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Der Teufel vom Schefflerhof

Der Teufel vom Schefflerhof

Titel: Der Teufel vom Schefflerhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Hofbauer
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Dunkelheit.
       Dagmar schlüpfte in ihre Jacke, hauchte Martin noch e inen Kuss auf die Wange und verließ dann die Gastwirtschaft. Sie spürte, dass sie den Mann, dem ihr Herz gehörte, verlieren würde, wenn es ihr nicht gelang, so rasch wie möglich eine Entscheidung herbeizuführen. Ohne Martin, das wusste sie, würde das Leben für sie keine Bedeutung mehr haben.
       Stille umgab sie, als sie endlich das Dorf hinter sich gela ssen hatte. Eigentlich fürchtete sie sich, wenn sie nachts allein den Weg zum Hof gehen musste. Heute aber dachte sie darüber gar nicht nach. Ihr Leben war so verfahren, dass sie alle Freude verloren hatte. Nicht einmal die Liebe zu Martin erhellte die Dunkelheit, die ihre Seele umgab.
       Dort vorne war die schwarze Silhouette des kleinen Wäldchens, in dem sie im Herbst immer Pilze gefu nden hatte. Auch jetzt stand der Herbst wieder vor der Türe, doch Dagmar wusste, dass sie für solche bescheidenen Freuden dieses Jahr keinen Schwung haben würde.
       "Darf ich mit dir gehen, Dagmar?"
       Die Frau zuckte erschrocken zusammen. Sie spürte, wie eine Schwäche durch ihren Körper lief, und ihre Beine drohten unter ihr nachzugeben. "Bitte..." Sie drehte sich um und erkannte im Schein des blassen Mondes Florian Pinzner, der sie unglücklich anschaute.
       "Verzeihung, ich wollte dich nicht erschrecken", sagte der Mann schuldbewusst. "Ich war ebenfalls gerade am Heimweg, hab noch dem Schmied Bescheid gesagt, dass wir morgen mit den beiden Haflingern zum Beschlagen kommen werden. Und da bin ich halt hocken geblieben. Es ist... alles nicht so einfach." Seine Stimme klang so bedrückt und mutlos, dass Dagmar für einen Moment lang ihre eigenen Sorgen vergaß. "Was ist denn, Florian? Magst mir nicht sagen, was dir auf dem Herzen liegt?"
       Florian ging schweigend neben ihr her. Dann holte er tief Luft. "Ich muss dir etwas sagen, Dag mar, und ich bitte dich, es für dich zu behalten."
       "Noch ein Geheimnis?" Die Frau lachte bitter auf. "Mir scheint, jeder von uns schleppt eine Last mit sich herum, die er allein nicht mehr tragen kann. Ich verspreche dir, ich werde schweigen wie ein Grab." Sie deutete auf die kleine Bank am Waldrand. "Magst dich hinsetzen? Beim Sitzen redet es sich etwas leichter. In diesem Wald hab ich schon viele Stunden verbracht. Er war mir immer Zuflucht und Trost, wenn ich nicht mehr weiter wusste."
       Florian kam ihrer Aufforderung sofort nach. "Es... ist nicht einfach, dir zu sagen, was mit mir ist", begann er und merkte, dass seine Worte ziemlich konfus klangen. "Ich bin nicht hergekommen, um nur als Knecht für deinen Mann zu arbeiten. Es ist..."
       "Das dachte ich mir. Du schaust nicht aus wie ein Knecht. Dann sag, was du willst." Dagmar wurde unsicher, sie rückte ein wenig von ihm ab. "Bist du... kriminell?"
       Florian stutzte, dann lachte er leise. Doch es war keine Freude in seiner Stimme. "Ich bin nicht kriminell. Und wenn ich hier meine Zelte abbreche, kehre ich nach Südtirol zu meiner Mutter zurück."
       Dagmar schwieg. Irgendwie hatte sie das Gefühl, diese kurze Erklärung Florians sei schon alles gew esen. Der Funke einer Erkenntnis war in ihrem Kopf, verschwand jedoch gleich wieder. "Du stammst aus Südtirol? Müsste ich mit dieser Erklärung etwas anfangen können?"
       "Weiß ich nicht..." Er verkrampfte die Finger ineinander. "Geboren bin ich in St. Augustin. Meine Mutter war die erste Frau deines Mannes."
       Dagmar zuckte nicht einmal zusammen. Sie hatte im Moment das Gefühl, als würde es nichts mehr g eben, das sie noch überraschen oder gar entsetzen konnte. "Du bist Karls Sohn", sagte sie nur.
       Er nickte. "Meine Eltern trennten sich, als ich drei Jahre alt war. Mutter heiratete einen netten Mann in Südtirol. Lorenz hat einen großen  Hof, und ich bekam noch einen Bruder und zwei Schwestern."
       "Warum bist du zurück gekommen? Wegen des Erbes?"
       "Ich will nicht erben. Mutter hat mir mein Erbteil ausbezahlt, es reicht für einen eigenen Hof, nicht allzu groß, aber zumindest groß genug, damit ich mein Auskommen hab. Nein, ich bin gekommen, weil ich meinen Vater kennen lernen wollte. Mutter hat nie ein böses Wort über ihn gesagt. Ich hab gefragt und gefragt, warum sie sich getrennt haben. Aber die Mutter hat sich ausgeschwiegen. Jetzt wollte ich endlich die Wahrheit wissen."
       "Weißt du sie denn jetzt?"
       Florian nickte. "Ich glaub, ich hab genug gesehen um a hnen zu können, weshalb

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