Der Teufel von Herrenhausen
Jan, der inzwischen an der Tür lehnte, interessiert das Gespräch
verfolgte.
»Also … die beiden
anderen Male waren andere Männer da … die waren schon ziemlich alt, und …« Sie
stockte.
»Ja«, forschte
Charlotte, »was war mit den älteren Männern?«
»Also, sie musste
mit ihnen«, Jan mischte sich wieder ein, »du weißt schon …«
Charlotte hob die
Brauen. »Stimmt das?«, fragte sie Vivian.
Die nickte wieder.
So war das also.
Dieser Sokolow war nicht nur ein Erpresser, sondern auch ein Zuhälter, der
obendrein Pädophile bediente. Schien ein lohnendes Geschäft zu sein.
»Wie lange geht
das schon?«, hakte sie dann nach.
»Bis ich krank
wurde, letztes Jahr in den Sommerferien. Und danach hat es aufgehört.«
Aha, dachte
Charlotte. Danach wurde sie magersüchtig und war für die Freier nicht mehr so
interessant wie ein gesundes Küken. Auch eine Möglichkeit, sich zu wehren.
»Weißt du, wem der
Schrebergarten gehört?«
Vivian zuckte mit
den Schultern. »Ich hab Anton nur einmal sagen hören, dass er noch Ordnung
machen muss, weil sein Vater morgens immer den Garten macht.«
»Okay«, sagte
Charlotte, »den finden wir. Weißt du noch von anderen Mädchen, denen das
Gleiche wie dir passiert ist?«
Endlich sah Vivian
Charlotte an. »Ja, aber die haben alle Angst. Ich darf die nicht verraten.«
Charlotte nickte.
»Das macht nichts. Deine Aussage reicht, um ihn festzunageln, wenn er überlebt.
Ich werde jetzt eine Beamtin aus der KFI 2
hierherbitten. Sollen wir deine Mutter anrufen?« Noch bevor Charlotte die Frage
ausgesprochen hatte, sprang Vivian auf.
»Nein, meine
Mutter darf davon nichts wissen!«, rief sie panisch.
»Schon gut«,
beschwichtigte Charlotte sie schnell, »kein Problem. Soll Jan dableiben?«
Nicken. »Ja, das
wär mir lieber.«
Charlotte warf
ihrem Stiefsohn einen fragenden Blick zu. Der nickte gut gelaunt. »Dann brauch
ich aber ‘ne Entschuldigung … wegen der AG «,
sagte er frohlockend.
Wenige Minuten
später hatte Charlotte eine Psychologin aus der KFI 2
aufgetrieben und eine Beamtin, die Vivians Aussage aufnehmen sollte.
Bergheim, der eben
aus dem Vernehmungsraum kam, in dem Alfons Hofholt eine halbe Stunde schweigend
vor sich hingestarrt hatte, blickte verwirrt auf seinen Sohn und dessen
Begleitung.
»Hey, Vatter«,
sagte Jan, hob lässig die Hand zum Gruße und grinste dabei von einem Ohr zum
anderen. Begleitet wurden die beiden von der Psychologin, die ihre Zeugin in
ihr Büro dirigierte.
»Ich erklär’s dir
später«, vertröstete Charlotte Bergheim und sah sich nach Hohstedt um, der
nicht an seinem Schreibtisch saß und sich, nach Auskunft einer Beamtin, in die
Kantine begeben hatte. Sie rief ihn an und orderte ihn in ihr Büro.
»Was war so
wichtig?«, fragte sie unwirsch, kaum dass er das Büro betreten hatte. Er hob
abwehrend die Hände. »Gar nichts, wollte nur sagen, dass die Vernehmung von
dieser Krieger nichts ergeben hat.«
»Na großartig,
dann setzt du dich jetzt mit Schliemann von der KFI 2
zusammen an den Computer und versuchst rauszufinden, ob es irgendwo eine
Internetseite gibt, wo dieser Sokolow Minderjährige für Sexspielchen anbietet.«
»Wie bitte?«,
stotterte Hohstedt.
Charlotte
versuchte seufzend eine Erklärung. »Das Mädchen, in dessen Zeugenaussage du
vorhin getrampelt bist, erstattet gerade Anzeige wegen Vergewaltigung und Zwang
zur Prostitution gegen Sokolow und Ziemer. Dabei war von Fotos die Rede. Und
jetzt beeil dich.«
Hohstedt stand
noch zwei Sekunden verdattert in der Tür, dann verschwand er.
Charlotte ging zu
Maren, die an ihrem Schreibtisch saß und in der Akte Timon Wegener blätterte.
»Die Eltern von
diesem Sokolow haben irgendwo einen Schrebergarten, finde raus, wo der ist, und
besorg dir den Schlüssel. Sobald du die Adresse und den Schlüssel hast, meldest
du dich bei mir. Alles klar?«
»Klar«, sagte
Maren, klickte noch mal mit ihrer Maustaste und stand auf.
Charlotte machte
sich auf den Weg, um die Haftbefehle für Sokolow und Ziemer und die
Durchsuchungsbefehle für Sokolows Wohnung und den Schrebergarten zu besorgen.
Dann würde sie mit Rüdiger und zwei Beamten von der Technik die Wohnung von
diesem Kerl auf den Kopf stellen, und wenn sie dort nichts fanden, würden sie
in dem Schrebergarten was finden. DNA -Spuren
von Vivian Schleich würden reichen.
Bergheim, Charlotte
und Kramer und Dscikonsky von der Technik stiegen die Treppe zu Sokolows
Wohnung hinauf. Bergheim nahm den
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