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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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brauchst. CLIR heißt Calling Line Identification Restriction . Und O heißt Override , überwinden
also. Das überwindet die Anomyni… Anymi… Anonymisierung. Kriegst du
nur nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Die Bullen haben das. Feuerwehr, Ambulanzen und so. Als Privatmann
kriegst du das nur in absoluten Ausnahmefällen. Da müsste quasi ein
richterlicher Beschluss her. Trinkst du noch ’n Jamie?«
    »Hab ich ’ne Wahl?«
    »Theoretisch ja. Wenn du ’ne doofe Nuss bist. Oder ’n Spacken.«
    Auf sein Winken hin brachte der Barmann drei Whiskey, und man trank.
Langsam leuchtete der Name der Kneipe sogar Sebastian ein.
    »Wer ruft dich denn an?«, fragte der Typ.
    »Ach … Ich glaub, das ist ’ne Kollegin. Die will irgendwas von mir,
traut sich aber nicht, mir das zu sagen.«
    »Stalking. Kannste doch anzeigen. Dann kriegst du auch den
Beschluss.«
    »Nein, das will ich nicht. Wenn das wirklich die Kollegin ist,
möchte ich das lieber so regeln. Man muss ja nicht immer gleich die Bullen
rufen.«
    »Sehr richtig«, sagte der Typ. »Sehr, sehr richtig. Man muss nicht
immer gleich die Bullen rufen.« Er schien da Erfahrungen zu haben, aber
Sebastian fragte nicht nach.
    »Ich bräuchte das auch nicht lange. Zwei oder drei Tage«, sagte
Sebastian.
    »Spielt keine Rolle. Du brauchst ’n richterlichen Beschluss, sonst
gibt dat nix mit CLIRO .«
    Sebastian spülte mit Bier dem Whiskey hinterher. Einen richterlichen
Beschluss konnte er natürlich vergessen. Dafür müsste er vorher seine Unschuld
beweisen. Und dann bräuchte er das ja nicht mehr, dieses wie hieß es noch
gleich? CLIR -Override .
    »Es sei denn«, sagte der Typ und warf sein leeres Stamperl einfach
über die Theke ins Spülbecken, »es sei denn, du kennst einen an der richtigen
Stelle mit der richtigen Zugangsberechtigung.« Er trank sein Kölsch leer und
bekam umgehend ein neues, ohne dass er bestellt hätte. »Und zwar möglichst
einen, der sowieso überhaupt keinen Bock mehr auf den Job hat und dem es egal
ist, wenn er rausfliegt.«
    »Jetzt bin ich wohl mal dran«, sagte der Barmann. Er stellte drei
Stamperl auf die Theke, schenkte sie aus einer dunkelgrünen Flasche voll und
hob sein Glas.
    »Sagen Sie mal …« Sebastian sah den Barmann ungläubig an. Dass der
Wirt mittrank, hatte er schon gesehen, aber diese Schlagzahl war unglaublich.
»Sie müssen doch noch arbeiten …«
    »Stimmt.« Der Barmann stieß sein Glas gegen Sebastians. »Ich bin der
Jürgen. Kannst ruhig ›du‹ sagen.«
    »Sebastian.« Er nahm das Glas. »Ja, aber wie machst du das?« Seine
Zunge war mittlerweile merklich schwer. »Mit dem Arbeiten und dem Whiskey, mein
ich.«
    »Na, so!« Jürgen hob das Glas und kippte den Inhalt in sich hinein.
»Ist eigentlich ganz einfach.« Er lachte dröhnend.
    Sebastian gab sich mit der Erklärung zufrieden. Er tat es ihm nach,
trank aus und warf sein Stamperl in das Spülbecken, genau wie der Typ neben
ihm. Er war froh, als er getroffen hatte.
    »Hast du ’n Stift?«, fragte der Typ.
    Sebastian suchte in der Innentasche seines Sakkos und fand einen
Kugelschreiber von GAP -Data. Er hielt ihn dem Typ
hin, aber der schob ihm stattdessen einen Bierdeckel zu.
    »Schreib mal deine Handynummer auf«, sagte er.
    * * *
    »Mann, war das ein Schuppen«, sagte Selbach lachend, als sie
wieder im Taxi saßen.
    »Der eine Typ, der da gewürfelt hat, der spielt bei ›Ladykracher‹
mit«, sagte Carina.
    »Ach, daher kannte ich den!«
    »Ja, und der in der Ecke war Träger des hessischen Kulturpreises«,
sagte Selbach.
    »Im Ernst?«, fragte Sebastian. »Den haben Sie erkannt?«
    »Ja klar, Sie nicht?«
    »Nein«, gab Sebastian zu.
    Carina lachte. »Lass dich nicht auf den Arm nehmen, das hat ihm der
Kerl erzählt, der Dicke, mit dem wir gekickert haben!«
    »Aber ich weiß nicht, ob man dem glauben kann«, sagte Selbach. »Der
hat auch behauptet, er würde Oberbayern-Krimis schreiben. Als Kölner.«
    Nun lachte sogar Sebastian. Der Wagen hielt neben der »River
Symphony«, und Carina und Sebastian stiegen aus.
    »Morgen früh um neun in alter Frische«, sagte Selbach und reichte
ihnen die Hand.
    »In alter Frische … oje«, sagte Sebastian, als der Wagen weg war.
    In der Kabine hängte er als Erstes sein rauchgeschwängertes Jackett
auf den Balkon. Der Regen hatte nachgelassen, und eine erstaunlich milde Brise
strich über das Wasser. Ein dunkler Schatten glitt vorbei: ein großer
Containerfrachter zog stromabwärts, schwaches Licht leuchtete in

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