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Der Teufel von Herrenhausen

Der Teufel von Herrenhausen

Titel: Der Teufel von Herrenhausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Griffiths-Karger
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»Druck das ein paarmal aus. Maren, du und
Hohstedt legt jedem der Gäste das Foto vor, und Thorsten, du kannst die Kartei
durchgehen. Vielleicht findest du ihn ja dort.«
    »Oh«, sagte
Bremer, »das dauert aber, und Martin wird auch nicht gerade begeistert sein,
sie haben schon fast alle Gäste befragt.«
    »Na, den möchte
ich mal begeistert sehen«, sagte Charlotte und verdrehte die Augen. Martin ging
ihr auf die Nerven mit seiner Nörgelei. Aber im Moment ging ihr alles auf die
Nerven. Sie war schon zittrig vor lauter Hunger.
    »Ich geh erst mal
in die Cafeteria, was essen«, sagte sie und machte sich aus dem Staub.
    Bergheim befand
sich unversehens wieder in der Schule seines Sohnes, die auch Timon Wegener
besuchte. Herr Wolfram, der Direktor des Lister Varnhagen-Gymnasiums, hatte
ihnen für die Befragung einen leeren Klassenraum zur Verfügung gestellt.
    Er und Kramer
befragten zunächst nacheinander Timon Wegeners Lehrer, die aber alle mehr oder
weniger die Aussagen der Eltern bestätigten und den Schüler als unauffällig,
intelligent und kooperativ bezeichneten. Jetzt waren seine Schulkameraden an
der Reihe, von denen bis jetzt keiner etwas über den Verbleib von Timon sagen
konnte. Gerade hatte ein blasses, übergewichtiges Mädchen Bergheims Tisch mit
einem bedauernden Seufzer verlassen, als ein muskulöser Zwanzigjähriger mit
kalten Augen den Klassenraum betrat. Der Jugendliche, den Kramer am anderen
Ende des Raumes befragte, verstummte bei seinem Eintreten und zog den Kopf
zwischen die Schultern.
    Bergheim warf
einen Blick auf seine Liste. »Sie sind Anton Sokolow.«
    »Genau«, sagte der
Mann und kaute dezent an seinem Kaugummi. Er trug Jeans und eine braune
Lederjacke. Kleidsam, aber viel zu warm für dieses Wetter, dachte Bergheim. Das
mittelblonde Haar trug er streichholzkurz, und sein attraktives Gesicht
schmückte ein Dreitagebart.
    »Sie gehen in die
dreizehnte Klasse?«
    Anton Sokolow
nickte. »So ist es.«
    »Wie alt sind
Sie?«
    »Einundzwanzig.«
Er grinste, was seinen harten Zügen ein wenig Charme verlieh. »Bin erst mit
sieben nach Deutschland gekommen und musste leider eine Ehrenrunde drehen.«
    Er sprach mit kaum
wahrnehmbarem osteuropäischem Akzent.
    »Sie kennen Timon
Wegener?«, fragte Bergheim.
    »Wer sagt das?«
    »Kennen Sie ihn
nun oder nicht?«
    Sokolow zuckte mit
den Schultern. »Wie man einen aus der Zehnten so kennt.«
    Bergheim seufzte.
»Geht’s auch ein bisschen genauer?«
    Sokolow schob den
Kaugummi in die linke Backentasche. »Man sieht sich halt auf dem Schulhof.«
    »Weiter nichts?«,
fragte Bergheim.
    »Nö, was soll ich
mit so ‘nem Baby zu tun haben?«
    »Nach meinen
Informationen hat Timon Sie am letzten Freitag angegriffen.«
    Sokolow legte die
Hände in den Nacken. »Ja, hat sich ein bisschen aufgespielt, der Kleine.«
    »Worum ging’s
genau?« Bergheim wurde langsam ungeduldig.
    »Na, was schon.
Ist mir auf die Füße getreten, der Kurze. So was lass ich mir nun mal nicht
gefallen.«
    Bergheim wartete.
    »Meine Fresse, er
war einfach eifersüchtig. Ich sollte seine Freundin in Ruhe lassen, hat er
gesagt. Pff. Seine Freundin. Als ob die sich mit so ‘nem Kindergarten abgeben
würde. Mit mir schon eher«, grinste Sokolow breit. »Das verträgt so ein
Milchgesicht eben nicht.«
    »Wie heißt das
Mädchen?«
    »Das geht Sie ja
wohl nichts an.«
    Bergheim warf
einen Blick auf seine Armbanduhr.
    »Auch gut«, sagte
er dann ruhig und machte sich Notizen. »Sie kommen dann bitte morgen früh um
acht zur Polizeidirektion. Da können wir uns noch mal in Ruhe unterhalten. Sie
können gehen.«
    Sokolow hörte auf
zu kauen und riss die Augen auf. »Moment mal, was soll das? Was kann ich dafür,
dass der Zwerg abgehauen ist? Sie können mich nicht zwingen!«
    »Doch, kann ich«,
sagte Bergheim, legte seinen Zettel beiseite und stand auf, um den nächsten Schüler
hereinzubitten.
    »Hey, hey, is ja
gut«, ruderte Sokolow zurück, »sie heißt Marlene Krieger.«
    »In welche Klasse
geht sie?«
    »In meine«, sagte
Sokolow herablassend und stand auf. »Und das heißt ›Tutorium‹.«
    Bergheim öffnete
die Tür und bat den Hausmeister, der im Flur wartete, die Schülerin Marlene
Krieger herzubitten. Anton Sokolow quetschte sich an Bergheim vorbei und warf
dem nächsten Schüler, der draußen wartete, verstohlen einen Blick zu.
    Mark Ziemer war
ein großer, schwerer, pickelgesichtiger Mann mit dünnen Lippen und hängenden
Mundwinkeln, was ihm einen mürrischen

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