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Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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allein, nur Rory und Gillie saßen ein wenig entfernt an der Tafel und unterhielten sich leise. Wie üblich, wachten sie über Evelinde.
    »Ihr wirkt sehr gedankenverloren heute Morgen, Mylady«, bemerkte Mildrede, als sie sich neben ihre Herrin setzte. »Eigentlich seid Ihr schon recht schweigsam, nachdem Ihr gestern von den Comyns zurückgekehrt seid. Ist dort irgendetwas vorgefallen? Ist der Besuch nicht angenehm verlaufen?«
    »Doch, doch, der Besuch war wundervoll«, versicherte Evelinde, und das stimmte auch. Aber es gab tatsächlich etwas, das sie beschäftigte, seit sie nach Donnachaidh zurückgekehrt waren. Sie fragte sich nämlich, wie sie Biddy auf ihre Schwester Jenny ansprechen sollte. Evelinde war überzeugt davon, dass Jennys Tod – nur zwei Wochen vor dem Darachs – kein Zufall war, ebenso wenig wie der Umstand, dass Cullens Vater und erste Gemahlin an eben der Stelle umgekommen waren, an der Jenny beigesetzt worden war.
    Es musste eine Verbindung geben, nur wusste Evelinde beim besten Willen nicht, worin diese bestehen sollte. Das wollte sie herausfinden, Biddy dabei jedoch so wenig Kummer wie möglich bereiten.
    »Nun denn«, setzte Mildrede an, als Evelinde stumm blieb. »Sofern Ihr nicht ein weiteres Gewand ruiniert habt, von dem Ihr mir noch nichts gebeichtet habt, bin ich fertig mit dem Ausbessern. Wünscht Ihr, dass ich heute mit dem Herrichten des Wohngemachs anfange? Ihr habt erwähnt, dass Ihr dieses gerne säubern und wieder nutzen würdet.«
    Evelinde nickte, jedoch zögerlich. Das hatte sie in der Tat gewollt, allerdings bevor sie erfahren hatte, dass Jenny sich in diesem Raum umgebracht hatte. Die Tatsache selbst machte ihr weniger zu schaffen als die Sorge, damit unangenehme Bilder in Biddy wachzurufen.
    »Es ließe sich ein wirklich hübsches Gemach daraus machen, ein gemütlicher Ort, an dem Ihr und der Laird abends der überfüllten Halle entkommen könntet«, meinte Mildrede. »Um ein ungestörtes Mahl zu zweit zu genießen, zum Beispiel, ohne dass Ihr Euch dafür in Euer Schlafgemach zurückziehen müsstet.«
    »Ja«, murmelte Evelinde und seufzte dann. »Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob es Biddy gefallen würde, denn ganz bestimmt würde der Raum unschöne Erinnerungen in ihr wecken.«
    »Unschöne Erinnerungen?«, fragte die Magd.
    Evelinde schwieg und überdachte die Angelegenheit. Mildrede und Biddy hatten in letzter Zeit viel miteinander gesprochen. Die beiden Frauen saßen oft nach der Abendmahlzeit gemeinsam am Kamin und plauderten über dies und das, während sie stopften, stickten oder sich mit einer anderen Handarbeit beschäftigten. Es war nicht ungewöhnlich, dass Herrin und Magd Freundinnen wurden, dass eine Dame sich jedoch mit der Magd einer anderen anfreundete, kam nicht allzu häufig vor. Andererseits waren die beiden Frauen in ungefähr demselben Alter, und daher hatte sich Evelinde nichts dabei gedacht. »Mildrede«, setzte Evelinde an, »hat Biddy dir gegenüber je ihre Schwester erwähnt?«
    Die Magd sah sie verblüfft an. »Ihre Schwester, Mylady?«
    »Jenny«, erklärte Evelinde.
    »Nay, ich wusste nicht, dass sie eine Schwester hat.«
    Evelinde sah den leicht gekränkten Ausdruck auf Mildredes Gesicht. »Jenny hat sich vor einigen Jahren das Leben genommen, Mildrede«, erklärte sie leise. »Gewiss ist es schmerzvoll für Biddy, darüber zu sprechen.«
    »Oh«, sagte Mildrede, und die gekränkte Miene verwandelte sich in eine des Mitgefühls. »Aber warum sollte es unschöne Erinnerungen in ihr wecken, wenn ich das Wohngemach auskehre und herrichte?«
    »Weil Jenny sich eben dort erhängt hat, und zwar wenige Wochen, ehe Biddys Gemahl Darach starb«, murmelte Evelinde.
    Mildrede riss ungläubig die Augen auf und stieß den Atem aus. »Arme Lady Elizabeth! Sie hat wahrlich ein hartes Los.«
    »Aye« ,stimmte Evelinde zu und steckte sich den letzten Bissen Brot mit Käse in den Mund. »Ich denke, wir sollten sie fragen, ob sie Einwände hat«, sagte sie, nachdem sie gekaut und geschluckt hatte. »Womöglich mag sie das Gemach nicht selbst nutzen, hat aber nichts dagegen, dass wir es tun.«
    Mildrede bedachte dies kurz und nickte. »Ich bin mir sicher, dass sie nichts dagegen haben wird.«
    Evelinde trank den letzten Schluck Met, nickte ebenfalls und erhob sich. Sofort sprangen auch Gillie und Rory auf, wie Evelinde gereizt bemerkte, doch sie rang sich ein Lächeln ab und wies sie mit einer Geste an, sich wieder zu setzen. »Nicht nötig, meine Herren.

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