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Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Augenblicke später waren sie schon durchs Tor und auf dem Weg zurück nach Donnachaidh.
    Sie waren schon eine Weile geritten, als er plötzlich fragte: »Habt Ihr den Besuch genossen?«
    Evelinde wandte den Kopf, um ihren Gemahl ansehen zu können. Er sprach so selten, dass die Frage sie angenehm überraschte.
    »Durchaus«, erwiderte sie. »Lady Comyn ist wirklich sehr nett. Wir haben uns prächtig verstanden.« Das stimmte. Während Cullen und sein Freund Tralin in den Stallungen verschwunden waren, um sich ein neues Pferd anzuschauen, hatte Lady Comyn Evelinde durch den Garten geführt. Sie waren eine Weile umherspaziert, ehe sie sich bei einem erquickenden Met niedergesetzt und angenehm geplaudert hatten. Evelinde hatte den Aufenthalt wirklich genossen. Und sie hatte einige Neuigkeiten in Erfahrung bringen können. So schienen Tralin und Cullen beispielsweise schon seit Langem Freunde zu sein. Lady Comyn war zudem mit Cullens Mutter befreundet gewesen, und die beiden hatten sich oft gegenseitig besucht, als ihre Söhne noch klein waren.
    »Und Ihr?«, fragte Evelinde in der Hoffnung, das Gespräch in Gang zu halten.
    »Aye, ich auch«, antwortete Cullen. »Tralin ist ein guter Freund von mir.«
    Evelinde lächelte. »Lady Comyn hat mir von Euren jugendlichen Eskapaden berichtet«, gestand sie. »Es hörte sich so an, als hättet Ihr und Tralin nur Unfug im Sinn gehabt.«
    Cullen verzog die Lippen zu einem schwachen Lächeln, brummte aber nur etwas Unverständliches.
    Sie zögerte kurz. »Würdet Ihr mir zeigen, wo Euer Vater die Klippen hinuntergestürzt ist?«, fragte sie dann.
    Cullen zuckte zusammen. »Warum?« Evelinde spürte seinen forschenden Blick im Nacken.
    Wieder zögerte sie kurz. »Ich dachte nur, dass ich mir vielleicht besser würde vorstellen können, was geschehen ist, wenn ich den Ort selbst sehen würde«, erklärte sie dann. »Niemand scheint genau zu wissen, ob es nun ein Unfall war oder nicht, und das nährt nur die Verwirrung.«
    Er schwieg so lange, dass es einer Ablehnung gleichkam. Evelinde seufzte im Stillen, lehnte sich an ihn und schickte sich drein. Dann würde er ihr die Bitte eben nicht gewähren. Es verging eine Weile, bis sie bemerkte, dass sie sich der Burg nicht von vorne näherten, sondern sie umrundeten und auf die Klippen zuhielten.
    Sie richtete sich auf und blickte sich neugierig um, als Cullen sein Pferd auf einem windumtosten Felsvorsprung hinter der Burgmauer zum Stehen brachte.
    Viel Raum bot der Vorsprung nicht, stellte sie fest, als er absaß und sie aus dem Sattel hob. Der Streifen zwischen Mauer und Abgrund war etwa drei Schritte breit, zog sich aber über eine beträchtliche Länge hin.
    Als Evelinde an die Klippen trat, um hinunterzusehen, fasste Cullen sie am Arm und hielt sie zurück, als fürchte er, sie werde in den Tod stürzen. Nachdem sie einen Blick nach unten erhascht hatte und sah, wie steil und tief es hinunterging, war sie froh über seine Sorge. Der Abgrund war schwindelerregend. Auch der Umstand, dass starke Windböen vom Meer heraufbrausten, unter ihren Rock fuhren und an ihrem Kleid zerrten, als wollten sie Evelinde in die Tiefe reißen, sorgte nicht gerade dafür, dass sie sich besser fühlte.
    »Hatte er sein Pferd dabei?«, fragte Evelinde und wich vom Abgrund zurück. Im Geiste sah sie eine ältere Ausgabe von Cullen zerschmettert auf den Steinen unten liegen. Sie verscheuchte das Bild.
    »Aye« ,erwiderte er.
    »Glauben die Leute, dass er abgestiegen und dann die Klippen hinuntergestürzt sei?«, erkundigte sich Evelinde stirnrunzelnd. »Oder eher, dass sein Pferd scheute und ihn aus dem Sattel warf?«
    Ihr Gemahl schüttelte den Kopf. »Niemand weiß es, zumindest habe ich bislang niemanden finden können, der es weiß. Wenn es wirklich einen Zeugen gab, könnte er es uns womöglich sagen.«
    »Und wenn es Mord war, könnte sein Mörder es uns sagen«, sagte Evelinde leise.
    Cullen nickte.
    Seufzend wandte Evelinde sich ab. Diese Stätte aufzusuchen, hatte ihr kaum dabei geholfen, sich ein Bild von dem Vorfall zu machen. Hier gab es nichts außer etwas Gras und einem Steinhaufen; keinen Unterschlupf also, aus dem plötzlich ein Tier hätte hervorschießen und Liams Pferd erschrecken können. Abgesehen davon konnte Evelinde keinen Grund dafür erkennen, dass der Mann überhaupt diesen Ort aufgesucht hatte.
    Neugierig betrachtete sie den Steinhaufen. Sie hatte ihn zunächst für eine Ansammlung von Felsbrocken gehalten, bemerkte nun aber,

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