Der Teufel und die Lady
dorthin, wo sie es gefunden hatte, schloss die Truhe, richtete sich auf und schritt zu ihrer eigenen hinüber, wobei sie sich noch im Gehen das verschmutzte Gewand über den Kopf streifte.
Vor ihrer Truhe nahm sich Evelinde einen Augenblick Zeit, um das Kleid zu begutachten. Es war eines ihrer Lieblingsstücke, und sie glaubte, dass es auch Cullen gefiel, denn von all ihren Gewändern hatte er dieses und das waldgrüne ausgesucht, als er ihre Sachen packte und sie von d’Aumesbery fortbrachte. Da der Mann so wenig sprach, konnte Evelinde nur mutmaßen, was er mochte.
Glücklicherweise waren die Grasflecken nicht allzu schlimm, und wenigstens war der Stoff nirgends eingerissen. Wenn man es ausgiebig einweichen ließ und danach ordentlich rubbelte, würden sich die Flecken bestimmt entfernen lassen, dachte Evelinde erleichtert, rollte das Kleid zusammen und legte es beiseite, um es später mit nach unten zum Reinigen zu nehmen. Dann öffnete sie ihre Truhe und beugte sich darüber, um den Inhalt nach einem anderen Gewand zu durchstöbern.
Sie hörte nicht, wie die Tür der Kammer aufging, und zuckte daher erschrocken zusammen, als zwei Arme sie von hinten umschlangen.
Evelinde musste sich nicht erst umschauen, um zu wissen, wem sie gehörten. Sie kannte diese Hände, die sich um ihre weiblichen Kurven legten, ebenso wie die sanfte Art, auf die Cullen diese Rundungen durch den Stoff ihres Unterkleids hindurch knetete.
»Ich bin gekommen, um Euch etwas zu fragen«, raunte er ihr ins Ohr.
»Ach ja?« Evelinde seufzte, lehnte sich zurück gegen die Brust ihres Gemahls, legte ihre Hände über die seinen und ermunterte ihn so zu weiteren Zärtlichkeiten.
»Aye, aber Ihr habt es wieder geschafft, mich abzulenken«, brummte er.
Bei diesen Worten schlug Evelinde die Augen auf und stieß ein leises Lachen aus. »Ich habe doch gar nichts getan.«
»Ihr habt Euch mit nichts als Eurem Unterkleid über die Truhe gebeugt«, erklärte Cullen.
»Und allein das hat Euch abgelenkt?«, fragte Evelinde verwundert, wobei sie den Kopf zurücklegte, um ihren Gemahl anzuschauen.
»Oh, aye« ,brummte er und bedeckte ihre Lippen mit den seinen, während er sie aufhob und zum Bett trug.
»Frau?«
Evelinde öffnete die Augen, hob aber nicht den Kopf von der Brust ihres Gemahls. Die Leidenschaft hatte sie vollkommen erschöpft, und so drehte sie ihm lediglich das Gesicht zu und sah ihn an. »Ja?«
»Erzählt mir, was sich im Wald ereignet hat, bevor ich Euch fand«, forderte Cullen sie auf.
Sie runzelte überrascht die Stirn, zuckte dann jedoch, so gut es in ihrer Position ging, die Schultern. Cullen hatte sie halb auf sich gezogen, und Evelinde war gerne so liegen geblieben. Nun aber, da er mit ihr sprach, fühlte sie sich mit einem Mal befangen und wollte von ihm abrücken, um sich neben ihm auszustrecken, doch schon war seine Hand da, um sie zu hindern. Offenbar gefiel Cullen seine Frau dort, wo sie lag. Also entspannte sich Evelinde an seiner Brust und schürzte die Lippen.
»Was genau wollt Ihr wissen?«, fragte sie. »Ich habe mich verirrt, bin auf einen Baum geklettert, um die Burg wiederzufinden, und dann kamt Ihr.«
»Ihr habt mich gefragt, ob ich Euch gefolgt sei«, erinnerte Cullen sie.
Wieder legte Evelinde die Stirn in Falten. Die Sache schien schon so lange her zu sein. Sie hatte sich erst am Vortag ereignet, doch seither war so viel geschehen, dass die Erinnerung daran schon fast verblasst war. Zudem kam es Evelinde nun lächerlich vor, dass sie sich im Wald so sehr hatte erschrecken lassen.
»Nun?«, drängte er.
»Ich glaubte, jemanden gehört zu haben«, sagte sie langsam. Als Cullen sie scharf ansah, fügte sie rasch hinzu: »Doch wahrscheinlich war es nur ein Kaninchen oder eine Maus.«
Er schwieg, seine Miene besorgt. »Und der Pfeil?«
Sie sah ihn überrascht an, hob aber nur die Schultern. »Wahrscheinlich steckt er schon lange da, wie Ihr gesagt habt.«
»Gestern wart Ihr Euch da nicht so sicher«, rief Cullen ihr ins Gedächtnis.
Evelinde wandte den Blick ab. »Ja, das war albern von mir.« Sie schwieg kurz und stieß dann leicht ungeduldig den Atem aus. »Während des Kletterns dachte ich einen Moment lang, ich hätte ein Sirren und dann einen Schlag gehört, und da …«
»Ein Sirren und einen Schlag?«
Evelinde lächelte, als sie seinen verwirrten Gesichtsausdruck sah. »Ja, ich habe ein sirrendes Geräusch vernommen, so als wäre etwas an mir vorbeigeflogen, und dann einen Schlag, als
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