Der Teufel von Herrenhausen
Ersatzschlüssel, den die beiden sich beim
Vermieter besorgt hatten, und öffnete die Tür.
Sie sahen sich in
der engen Wohnung um, öffneten Schubladen und durchsuchten den Küchenschrank,
während Kramer und Dscikonsky sich um Fingerabdrücke kümmerten und das Bett
untersuchten.
»Möchte wissen, wo
er seinen Computer gelassen hat«, sagte Charlotte.
»Schau dir das
an«, sagte Bergheim, der sich gerade durch eine Schublade mit Autozeitschriften
gequält hatte, während Charlotte in den Taschen einer zerbeulten Jogginghose
wühlte. »Hier hat jemand eine Adresse in der Osterstraße an den Rand einer
Zeitung gekritzelt.«
Charlotte sah sich
die ziemlich ungelenke Handschrift an.
»Wir sollten
feststellen, wer da wohnt«, sagte sie und rief die Telefonauskunft an, die aber
keinen Eintrag zu der Adresse hatte. Also würde sie Bremer darauf ansetzen. Der
würde das schon rausfinden. Er brauchte eine Viertelstunde, bis er Charlotte
melden konnte, dass ein gewisser Alfons Hofholt auf die fragliche Wohnung eine
Anzahlung von hunderttausend Euro geleistet hatte.
»Du bist ein
Schatz«, sagte Charlotte.
»Sag ich doch«,
brummte Bremer, »und noch was.«
Charlotte hörte
ihn grinsen. »Gesine Hofholt hatte eine Lebensversicherung in Höhe von
hunderttausend Euro, und weißt du, wer der Begünstigte ist?«
»Ihr Mann«, sagte
Charlotte atemlos.
»Stimmt, aber es
geht noch weiter. Anscheinend hatte sie vor, die Begünstigung von ihrem Mann
auf ihren Sohn zu übertragen. Ein entsprechender Briefentwurf ist in ihrem
Computer abgespeichert, aber bei der Versicherung liegt nichts vor.«
Charlotte stieß
einen Pfiff aus. »Erinnere mich daran, dass du was gut hast bei mir«, sagte
sie.
»Jaaa«, sagte
Bremer und legte auf.
Charlotte hatte
gerade genug Zeit, Bergheim aufzuklären, bevor ihr Handy klingelte. Maren
meldete sich. »Also, dieser Schrebergarten ist in der List«, sagte sie. »Den
Schlüssel hab ich.«
»Gut«, sagte
Charlotte, »nimm Martin mit und ruf Kruse an. Der soll euch noch zwei Leute von
der Technik mitgeben. Dann schaut ihr euch den Garten mal an. Rüdiger und ich
gehen inzwischen zu einer Wohnung in der Osterstraße, auf die ein Alfons
Hofholt eine Anzahlung geleistet hat.«
»Unser Alfons
Hofholt?«, fragte Maren.
»Wenn es nicht
zwei von denen mit derselben Adresse in der Nordstadt gibt, dann ja«, sagte
Charlotte und drückte das Gespräch weg.
Bergheim
telefonierte bereits mit Kruse, der mit drei Beamten die Hofholt’sche Wohnung
in der Nordstadt auf den Kopf stellte.
»Habt ihr einen
Wohnungsschlüssel gefunden, der nicht zur Wohnungstür passt?«, fragte er.
»Keine Ahnung, wir
haben zwei Schlüsselbunde mit tausend Schlüsseln. Müssen wir noch
durchprobieren. Willst du eins?«
»Wir kommen vorbei
und holen es ab«, sagte Bergheim, und zwei Minuten später waren sie unterwegs
in die Nordstadt.
Die Osterstraße
lag mitten in der City, und Hofholts Wohnung war eins von zehn Apartments in
einer mehrstöckigen Wohnanlage mit Tiefgarage.
Bergheim musste
einige Schlüssel durchtesten, bevor er endlich den passenden fand. Als sie die
Wohnung betraten, waren sie verblüfft. Sie bestand aus einem vielleicht
sechzehn Quadratmeter großen Zimmer mit Küchenzeile und einem angrenzenden
winzigen Bad. Die Einrichtung war karg und unpersönlich. Ein großes Bett, ein
zweitüriger Schrank und ein Flachbildfernseher, der an der Wand montiert war,
bildeten das ganze Interieur. Im Schrank hing ein dunkles Jackett, im Hutfach
lag ein Regenschirm. Im Bett schien jemand vor nicht allzu langer Zeit geschlafen
zu haben. Die Küche wirkte unbenutzt. Im Kühlschrank standen je eine Flasche
Wasser und Saft und ein paar Dosen Krombacher Bier. Im Badezimmerschrank
immerhin befand sich ein Becher mit Zahnbürste und einer Tube Zahnpasta. Der
Seifenspender am Waschbecken war zur Hälfte gefüllt. Auch das Badezimmer schien
längere Zeit nicht benutzt worden zu sein.
Bergheim und
Charlotte sahen sich um. »Was denkst du, wenn du so was siehst?«, fragte
Charlotte, während Bergheim die Bettdecke zurückwarf.
»Ein Liebesnest?«
»Genau«, sagte
Charlotte.
»Dafür ist das
Bett ziemlich sauber«, sagte Bergheim.
»Aber wieso hat
sich Sokolow diese Adresse notiert?«, fragte Charlotte. »Ob er seine Freier
auch hierherschickt?«
»Möglich«, sagte
Bergheim. »Dann gibt’s hier sicherlich eine Menge Spuren.«
»Du sagst es.«
Charlotte zückte ihr Handy, um Dscikonsky mit einem der Kollegen
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