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Der Teufel von Mailand

Der Teufel von Mailand

Titel: Der Teufel von Mailand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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einmal hier gewesen, als das Hotel noch nicht eröffnet war, hatte Nina, die sie bedient hatte, erzählt.
    Er beobachtete, wie die hübschere der beiden den Wein kostete. Man sah, daß sie das nicht zum ersten Mal tat. Sie schwenkte ihn rasch im Glas, roch daran, behielt einen kleinen Schluck kurz im Mund und nickte dann. Alles sehr beiläufig und unzeremoniell.
    Er schloß die Schiebetür und machte sich ans Kochen.
    Sie hatten nur ein Thema: Das Rätsel Barbara Peters. Michelle Kaiser, die Rezeptionistin, war zur Saisonvorbereitung schon zwei Wochen hier gewesen und wußte deshalb mehr als Sonia und Manuel. Diesen Wissensvorsprung nutzte sie ein wenig aus, und es dauerte bis zum Bündner Trockenfleischtrio mit Heidelbeerchutney, bis sie ihn eingeholt hatten.
    Barbara Peters wohnte allein in ihrer Rapunzelwohnung. So nannte Michelle das Apartment, das die Chefin sich in einem der beiden Türme eingerichtet hatte. Exklusiv eingerichtet, wie Michelle andeutete. Das einzige männliche Wesen, das dort Zugang habe, sei Bango, ihr antiautoritär erzogener Cockerspaniel.
    Die Hotelbesitzerin kam nicht aus der Branche. Ihre Fachkenntnisse waren bescheiden. Aber sie hatte in Büro, Küche und Betrieb gute Leute angestellt. Und sie, Michelle, erklärte Michelle bescheiden, verfüge über die fehlenden Papiere, die zur Leitung eines Hotels nötig seien.
    Das Hotel konnte etwa fünfzig Gäste aufnehmen. Im Moment betrug die Auslastung vierundvierzig Prozent, Kinder inbegriffen. »Und wie viele sind das?« fragte Manuel.
    »Zweiundzwanzig«, gestand Michelle.
    »Und wie viele Angestellte?«
    »Sechsunddreißig.«
    Manuel stieß einen Pfiff aus. »Am besten, wir fangen schon mal an, uns umzuschauen, Sonia.«
    Auf die Frage, woher Barbara Peters die Millionen hatte, die Kauf, Umbau und Betrieb des Gamander verschlangen, konnte Michelle keine Antwort geben.
    »Von einer Bank kann das Geld jedenfalls nicht sein«, stellte Sonia fest. »Eine Bank hätte einen Businessplan verlangt.«
    »Aha, da kennt sich jemand aus mit Banken«, bemerkte Manuel.
    »Mit Bankern«, seufzte Sonia.
    An diesem Abend sah Sonia Herrn Casutt zum ersten Mal. Es war fast halb zwölf, spät für Val Grisch, als sie ins Hotel zurückkamen. Herr Casutt saß hinter dem Empfangstresen und hatte offenbar gerade ein Nickerchen gemacht. Er war der Nachtportier. Nicht immer gewesen. Er hatte früher am Tag gearbeitet. Und in größeren Häusern als dem Gamander. Daß er in die Nacht verbannt worden war, hatte mit Alkohol zu tun. Nicht, daß er im Dienst getrunken hätte. Aber vorher und nachher. Und das hatte mit den Jahren auf sein Namensgedächtnis geschlagen, das unverzichtbarste Werkzeug des Portiers großer Häuser.
    Herr Casutt war ein hagerer Mann mit, für seine vierundsechzig, sehr schwarzem, sehr dichtem Haar. Er trug eine dunkelblaue Uniform, deren Weste durch seine gebeugte Haltung etwas schlotterte. Er beherrschte neben Englisch alle vier Landessprachen. Casutt stammte aus der Gegend.
    Er ging lächelnd auf Sonia zu und stellte sich vor. Michelle und Manuel nutzten die Gelegenheit, um sich in ihre Zimmer zurückzuziehen.
    Herr Casutt litt unter der Einsamkeit des Nachtportiers und verwickelte Sonia sofort in ein Gespräch. Er wollte wissen, wie das Essen war im Steinbock und ob sie finde, daß er das Lokal gegebenenfalls empfehlen könne. Er erkundigte sich, ob sie schon einmal in einem Hotel gearbeitet habe und wie es ihr gefalle.
    Mit jeder ihrer Antworten lieferte sie ihm das Stichwort für eine eigene Geschichte. Den asiatischen Einschlag des Steinbocks für ein chinesisches Restaurant in Paris, in dessen Mülltonnen in den siebziger Jahren Dutzende leerer Dosen Hundefutter gefunden worden waren. Ihre erste Arbeitsstelle in einem Hotel für die Härte seiner Kellnerlehre, die er mit fünfzehn in einem Grandhotel angetreten hatte.
    Casutt war kein schlechter Erzähler. Man hörte seinen Geschichten an, daß er sie schon oft erzählt und immer wieder ausgeschmückt hatte. Er wußte, wann er eine Pause einlegen und wie er eine Pointe setzen mußte. Nur das Lächeln, das er während der ganzen Zeit unverändert beibehielt, irritierte Sonia ein wenig.
    Sie saßen in der Sitzgruppe, die neben dem großen Ficus in der Empfangshalle stand. Das Haus war still, alle Gäste waren in ihren Zimmern. Sie hatte sich dazu überreden lassen, einen Schlummertrunk zu nehmen. Ein Bier für sie, ein Wasser für den Nachtportier.
    Über eine Stunde hörte sie sich seine

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