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Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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eine Tasse suchen und abwaschen, bevor er sich Tee eingießen konnte. Anna überlegte schon, ihm zu folgen, um ihn besser verstehen zu können, denn er redete die ganze Zeit unablässig weiter. Doch dann kehrte er schneller zurück, als sie erwartet hatte, und sie war froh sitzen geblieben zu sein. Das, was in dieser Wohnung mal eine Küche gewesen war, musste sie nicht auch noch unbedingt mit eigenen Augen sehen. Die gute Stube, in der sie ihren Sitzplatz bekommen hatte, reichte vollkommen aus.
    »Wissen Sie, mit Melanie Aufderhaar habe ich mich früher recht gut verstanden. Sie hat sich häufiger mal Ratschläge geholt.«
    »Ratschläge?«
    »Ja, handwerklicher Art. Welche Klebstoffe sich gut verarbeiten lassen und welche Farben man nehmen sollte, wenn man bei der Verarbeitung nicht andauernd tränende Augen und einen kratzenden Hals haben will oder eine Gasmaske braucht.«
    »Sagen Sie bloß, Melanie Aufderhaar fertigt auch Modellsegelschiffe an!«
    Gross schüttelte den Kopf. »Dieser Gedanke wäre nun wirklich abwegig«, meinte er und setzte sich nun ebenfalls, wobei er mit seiner bis zum Rand gefüllten Teetasse plemperte.
    Der Tee selbst war so hell und durchsichtig, dass man ihn eher als leicht getöntes Wasser bezeichnen konnte.
    »Melanie hat ein anderes Hobby. Sie fertigt Puppen an, mit Porzellangesichtern. Das wäre mir zu empfindlich. Die fallen hin und gehen kaputt, wenn man sie nur streng ansieht! Aber ich muss aus rein handwerklicher Sicht sagen, dass sie ziemlich talentiert ist. Kennen Sie das Krippenmuseum in Telgte?«
    »Ja, davon habe ich gehört. Aber ehrlich gesagt war ich noch nie dort.«
    »Dort werden Weihnachtskrippen aller Art ausgestellt. Und Melanie Aufderhaar hatte dort auch mal eine Krippe eingereicht, die sogar irgendeinen Künstler-Preis gewonnen hat. Fragen Sie mich nicht mehr, welchen. Aber es stand groß in der Zeitung.«
    »Ich dachte, die lesen Sie nicht.«
    »Das ist schon ein paar Jahre her. Da habe ich mir noch diesen überflüssigen Luxus geleistet«, parierte Arnold Gross Annas Frage. »Tja, in den letzten Jahren ist es immer weniger dazu gekommen, dass sie mal bei mir reingeschaut hat, um sich irgendeinen Leim auszuleihen.«
    »Was macht Melanie eigentlich beruflich?«, fragte Anna. »Ihre Schwester ist ja wohl bei der Kreisverwaltung in Burgsteinfurt.«
    »Ich glaube nicht, dass Melanie berufstätig ist. Ihre Schwester Sarah versorgt sie.«
    »Etwas ungewöhnlich, finden Sie nicht? Auch wenn Zwillinge ja eine besonders starke Bindung zueinander haben, wie man allgemein sagt.«
    »Ja, und die ist in diesem Fall wohl besonders stark«, glaubte Gross.
    »Wieso?«
    »Ich lebe ja schon länger in dieser Straße. Die beiden Aufderhaar-Schwestern zogen erst später ins Haus, als das Ehepaar Grömpinger, das oben lange gelebt hat, gemeinsam ins Altenheim umgezogen ist. Aber ich kenne die Zwillinge schon seit ihrer Jugendzeit. Die wohnten nämlich in einem Haus ein Stück die Straße lang. Das ist vor fünfzehn Jahren abgebrannt. Beide Eltern sind dabei umgekommen und außerdem noch ein jüngerer Bruder. Und Melanie hatte wirklich großes Glück, da herauszukommen.«
    »Sarah nicht?«
    »Sie war nicht zu Hause. Klassenfahrt mit der Schule oder so etwas. Die beiden sind zwar Zwillinge, aber Melanie hatte immer mehr Schwierigkeiten beim Lernen und musste mal ein Schuljahr wiederholen. Deswegen waren sie auch in verschiedenen Klassen.«
    »Sie erzählen das, als hätten Sie die Familie wirklich gut gekannt.«
    »Der Vater war bei mir in der Firma. Also damals, als ich noch nicht in Rente war. Wir haben beide als Großhandelskaufleute in einer Spedition unseren Job gehabt, allerdings war ich schon fast draußen, als der Harald – so hieß der Vater der Zwillinge – da anfing. Wir sind auch öfter mal zusammen zur Jagd gegangen, aber dann machte mein Knie nicht mehr mit, und ich habe das drangegeben.« Gross nahm einen Schluck von seinem dünnen Tee. Seinem Gesicht war anzusehen, wie sehr ihn die Erinnerung wohl noch immer verstörte, wenn er darüber sprach. »Ich habe das damals mit angesehen. Die Feuerwehr kam, der brennende Dachstuhl stürzte ein … Mein Gott, da war wirklich nichts mehr zu machen, und ehrlich gesagt hat wohl zuerst nicht einmal mehr die Feuerwehr daran geglaubt, dass da überhaupt noch etwas zu retten war.«
    »Wo sind die Zwillinge dann aufgewachsen?«
    »Bei ihrer Tante. Wohnt auch nur ein paar Straßen weiter.«
    »Wie heißt diese Tante?«
    »Die haben immer

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