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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und die Treppe hinaufrauschte.
    Sie wurde nicht langsamer, bis sie das Schlafgemach erreichte und hineinstürmte. Dann marschierte sie in der Kammer umher und hielt mit finsterer Miene nach dem Beutel Ausschau, von dem Cullen gesprochen hatte. Sie dachte schon, es gebe gar keinen solchen, dann aber erinnerte sie sich, dass sie in der Nacht ihrer Ankunft etwas leise zu Boden hatte fallen hören. Also ging sie zu der Seite des Betts hinüber, auf der Cullen geschlafen hatte. Aber da lag nichts auf dem Boden.
    Sie wollte schon wieder nach unten stürmen und ihren Gatten lautstark zur Rede stellen, als sie ein Stück Stoff bemerkte, das unter dem Bett hervorlugte.
    Evelinde ging darauf zu, kniete nieder und zog etwas hervor, das sich tatsächlich als Beutel entpuppte. Cullen musste ihn aus Versehen unter das Bett geschoben haben, bevor er sich letzte Nacht hingelegt hatte, oder vielleicht war dies auch geschehen, als er heute Morgen aufgestanden war oder als er Evelinde mit Salbe eingerieben hatte. Wenn er nur ein Wort gesagt hätte, dann hätte sie einfach danach greifen müssen.
    Sie schloss kurz die Augen und atmete durch.
    »Ganz ruhig, Evelinde«, murmelte sie. Dann stand sie auf und öffnete den Beutel. Sie legte ihn aufs Bett und zog das Erstbeste heraus, dessen sie habhaft werden konnte. Es war ein dunkelgrünes Gewand, eines ihrer Lieblingskleider. Ein rotes folgte, ebenfalls eines, das sie besonders gerne trug. Schließlich kam ein Unterkleid zum Vorschein, und noch eins, und im nächsten Moment umfasste ihre Hand den Griff einer Haarbürste. Evelinde packte den Beutel, kippte die übrigen Sachen auf das Laken und erspähte erleichtert seufzend einige ihrer besten Gürtel, Schleier, Haarreife, Handschuhe sowie einen kleineren Beutel, in dem sich der Schmuck ihrer Mutter befand.
    Sie ließ sich auf die Bettkante sinken und betrachtete die Gegenstände. Tränen traten ihr in die Augen. Cullen hatte an alles gedacht. Nun, nicht an alles – nicht an die Wandbehänge und alles andere, aber er hatte all das eingepackt, was sie brauchte, um sich zumindest einige Tage lang angemessen kleiden zu können. Es war mehr, als sie zu hoffen gewagt hatte, nachdem er ihr mitgeteilt hatte, dass er für sie gepackt habe. Den meisten Männern wäre es sicherlich nicht eingefallen, auch Handschuhe oder Stirnreife zu verstauen. Ihr Gemahl aber hatte daran gedacht und dies, obwohl Evelinde nicht in der Lage gewesen war, ihn darum zu bitten. Zudem hatte er während einer Hochzeit daran gedacht, die turbulenter als die meisten verlaufen war. Zumindest nahm Evelinde dies an, wobei sie sich allerdings nicht sicher war. Schließlich war es ihre erste gewesen.
    Ein wenig besänftigt raffte Evelinde sich auf und begann, ihr Kleid abzulegen. Sie würde sich so schnell wie möglich umkleiden und frisieren und dann in die große Halle zurückkehren. Sie hatten Gäste. Ihre ersten. Beim ersten Zusammentreffen hatte sie einen schlechten Eindruck gemacht, doch sie hatte vor, dies wiedergutzumachen. Sofern ihr dies gelang.

8. KAPITEL
    Das Eheleben war schrecklich.
    Evelinde verzog das Gesicht, als ihr dieser Gedanke zum hundertsten Male durch den Kopf schoss, seit sie sich gesetzt hatte, um einen kleinen Riss in ihrem grünen Gewand zu flicken. Drei Tage waren vergangen, seit die Comyns hier gewesen waren, und als Evelinde erst einmal präsentabel gekleidet gewesen war, hatte sie den Besuch auch genießen können. Ellie – Lady Comyn – war eine charmante, geistreiche und elegante Dame, so wie es Evelindes Mutter gewesen war; die Art von Dame, die Evelinde gerne geworden wäre, womit sie aber offenbar elendig gescheitert war.
    Seufzend setzte sie die Nadel erneut an und schaute dann zu ihrem Gemahl hinüber, der an der Tafel saß und sich mit Fergus unterhielt. Offensichtlich konnte er doch sprechen, dachte Evelinde bitter, während sie beobachtete, wie Cullens Mund einen ganzen Satz formte anstatt nur einen dieser brummigen Laute, mit denen er seine Gemahlin immer abfertigte.
    Meistens machte er sich nicht einmal die Mühe, überhaupt etwas zu ihr zu sagen. Evelinde versuchte immer wieder, ihn in ein Gespräch zu verwickeln, jedoch erfolglos. In der Hoffnung, ihn zum Reden zu bewegen, hatte sie über ihre Kindheit, ihre Eltern, ihren Bruder, ihre Stute und andere Dinge geplaudert und sogar eine Bemerkung über ihre geliebten Wandbehänge einfließen lassen und ihr Bedauern darüber zum Ausdruck gebracht, dass sie diese nicht hatte mitnehmen

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