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Der Teufel von Herrenhausen

Der Teufel von Herrenhausen

Titel: Der Teufel von Herrenhausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Griffiths-Karger
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sein missratenes Leben gekommen. Er hatte ihn in Notwehr
erschießen müssen. Nur die Tatsache, dass der Kerl seine Frau seit Monaten im
Keller gefangen gehalten und misshandelt hatte und sie halb tot befreit werden
konnte, hatte ihn gerettet. Sein Chef hatte es ihm allerdings nie verziehen,
dass er recht behalten hatte, also hatte er um seine Versetzung gebeten und war
in Hannover bei der KFI1 gelandet, der
Kriminalfachinspektion 1, zuständig für Tötungsdelikte und vermisste Personen.
    Er lächelte, wenn
er daran dachte, wie ruppig ihm Charlotte anfangs gegenübergetreten war. Aber
das Schicksal – oder was auch immer – hatte es so gewollt, dass er auch ihr das
Leben retten konnte, und so hatten sie sich gefunden. Er war von Anfang an hingerissen
gewesen von dieser Frau. Er marschierte den Friedrichswall entlang Richtung
Waterlooplatz und wappnete sich innerlich. Bestimmt war Charlotte im Büro.
    Zehn Minuten
später saß er seiner Freundin und Kollegin gegenüber, und – er musste es sich
eingestehen – er hatte Schiss. Aber hatte er eine Wahl? Nein. Wenn sie dieses
Foto von jemand anderem als ihm gezeigt bekam, hatte er keine Chance. Er
betrachtete sie, wie sie konzentriert auf ihren Bildschirm starrte. Er liebte
einfach alles an ihr. Die dunklen, vollen Haare, die sich bei feuchtem Wetter
kringelten – worüber Charlotte sich unbegreiflicherweise immer schrecklich
aufregte –, ihre klaren blauen Augen, denen kein Detail entging. Ein paar kleine
Falten um die Augen bemerkte er heute zum ersten Mal. Lachfalten. Ja, er wollte
unbedingt mit ihr alt werden. Eine gescheiterte Ehe reichte ihm.
    »Was starrst du
mich so an?«, fragte Charlotte plötzlich. »Gefällt dir etwa nicht, was du
siehst?«
    Oh doch, dachte
er, schwieg aber. Sie sah ihn misstrauisch an.
    Endlich fasste er
sich ein Herz. »Ich muss dir was zeigen.«
    »Ah ja?«
    Er kramte sein
Handy aus der Hosentasche. »Du weißt doch noch, dass ich gestern Abend eine SMS bekommen habe und noch mal weggefahren bin.«
    Charlotte kniff
die Augen zusammen. »Jaaa«, sagte sie lauernd.
    »Also, die SMS kam von einer jungen Frau, die möglicherweise mit
dem Verschwinden von Timon Wegener zu tun hat. Sie hat es sehr dringend
gemacht, deswegen bin ich hingefahren.« Er drückte auf seinem Handy herum. »Was
ich nicht wusste, war, dass die Dame offenbar mit ein paar zwielichtigen
Gestalten unter einer Decke steckt, die mich in eine Falle gelockt haben. Und
das«, er legte ihr das Handy hin, »ist dabei rausgekommen.«
    Charlotte nahm
neugierig das Handy und betrachtete das Bild, auf dem der Mann, den sie liebte,
die Brust einer anderen betatschte und sie dabei küsste.
    Sie schluckte und
sah ihn an.
    »Das sieht aber
nicht so aus, als würde sie dich vergewaltigen«, sagte sie, um einen ruhigen
Ton bemüht.
    Er nickte. »Ich
weiß, das macht die Sache ja so brenzlig.«
    Charlotte lehnte
sich zurück. »Was soll ich dazu sagen?«
    Er zuckte mit den
Schultern. »Entweder du glaubst mir, dass es ein abgekartetes Spiel war, oder
eben nicht.«
    »Ja, das ist wohl
so.« Sie besah sich erneut das Bild, schob ihm dann das Handy wieder zu und
musterte ihn mit gerunzelter Stirn. Sie sagte nichts. Bergheim auch nicht. Ihm
fiel nichts mehr ein. Charlotte wandte sich wieder ihrem Bildschirm zu. »Kannst
du mich jetzt in Ruhe lassen. Du lenkst mich nur ab, und ich will diesen Bericht
auf jeden Fall heute noch abhaken.«
    Bergheim fragte
sich, ob ihm diese Wortwahl etwas sagen sollte. Er zögerte einen Moment und
stand auf. An der Tür drehte er sich noch mal um.
    »Ich liebe dich,
das weißt du.« Dann verließ er das Büro. Als er vor der Tür stand, wusste er
nicht, wohin.
    Als die Tür hinter
Bergheim ins Schloss gefallen war, schob Charlotte die Tastatur weg. Sie hatte
keine Lust mehr zu arbeiten. Was sollte sie davon halten? Aber wenn sie ehrlich
war, hatte sie immer Angst davor gehabt. Ein Mann, der aussah wie Rüdiger,
konnte eben nicht treu sein. Sie hörte die mahnende Stimme ihrer Mutter. »Kind,
denke immer dran: Schöne Männer hat man nicht für sich allein.« Normalerweise
lächelte Charlotte über solche Plattitüden, aber jetzt …
    Wieso musste ihre
Mutter immer recht behalten?
    Sie konnte sich
unmöglich weiter auf ihren Bericht konzentrieren, hatte aber auch keine Ahnung,
was sie jetzt machen sollte. Ihm glauben? Wie gern würde sie das! Aber sie
hatte ihre Erfahrungen gemacht, mit Männern, die ihre Hormone nicht unter
Kontrolle hatten und ihre Saat

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