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Der Teufel von Herrenhausen

Der Teufel von Herrenhausen

Titel: Der Teufel von Herrenhausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Griffiths-Karger
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ging
hinaus, um kurz mit der Mutter zu sprechen.
    »Tabea will
aussagen. Das ist gut, auch für sie selbst«, sagte sie der ängstlich
dreinblickenden Frau. »Ich werde eine Beamtin vorbeischicken, die ihre Aussage
zu Protokoll nimmt.« Sie berührte sacht Frau Wegeners Arm. »Am besten, Sie
lassen sich einen Trauma-Spezialisten empfehlen.«
    Frau Wegener
nickte und beeilte sich dann, zu ihrer Tochter zu kommen. Charlotte sah ihr
nach. Das sah gut aus. Tabea würde es schaffen. Trotzdem. Charlotte war
furchtbar wütend.

FÜNFZEHN
    Charlotte erwachte
um halb acht. Sie hatte am Abend vergessen, das Rollo zu schließen, sodass die
Sonne ungehindert ins Zimmer scheinen konnte. Das wolkenlose Blau, das ihr
durch das Fenster entgegenlachte, verhieß einen warmen, hellen Sommertag. Ihr
nächster Gedanke galt ihren Mordfällen, die immer noch ungelöst waren. Sie zog
die Bettdecke hoch, drehte sich auf die andere Seite und versuchte, wieder
einzuschlafen. Noch eine Stunde, dachte sie, nur noch eine Stunde lang nicht
daran denken müssen.
    Zehn Minuten
später schwang sie die Beine aus dem Bett, ging ins Bad und duschte ausgiebig.
Danach setzte sie die Kaffeemaschine in Gang, warf ein paar Brötchen zum
Aufbacken in den Ofen und ging hinunter zum Briefkasten, um die Hannoversche Allgemeine
zu holen. Vielleicht wussten die bei der Zeitung ja mehr als sie, dachte sie
und war sich im selben Moment darüber klar, dass es ihr immer schwerer fiel
abzuschalten. Dabei war das so wichtig. Irgendwann war man bei einem Fall so
weit, dass man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sah. Und genau da war sie
angekommen. Sie musste einfach mal an was anderes denken. Sie könnte zum
Beispiel endlich wie versprochen ihre Eltern anrufen. Nein, lieber nicht. Oder
vielleicht ihre Schwester. Sie hatte seit Wochen nicht mit ihr gesprochen.
Andererseits – ihre Schwester rief auch nie an, aber die hatte im Moment
Schwierigkeiten mit ihrem Sohn, der ungefähr in Jans Alter war. Charlotte
seufzte. Irgendwie tat Andrea ihr leid. Wie schaffte sie das bloß allein mit
diesem Jungen? Andererseits hatte sie den Bengel auch dermaßen verwöhnt, dass
er davon ausging, die Sonne zu sein, um die die Erde kreiste. Sie goss sich
Kaffee ein und nahm die Brötchen aus dem Ofen. Aber sie hatte keinen Hunger.
Stattdessen nahm sie die HAZ und ihren Becher und ging auf den
Balkon. Rüdiger schlief immer noch tief und fest.
    Sie blätterte
durch die Zeitung, schüttelte wie immer den Kopf über das politische Geplänkel
der Parteien. Dabei sagte doch jeder nur das, wovon er glaubte, dass die Mehrheit
der Wähler es hören wollte.
    Sie hatte den
Lokalteil bereits zur Seite gelegt, als ihr bei den Familienanzeigen ein Name
auffiel. Sie griff erneut danach, las und brauchte zwei Sekunden, um zu
verstehen. Dann sprang sie so heftig auf, dass sie beinahe den Bistrotisch
umgeworfen hätte.
    »Rüdiger!«, rief
sie durch die Wohnung, lief gleichzeitig ins Schlafzimmer und rüttelte ihren
Freund wach. »Komm schon, wach auf, wir haben nicht viel Zeit!«
    Bergheim hob
langsam den Kopf und blinzelte. »Wofür haben wir nicht viel Zeit?«, fragte er
heiser. Aber Charlotte hatte bereits ihr Handy am Ohr.
    »Mein Gott,
Thorsten, wo bleibst du denn?«, murmelte sie vor sich hin, während sie nach
ihren Schuhen suchte.
    Thorsten Bremer
meldete sich verschlafen und ungehalten und wurde sofort von Charlotte
unterbrochen. »Keine Zeit zum Meckern. Du machst jetzt Folgendes. Du gehst zu
der Wohnung von Lisa Grosser, Adresse musst du dir aus dem Computer holen, dann
legst du dich auf die Lauer. Sie wird irgendwann vor zwölf das Haus verlassen.
Du heftest dich an ihre Fersen und meldest dich, sobald du ungefähr sagen
kannst, wo sie hinwill. Verstanden?«
    »Bin ja nicht
blöd, aber wieso …«
    Charlotte ließ ihn
nicht ausreden. »Und sei vorsichtig. Sie darf auf keinen Fall misstrauisch
werden. Ach ja, und ruf Maren an, sie soll dich begleiten. Ein hübsches junges
Pärchen ist unauffälliger.«
    »Scheißjob«, hörte
sie Thorsten sagen, bevor er auflegte.
    Bergheim war
inzwischen aufgestanden. Er stand in der Wohnzimmertür und kratzte sich am
Kopf. »Kannst du mir freundlicherweise sagen, was los ist?«, murrte er.
    Charlotte knallte
ihm die Zeitung vor den Bauch. »Lies das, ich hab’s eingekreist – und dann beeil
dich!«
    Bergheim blickte
suchend über die Familienanzeigen. Dann sah er es. Fett gedruckt.
    An
Walter Herrmann. Vater, ich weiß jetzt, dass du unschuldig bist,

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