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Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Burg.«
    Damit ging er und schloss die Tür hinter sich. Evelinde stand benommen da und starrte ungläubig auf das Holz. Der gesamte Verlauf des »Gesprächs« hatte ihr nicht gefallen, doch dieser letzte Befehl hatte sie gänzlich aus der Fassung gebracht.
    Sie wandte sich von der Tür ab, ging zurück zum Bett, setzte sich und ließ bekümmert die Schultern hängen. Es war erstaunlich, wie schnell sich die Dinge in ihrer Ehe wandelten – eben noch wunderbar, dann schrecklich und schließlich wieder wunderbar. Was war geschehen? Gerade noch hatte sie sich zufrieden, ja gar selig an die Brust ihres Gemahls geschmiegt, und nun hätte sie ihm am liebsten seinen vermaledeiten Hals umgedreht.
    »So ist es immer schon gewesen« ,wiederholte sie wütend. Was für ein Argument war das denn, bitte schön? Und ihre Pflicht bestand darin, zu gehorchen? Ha! Was war denn mit seiner Pflicht? Sie meinte, sich daran zu erinnern, dass während der Eheschließung Worte wie »Beistand« und »einander lieben und ehren« gefallen waren. Evelinde empfand derzeit weder Cullens Beistand noch fühlte sie sich besonders geehrt. Und ganz sicher nicht geliebt.
    Seufzend sank sie aufs Laken zurück und starrte auf das Tuch, das die Decke des Himmelbetts bildete. Die Ehe erwies sich wahrlich als eine Angelegenheit, die einen verzweifeln lassen konnte. Zumindest mit ihrem, Evelindes, Gemahl. In seinen Augen schien sie hilflos und nutzlos und …
    Das war es! Abrupt setzte sie sich auf. Ohne Zweifel betrachtete Cullen Frauen als nutzlos. Er war so erzogen worden, Frauen als das schwache Geschlecht zu sehen, das es zu beschützen galt. Dadurch fiel es ihm schwer, Evelinde als stark und selbstständig anzusehen. Sie musste ihm beweisen, dass sie durchaus souverän, tatkräftig und klug war. Vielleicht gab er dann mehr auf ihre Ideen und Gedanken.
    Wie aber sollte sie das anstellen? Evelinde erhob sich und schritt zur Wasserschüssel, um sich zu waschen. Sie war nun einmal nicht so kräftig gebaut wie ein Mann.
    An Klugheit hingegen hatte es ihr nie gemangelt, sprach sie sich selbst Mut zu. Wenn sie nur ein wenig nachdachte, würde ihr schon etwas einfallen.
    Bis dahin, so entschloss sie sich, würde sie sich ihre Pflichten eben selbst suchen, wenn Cullen ihr nun einmal nicht sagen wollte, was er von ihr erwartete – und als Erstes würde sie dafür sorgen, dass die Frauen in der Küche männliche Hilfe bekämen. Ihr Gemahl mochte sich vielleicht sperren, einige seiner Krieger zu entbehren, aber es gab andere Wege, dies zu erreichen.
    Ihr war schon aufgefallen, dass die Männer immer einen Vorwand fanden, in die Küche zu kommen, wenn Biddy ihre Pasteten gebacken hatte. Womöglich konnte sie öfter Pasteten backen, um die schottischen Haudegen hereinzulocken, und wenn sie dann beispielsweise halfen, etwas Schweres zu heben, würden sie als Gegenleistung eines der köstlichen Backwerke erhalten. Es wäre einen Versuch wert. Was nun die Fackeln für die obere Halle anging – wenn Evelinde niemanden finden konnte, der diese dort anbrachte, dann würde sie es verflixt noch mal eben selbst tun! Cullen würde anfangs vielleicht murren, doch wenn er erst einmal erkannte, dass er nun auf dem Weg zum Schlafgemach nicht mehr ständig zu stürzen drohte, würde er sicherlich den Nutzen der Beleuchtung anerkennen. Zumindest hoffte Evelinde dies. Rasch trocknete sie sich ab und kleidete sich an.
    Während sie all diese Pläne in die Tat umsetzte, würde sie zudem darüber nachsinnen, wie sie ihrem Gemahl beweisen konnte, dass sie durchaus Köpfchen hatte. Vielleicht dadurch, dass sie das Rätsel um die Unfälle oder auch Morde an seinen Anverwandten löste, dachte sie entschlossen, wobei sie zugleich erfahren mochte, was hinter ihren eigenen »Unfällen« in jüngster Zeit steckte. Der letzte dieser vermeintlichen Unglücksfälle auf der Koppel sowie Cullens Fragen zu dem Pfeil, den sie im Wald gefunden hatte, ließen in Evelinde den Gedanken aufkeimen, dass irgendwem daran gelegen sein könnte, ihren Gemahl erneut zum Witwer zu machen – und sie war beim besten Willen nicht bereit, in Frieden zu ruhen.
    Aye, dachte Evelinde, während sie resolut zur Tür schritt. Diese Angelegenheit aufzuklären, würde ihrem Gemahl sicherlich beweisen, dass sie nicht das schwache, wehrlose Geschöpf war, für das er sie hielt.
    Ihre Entschlossenheit, in der oberen Halle für Licht zu sorgen, bekam neue Nahrung, als sie die Tür zur Schlafkammer hinter sich zuzog und

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