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Der Teufel von Herrenhausen

Der Teufel von Herrenhausen

Titel: Der Teufel von Herrenhausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Griffiths-Karger
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machen?«
    Frau Brehmke holte
Luft und blickte nachdenklich zur Decke. Dann klingelte das Telefon, und sie
ließ sich für einen Augenblick widerstrebend in ein Verkaufsgespräch
verwickeln. Dann warf sie schnaubend den Hörer auf die Gabel. »Entschuldigung,
wo war ich?«, fragte sie Charlotte, die ungeduldig mit den Fingern auf ihren
Oberschenkel trommelte.
    »Anhaltspunkte«,
sagte sie knapp. »Wissen Sie, woher sie die Freundin kannte?«
    »Ja!«, strahlte
Frau Brehmke. »Jetzt, wo Sie’s sagen! Sie kannten sich durch einen
Buchhaltungskurs an der Volkshochschule. Diese Frau gibt Kurse an der
Volkshochschule.«
    »Hier in Sehnde?«,
fragte Charlotte.
    »Muss ja, wenn
Jutta dahin gegangen ist. Sie hatte ja kein Auto.«
    »Hatte Frau
Frieder vielleicht zu einer ihrer Kolleginnen näheren Kontakt?«
    Frau Brehmke
schüttelte zweifelnd den Kopf. »Von denen, die jetzt hier arbeiten, war zu
Juttas Zeit, soweit ich weiß, keine da.«
    Charlotte hielt
nichts mehr auf ihrem Schemel. Sie erhob sich und legte Frau Brehmke ihre Karte
vor die Nase. »Danke. Sie haben uns sehr geholfen. Falls Ihnen noch ein Name
einfällt, rufen Sie doch bitte an.«
    Als sie wieder im
Auto saßen und Maren die B 65 entlangknatterte, fiel Charlotte etwas ein. »Sag
mal, die Frau Kaiser, die Sekretärin vom Ostermann, die gibt doch auch
Volkshochschulkurse, oder?« Charlotte sprach laut, um das Motorengeräusch zu
übertönen. Maren nickte. »Ja, ich glaube, irgendwas mit Computer, Excel oder
so.«
    »Das ist gut«,
sagte Charlotte und griff zu ihrem Handy. »Ich werde Rüdiger bitten, sie mal
ein bisschen auszuquetschen.«
    Maren nickte
lächelnd. Frau Kaiser war eine nicht mehr ganz junge, sehr attraktive und
tüchtige Frau mit einer Schwäche für Rüdiger Bergheim, was zwangsläufig zur
Folge hatte, dass sie Charlotte nicht mochte. Charlotte jedoch hinderte das
nicht, sich deren Schwäche zunutze zu machen, wenn es sich anbot und ihrem Team
Arbeit ersparte.
    Bremer betrat
kauend das Büro, in der einen Hand einen abgebissenen Käsekuchen, in der
anderen einen Ordner und eine DVD balancierend.
    Charlotte, die mit
Maren gerade erst aus Sehnde zurückgekommen war, warf den Hörer wieder auf die
Gabel.
    »Wollte gerade
anrufen«, sagte sie und blickte neidisch auf seinen Käsekuchen. Sie hatte seit
den zwei Toastbrotscheiben mit Honig zum Frühstück nichts mehr gegessen.
    Sie ließ Bremer zu
Ende kauen und runterschlucken, was ihn sichtlich viel Mühe kostete und ein
paar Sekunden in Anspruch nahm.
    »Also«, sagte er
und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, wobei ein Krümel von seinem
Kuchen zu Boden fiel, »wir haben einen gefunden, den keiner der beiden Hofholts
kennt. Auch nicht die Eltern der Brautleute. Und, was das Beste ist«, Bremer
schluckte nochmals, »er scheint sich mit jemandem zu unterhalten, die unsere
Tote sein könnte.«
    Charlotte steckte
ihre Hände in die Jeanstaschen. »Wieso könnte?«
    »Na ja, die
Person, mit der er redet, ist nur mit einem Arm zu sehen. Der Arm steckt
allerdings in einem schwarzen Ärmel. Könnte der Blazer von der Frieder sein.«
    »Komm«, sagte
Charlotte und schob Bremer vor sich her. »Das müssen wir uns ansehen.«
    Bremer stopfte
sich den restlichen Kuchen in den Mund und führte Charlotte in sein Büro,
unterwegs stieß Maren zu ihnen.
    Wenige Sekunden
später standen die drei Beamten vor dem Monitor und beobachteten mehrere
Personen, die sich an der Bar amüsierten. Vier junge Leute, eine Frau von drei
Männern umringt, kicherten und prosteten sich mit einer gelblichen Flüssigkeit
in den Gläsern zu. Am linken Rand stand ein Mann, mit dem Rücken zur Bar, die
Ellbogen aufgestützt. Er trug eine schwarze Hose und ein weißes Hemd, aber
keine Krawatte. Er hatte den Kopf nach rechts gewandt und sprach mit einer
Person jenseits des Bildes, von der nur ein schwarzer Ärmel zu sehen war.
    »Mehr ist nicht zu
sehen?«, fragte Charlotte enttäuscht.
    »Warte«, sagte
Bremer. Langsam wandte der Mann den Kopf und blickte voll in die Kamera. Bremer
stoppte den Film. »Da, mehr kriegen wir nicht. Hab’s schon probiert.«
    »Hm«, sagte
Charlotte und musterte den Mann. Sie schätzte ihn auf Anfang fünfzig oder
älter. Er war sehr schlank, hatte volles, dunkles Haar und bemerkenswert schräg
stehende Augen, was seinem Gesicht den Ausdruck eines Jägers verlieh.
    »Vielleicht hat es
nichts zu bedeuten, aber wir sollten rausfinden, wer das ist«, sagte sie und
klopfte Bremer auf die Schulter.

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