Der Teufel von Herrenhausen
sind
vorläufig festgenommen, Arschloch!«, schrie Bergheim zurück und legte ihm
Handschellen an. Blut tropfte aus seiner Nase. In diesem Moment kam Charlotte
angelaufen, gefolgt von zwei Streifenbeamten, die den Riesen in ihre Mitte
nahmen und abführten, während sich Charlotte um Bergheim kümmerte und ihm ein
Taschentuch auf die Nase drückte. Sein linkes Auge begann bereits, blau
anzulaufen. Zu allem Überfluss fing es heftig an zu regnen.
»Natürlich«,
knurrte Bergheim.
Charlotte
betrachtete ihn besorgt, während der Regen ihr Gesicht hinablief.
»Meine Güte, ich
glaube, die Nase ist gebrochen. Ich bring dich sofort ins Krankenhaus.«
»Blödsinn, ich
fahre mit in die Direktion.«
»Bist du sicher?«
Charlotte schluckte. »Sieht nicht gut aus.«
»Egal, ich will
mir dieses Arschloch vorknöpfen.«
Die Frau mit dem
Rollator, der Charlotte wieder auf die Beine geholfen hatte, kam ihnen
entgegen. Sie fuchtelte wütend mit ihrem Schirm in ihre Richtung. »Eingesperrt
gehört der! So eine Frechheit!« Charlotte fragte sie, ob sie Anzeige erstatten
wolle. »Und ob ich das will!«, schimpfte sie. »Schauen Sie sich meine Hose an!«
Bergheim und
Charlotte warfen einen schnellen Blick auf die dreckbespritzte Beinbekleidung
der älteren Dame, während der Regen unverdrossen auf sie niederprasselte.
Charlotte gab der aufgebrachten Frau ihre Karte, verabschiedete sich hastig und
eilte mit Bergheim zum Wagen zurück.
Als Charlotte und
Bergheim eine knappe Stunde später notdürftig getrocknet den Vernehmungsraum
betraten, war der Koloss zahm geworden. Er saß da, die Hände noch in
Handschellen im Schoß gefaltet, und blickte zu Boden. Er hob nicht einmal den
Kopf, als Charlotte sich an den Tisch setzte. Bergheim blieb an der Tür stehen.
Sie verschränkte
die Arme und musterte den Mann schweigend. Er trug ein schwarzes Sweatshirt zur
Jeans, das linke Ohrläppchen schmückten zwei Ringe.
»Sie heißen Ulrich
Grigoleit, wohnhaft Appelstraße16, Hannover, sind zweiundfünfzig Jahre alt,
ledig, arbeitslos. Ist das richtig?«, fragte Charlotte.
Schweigen.
»Herr Grigoleit,
wir können das Ganze bis zum Jüngsten Tag in die Länge ziehen, oder Sie zeigen
sich kooperativ und retten, was zu retten ist.«
Grigoleit grunzte,
ohne Charlotte anzusehen.
»Warum sind Sie
weggelaufen, und warum haben Sie meinen Kollegen niedergeschlagen?«
Schweigen.
Charlotte ließ
sich nicht beeindrucken, sondern legte Grigoleit das Foto der toten Jutta
Frieder vor die Nase. Er schielte kurz darauf und blickte dann wieder zu Boden.
»Kennen Sie diese
Frau?«, fragte Charlotte.
Grigoleit rührte
sich noch immer nicht.
»Gut«, sagte
Charlotte, »wenn Sie mir nichts erzählen wollen, werde ich Ihnen ein bisschen
was erzählen. Sie haben diese Frau natürlich gekannt«, Charlotte tippte mit dem
Finger auf das Foto, »Sie waren mit ihr im Georgengarten unterwegs, und dort
haben Sie sie bedrängt – Sie sind einschlägig vorbestraft. Sie wollte nicht, wie
Sie wollten, es kam zu einem Handgemenge, und Sie haben sie umgebracht.«
Grigoleits
Adamsapfel sprang nach oben. Endlich hob er den Kopf und funkelte Charlotte an.
»Sehn Se, genauso hab ich mir das gedacht, dass Se nämlich mir das anhängen
wollen.« Er richtete sich auf und schlug mit den Händen auf den Tisch. »Aber
das stimmt nich!«, schrie er. »Und jetzt wissen Se auch, wieso ich abhauen
wollte! Hab keine Lust, wieder im Knast zu landen, bloß weil irgendwer diese
Schlampe um die Ecke gebracht hat.«
Bergheim war
hinter Grigoleit getreten, und ein uniformierter Beamter öffnete die Tür.
»Alles klar?«, fragte er und musterte Grigoleit misstrauisch.
Charlotte lächelte
und legte die Fingerspitzen zusammen. »Dass Sie in den Knast wandern, wird sich
kaum vermeiden lassen. Was glauben Sie denn, was passiert, wenn ein
Vorbestrafter einen Polizisten niederschlägt?« Sie beugte sich vor und fixierte
ihr Gegenüber. »Fragt sich nur, wie lange Sie drinbleiben müssen. Bei Mord kann
das ziemlich lange sein.«
»Nie im Leben!«
Grigoleit sprang auf, Bergheim und der Uniformierte stürzten sich auf ihn. Es
gab ein Gerangel, ein dritter Beamter kam dazu. Den dreien gelang es endlich,
Grigoleit zu überwältigen und wieder auf den Stuhl zu zwingen.
Charlotte saß
bewegungslos da, während der Uniformierte und Bergheim den Riesen festhielten.
»Herr Grigoleit«, sagte sie sanft, »das führt doch zu nichts. Wenn Sie uns
nicht helfen wollen, müssen wir uns selbst alles
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