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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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Küchennische, den einzigen
abgetrennten Raum, über den ihr Stand verfügte. »Schließlich sind wir nicht
Mannesmann«, war die stehende Formulierung von Lerchl, wenn die Vertriebler mal
wieder einen größeren Stand forderten.
    »Meine Herren«, begann Lerchl sehr beherrscht, »ich muss sagen, dass
Ihr Vorgehen gestern Abend mit mir hätte abgesprochen werden müssen. Sie können
doch nicht hingehen und mich vor Kunden – vor Kunden – vor vollendete Tatsachen stellen. Wie seh ich denn da aus?«
    Sebastian versuchte sich vorzustellen, wie Lerchl im »Cesar’s
Palast« ausgesehen hatte, aber es gelang ihm nicht recht.
    Selbach lächelte freundlich. »Herr Dr. Lerchl, wir mussten
improvisieren. Und ich denke, wir schulden Herrn Polz Dank dafür, wie er die
Situation gerettet hat.«
    »Aber das neue Konzept hätte selbstverständlich ich vortragen müssen. Das hätte auch vorher kalkuliert werden müssen. Das Produkt
verliert an Volumen, der Preis –«
    »Der Preis wird durch die Qualität bestimmt, nicht durchs Volumen«,
unterbrach ihn Selbach. Sein Lächeln kam Sebastian mittlerweile eher
nachsichtig als freundlich vor.
    »Aber Sie können doch nicht hinter meinem Rücken ein Konzept
entwickeln und das dann bei erstbester Gelegenheit aus der Schublade ziehen!«,
fauchte Lerchl Sebastian an.
    »Ich hatte kein Konzept«, sagte Sebastian.
    Lerchl starrte ihn an. »Das hat Herr Selbach aber behauptet!«
    »Ich habe gelogen«, sagte Selbach ernst.
    Lerchl lehnte sich zurück, soweit das in der Enge der Nische möglich
war. »Ich verstehe nicht«, sagte er.
    »Herr Polz hat improvisiert.«
    Lerchls Blick war zu entnehmen, dass er sich das nicht vorstellen
konnte.
    »Mein Vorschlag wäre«, fuhr Selbach fort, »dass wir, auch um Ihre
Position gegenüber unsern hoffentlich neuen Kunden aus Brasilien zu wahren, den
Herrn Polz tatsächlich mit der Qualitätskontrolle beauftragen.«
    »Von mir aus«, knurrte Lerchl. »Aber –«
    »Das müsste natürlich mit einer neuen Position innerhalb der Firma
demonstriert werden.«
    Lerchl lachte höhnisch auf. »Ein größeres Büro, meinen Sie
wahrscheinlich«, sagte er. »Und darf’s vielleicht auch eine höhere Gehaltsstufe
sein?«
    »Genau das«, sagte Selbach. »Ein Smartphone braucht er übrigens
auch.«
    * * *
    Kaltenbusch und sein Anwalt Dr. Fredekötter hätten Brüder
sein können.
    Sie hatten die gleiche Statur, und anscheinend teilten sie nicht nur
den Schneider, sondern auch den Friseur. Allerdings war der Anwalt erheblich
kaltschnäuziger als sein Klient, aber das war schließlich sein Job.
    »Solange wir nicht exakt wissen, was Sie Herrn Kaltenbusch
vorwerfen, wird er sich zur Sache nicht äußern.«
    »Solange er sich nicht äußert, bleibt er in Haft«, antwortete
Isenwald. Sie hatte merklich Freude daran, es mal mit einem ernsthaften
Opponenten zu tun zu haben.
    »Ich werde das meinem Mandanten mitteilen. Warum geben Sie mir nicht
einfach Akteneinsicht?«
    »Das können Sie sich doch denken. Täterwissen.«
    »Vielleicht hat Herr Kaltenbusch ja ein überprüfbares Alibi. Aber
dafür müssten Sie mir den Tatzeitpunkt nennen.«
    »Die Tat hat sich über insgesamt drei Tage hingezogen. Wir haben
Herrn Kaltenbuschs Kreditkartendaten überprüft. Er war die ganze Zeit in erreichbarer
Nähe.«
    »Seine Kreditkarte war in erreichbarer Nähe.«
    »Das ist doch wohl das Gleiche.«
    »Mitnichten. Vielleicht hat jemand anders sie benutzt.«
    »Ach, hören Sie doch auf. Das sind Haarspaltereien, mit denen Sie
bei keinem Haftrichter durchkommen. Warum ist Ihr Mandant überhaupt so
unkooperativ? Es gibt ja durchaus entlastende Momente, die er mit seinem
Verhalten entwertet.«
    »Herr Kaltenbusch besteht auf der Unschuldsvermutung. Und er ist der
Meinung, dass Kooperation mit staatlichen Behörden seine Freiheit beschneidet.«
    »Seine Freiheit scheint mir im Moment auch ziemlich beschnitten.«
    »Herr Kaltenbusch ist ein Mann von Prinzipien.«
    Isenwald stieß ein höhnisches »Pffff« aus und winkte ab.
    »Na schön«, sagte Schwemmer. »Dann teilen Sie ihm doch mit, dass die
Bochumer Kollegen seine Gattin befragen werden, wie sie seine Einstellung zum
Prinzip der ehelichen Treue beurteilt angesichts der Tatsache, dass er Frau
Berghofer am Telefon mit ›meine kleine Stute‹ anzureden pflegte.«
    Dr. Fredekötter blickte ihn starr an, und Schwemmer hatte das
Gefühl, den Punkt gemacht zu haben.
    »Falls er uns aber ein paar Fragen zu Frau Berghofer

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