Der Teufel von Herrenhausen
nervös die Hände. »Ich weiß ja nicht, ob das
was mit seinem Verschwinden zu tun hat. Ich weiß nicht mal, ob ich Ihnen das
überhaupt sagen soll, aber … Wolfgang und Alfons hatten einen furchtbaren
Streit.«
»Tatsächlich?«,
sagte Bergheim, jetzt doch interessiert. »Worum ging es?«
»Ja, das ist es
ja, ich habe keine Ahnung. Ich habe wirklich versucht rauszufinden, was da
vorgefallen ist, aber Wolfgang wollte es mir nicht sagen. Und dann sind alle
diese … Schrecklichkeiten passiert. Diese Frau im Georgengarten, und dann meine
Schwägerin …« Frau Masterson ergriff Bergheims Arm. »Ich habe Angst, verstehen
Sie das? Wer weiß, was hier noch alles passiert! Am Ende wird Wolfgang auch
noch ermordet von diesem Wahnsinnigen! Es muss doch ein Wahnsinniger sein, der
so was tut.«
Bergheim nickte.
»Irgendwie schon«, stimmte er ihr zu. Dann fiel ihm noch etwas ein. »Wussten
Sie, dass Ihr Bruder in der Innenstadt eine Wohnung gekauft hat?«
Frau Masterson
riss erstaunt die Augen auf. »Alfons? Nein, wo hat er denn das Geld her? Gesine
hat doch alles für ihren Liebling Andreas gehortet.«
»Führte Ihr Bruder
eine glückliche Ehe?«
Frau Masterson
wurde misstrauisch. »Er hat Gesine bestimmt nicht umgebracht, falls es das ist,
was Sie wissen wollen. Er kann ein ziemlich arroganter Pinsel sein, aber seine
Frau umzubringen – dazu wäre er nicht in der Lage.«
»Hat er seine Frau
geliebt?«
Frau Masterson
zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich wirklich nicht. Ich habe mich
allerdings damals über seine Wahl gewundert. Er hat normalerweise einen – sagen
wir – mondäneren Geschmack.«
Bergheim nickte
und verabschiedete sich.
Charlotte ging im
Krankenhaus auf der Bult vor Tabeas Zimmer auf und ab. Sie hatte sich mit dem
Arzt unterhalten, der ihr natürlich keine Auskünfte geben wollte, stattdessen
aber bei Tabeas Mutter ein gutes Wort für Charlotte einlegen wollte. Charlotte
hoffte, einen Moment allein mit der Tochter reden zu können.
Frau Wegener
beäugte Charlotte misstrauisch, als sie auf den Gang trat.
Charlotte bat sie
in ein kleines Büro, das ihr der Arzt großzügig zur Verfügung gestellt hatte.
Die beiden setzten sich auf die zwei Besucherstühle, und Charlotte lächelte
Frau Wegener ermutigend zu. Sie wusste nicht recht, ob das Nervenkostüm der
Frau stark genug war für die bevorstehende Eröffnung, dass man ihre
vierzehnjährige Tochter wohl zur Prostitution gezwungen hatte.
»Frau Wegener«,
begann sie, »hat Tabea Ihnen gesagt, warum sie versucht hat, sich umzubringen?«
»Nein«, erwiderte
Frau Wegener. Sie beugte sich vor. »Können Sie es mir sagen?«
Charlotte nickte.
»Wir sind uns sicher, dass Ihre Tochter erpresst wurde.«
Frau Wegener
horchte auf. »Erpresst? Ja womit denn, um Gottes willen?«
»Man hat ihr
K.-o.-Tropfen verabreicht, kompromittierende Fotos geschossen und gedroht, sie
zu veröffentlichen.«
»Aber … aber sie
hat doch gar kein Geld.« Noch bevor Frau Wegener zu Ende gesprochen hatte, ging
ihr ein Licht auf. Sie warf die Hand vor den Mund. »Mein Gott … doch nicht?«
Charlotte nickte
und kramte das Foto aus ihrer Jackentasche.
»Kennen Sie diesen
Mann?«
Frau Wegener nahm
das Foto zögernd entgegen, ohne die Hand vom Mund zu nehmen. Sie betrachtete es
genau. »Das kann doch nicht wahr sein«, murmelte sie und starrte Charlotte
ungläubig an. »Tabea …«
»Frau Wegener,
haben Sie eine Ahnung, wer der Mann auf dem Foto ist?«
»Nein! Dieses
Schwein!«, schrie sie und brach in Tränen aus.
Charlotte ergriff
ihre Hand und gab der Frau etwas Zeit, sich zu fassen.
Die ließ das Foto
auf ihre Knie sinken und schluchzte hemmungslos.
»Frau Wegener.«
Charlotte tätschelte ihre Hand. »Jetzt wird ja alles gut. Wir wissen, wer der
Erpresser war. Er sitzt bereits.«
Frau Wegener sah
auf, nickte und beruhigte sich ein bisschen.
»Wir brauchen
natürlich eine Aussage von Ihrer Tochter. Ein anderes Mädchen hat bereits
Anzeige erstattet. Das Problem ist, dass Ihre Tochter sich schämt und nicht
will, dass Sie oder sonst wer etwas von der Sache erfahren. Verstehen Sie?«
Die Frau nickte.
»Und … was sollen wir jetzt machen? Wenn mein Mann dieses Foto zu sehen kriegt,
dann …«
»Deshalb wollte
ich ja zuerst mit Ihnen reden«, sagte Charlotte sanft. »Sie können Ihrem Mann
später alles erklären. Es ist aber wichtig, dass ich allein mit Ihrer Tochter
spreche. Schließlich wollen wir wissen, wer dieser Mann ist und ob es noch
andere
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