Der Teufel von Garmisch
konnte, ohne sich
die Finger zu verbrühen. Es gab schließlich keinen Grund zur Eile. Er sah zur
Uhr und versuchte konzentriert, sich nicht zu fragen,
wann Burgl wohl heimkäme, weil das unweigerlich zu der Frage führte, wo sie
wohl sein könne.
Er putzte den Rosmarin, überlegte, ob er ihn hacken oder im Mörser
zerstoßen sollte, und entschied sich für den Mörser, der ebenfalls einen neuen
Platz im Schrank erhalten hatte. Als die Schwammerl kühl waren, hackte er sie
klein. Er goss die Pilzbrühe in eine Mixschüssel, verrührte die Eier darin, gab
Mehl, die Pilze, Salz und Öl dazu, steckte den Knethaken in den Handmixer und
begann, das Ganze zu verrühren.
Er mochte diese Arbeit nicht. Manchmal hasste er sie. Ihm fehlten
Geduld und auch ein bisschen Erfahrung bei der Teigherstellung. Eigentlich war
er noch nie zufrieden mit einem Teig gewesen, den er zubereitet hatte.
Innerlich, was er nie zugeben würde, gab es eine große Affinität zu dem
weltberühmten Doktor aus Bielefeld, aber manchmal musste ein Mann tun, was ein
Mann eben tun musste.
Zum Beispiel Schwammerlspätzle selber machen.
In Frau Fuchsens Rezept, das er sich an seinem Schreibtisch genauestens
eingeprägt hatte (damit es nicht verräterisch in der Küche herumlag), hieß es,
der Teig wäre mit dem Löffel zu schlagen, bis er Blasen warf, aber Frau Fuchs
hatte ihm gestattet, den Mixer zu benutzen. Er hatte keine Ahnung, wie lange
das mit den Blasen dauern durfte, aber er hatte das Gefühl, dass es sich
hinzog. Irgendwann schaltete er den Mixer aus und fasste prüfend ans Gehäuse.
Es war mittlerweile ziemlich heiß geworden. Er hielt die Nase an die
Lüftungsschlitze, aber noch roch es nicht verdächtig.
Und tatsächlich, nach einer Zeit, die ihm endlos vorkam, aber, wie
ihm ein Blick auf die Uhr bewies, im einstelligen Minutenbereich gelegen hatte,
tauchte eine Blase im Teig auf. Kurz darauf eine zweite, und bei Nummer drei
war er sicher, es geschafft zu haben.
Ein gewisser Stolz erfüllte ihn, als er den Mixer abschaltete, und
als er mit dem Finger die Reste vom Knethaken strich und probierte, hatte er
das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein.
Er überlegte gerade, was noch vorzubereiten war, da hörte er Burgl
hereinkommen. Er trat in die Küchentür und sah zu, wie sie nicht weniger als
vier Einkaufsbeutel in der Diele abstellte.
»Was machst du denn schon hier?«, sagte sie mit einem fragenden
Lächeln.
»Überstunden abfeiern.«
Sie schnupperte neugierig. »Und nach was duftet das hier? Kochst
du?«
»Ich bin dabei.«
»Oh.« Sie wandte den Kopf und sah auf ihre Einkaufstaschen hinunter.
»Was gibt’s denn?«
»Hasenrücken mit Schwammerlspätzle.«
Sie sah ihn erstaunt an. » Du machst
Spätzle? Selber?«
»Ja. Ohne den Doktor.«
»Ich glaub nicht, dass dein Herr Doktor Spätzleteig im Angebot hat …« Wieder sah sie zu den Taschen. »Tja … eigentlich wollte ich ja kochen.« Sie lächelte. »Aber gegen selbst gemachte Spätzle komm ich nicht
an.«
»Hält sich das denn, was du da gekauft hast?«
Sie wiegte den Kopf. »Passt bei dir noch ein Salat dazu?«
»Freilich.« Er lachte. »Aber den machst du.«
Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Er umfasste sie und küsste
sie auf den Mund. Sie lächelte ihn an.
»Ich hab noch was – außer dem Salat.« Sie bückte sich nach einer
Leinentasche und zog eine Flasche Prosecco hervor. »Der ist sogar kalt«, sagte
sie.
»Ja mei«, sagte Schwemmer. »Warum nicht.«
Er öffnete die Flasche, während Burgl ins Wohnzimmer ging, um Gläser
zu holen. Eigentlich war er kein Proseccotrinker – welcher Mann ist das schon? –, aber er würde deshalb nicht den Spielverderber geben, schon gar nicht heute.
Er schenkte ein, und sie stießen an. Für einen Prosecco ganz
anständig, befand Schwemmer.
»Den hat Gigi mir mitgegeben.«
Wer ist Gigi?, dachte er.
»Das ist der Besitzer von dem neuen Weinladen in der
Krottenkopfstraße. Schwerpunkt Italien. Sehr nett.«
»Nett? Der Laden? Oder Gigi?«
Sie grinste und nahm einen Schluck Prosecco. »Beide, würd ich
sagen.«
»Und wer ist netter?«
»Der Laden. Aber Gigi sieht besser aus.«
Schwemmer sah sie drohend an. »Ab welchem Umsatz bekommt man von ihm
denn einen Prosecco mitgegeben ?«
Sie musterte ihn mit schräg gelegtem Kopf. »Ich fürchte, du würdest
ein bisschen mehr ausgeben müssen als ich.«
Schwemmer nickte verstehend. »Du meinst, es ist besser, wenn ich
nicht erfahre, wie viel du bei Gigi investiert
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