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Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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versucht.«
    »Und?«
    »Was und?«
    »Gehen die blinden Flecken davon weg?«
    »Nein, das nicht …«
    »Warum spart man sich diesen Mist dann nicht? Das ernährt doch nur eine aufgeblähte Therapeutenkaste.«
    »Die blinden Flecken gehen nicht weg, aber man sieht sie besser und ist sich ihrer bewusst. Man weiß dann, wie sehr sie die eigene Wahrnehmung trüben.«
    »Na ja, jedenfalls gab es bei Weitem keinen Grund, Timothy Winkelströter festzuhalten, Anna.«
    Nur beiläufig registrierte Anna, dass Haller sie beim Vornamen genannt hatte. Es fiel ihr erst ein paar Augenblicke später auf, nachdem sie zuvor für einige Momente nur das unbestimmte Gefühl gespürt hatte, dass sich irgendetwas verändert hatte.
    »Mag sein.«
    »Und seine Motivlage spricht auch gegen ihn als Täter. Schließlich hat er mit Jennifer Heinze Schluss gemacht, und nicht umgekehrt.«
    »Vorausgesetzt, er sagt die Wahrheit.«
    »Eins zu null für Sie, Anna, äh, Frau …« Er sah sie an. »Es wäre praktisch, wenn wir uns langsam duzen könnten.«
    »Praktisch?«, echote Anna.
    »Tun wir alle in der Abteilung.«
    »Alle außer Herrn Friedrichs.«
    »Das ist ein eigenes Kapitel. Den duzt niemand, er selbst umgekehrt auch niemanden. Ich glaube, es ist für alle Beteiligten auch das Beste, wenn das so bleibt. Aber bei Ihnen … Sie sind im Moment so oft bei uns, dass Sie quasi dazugehören.«
    »Wenn Sie das so sehen …«
    »Also in Ordnung? Ich heiße Sven, wie Sie inzwischen ja mitgekriegt haben.«
    »In Ordnung.«
    Hallers Telefon klingelte. Er nahm es aus der Innentasche seines Jacketts. »Ja, bitte? Hier Haller.«
    Er sagte eine ganze Weile gar nichts und schließlich brachte er dreimal hintereinander ein lang gezogenes »Hmmm …« heraus, bevor er das Gespräch schließlich mit einem »Na, das ist ja wenigstens etwas!« beendete.
    »Gibt’s was Neues, was mit unserem Fall zu tun hat?«
    »Ja. Das war mein Kollege Raaben. Er hat den Wagen von Jennifer Heinze gefunden.«
    »Und?«
    »Ihr Handy war noch dort. Ich hatte mich schon gewundert, eine junge Frau unter neunzig im frühen einundzwanzigsten Jahrhundert ohne Handy. Friedrichs glaubte, dass es eventuell vom Täter mitgenommen wurde, weil vielleicht Daten – Telefonnummern oder SMS – darauf waren, die den Täter betrafen. Aber das war wohl ein Irrtum.«
    Anna runzelte die Stirn. »Jennifer hat sich mit diesem Timothy auf einem Parkplatz getroffen und ihr Handy im Wagen gelassen? Das ist aber auch sehr eigenartig.«
    »Nein, nicht unbedingt«, widersprach Haller. »Das Handy steckte in der Freisprechanlage. Es war sogar noch eingeschaltet, und Raaben hat festgestellt, dass sie tatsächlich vorher mit Timothy Winkelströter telefoniert hat. Das spricht dafür, dass dessen Aussage der Wahrheit entspricht. Ich nehme an, dass sie das Handy einfach in der Freisprechanlage vergessen hat. Das ist mir auch schon passiert, weshalb ich in der Regel auch die Freisprechanlage nicht benutze.«
    »Obwohl es Vorschrift ist?«
    »Welcher Schaden ist größer? Wenn mich ein wichtiger Anruf nicht erreicht, oder wenn ich nur mit einer Hand lenken kann, was ich sowieso überwiegend tue?«
    »Eigenartige Einstellung, Herr … Sven.«
    »Wieso?«
    »Sind Gesetze nicht für alle da? Auch für die Polizei?«
    »Jetzt wollen wir mal nicht päpstlicher als der Papst oder meinetwegen pedantischer als Friedrichs sein«, wehrte Haller ab. »Jedenfalls sagt mein Kollege, dass das Menü des Handys voller Nummern von Bekannten ist. Das hilft uns vielleicht weiter.« Haller blickte in sein Glas mit Mineralwasser, und Anna hatte auf einmal den Eindruck, dass er ziemlich niedergeschlagen war.
    »Ich habe in den nächsten Tagen einige Termine, aber ich werde versuchen, dir auf jeden Fall zur Verfügung zu stehen, wenn du meine Hilfe brauchst«, sagte Anna.
    »Wir haben nichts«, stellte Haller fest. »Keinen einzigen brauchbaren Zeugen, keine Spuren, die etwas taugen, kein Motiv, das sich aufdrängt und weswegen wohl der Schluss naheliegt, dass wir es tatsächlich mit einem Verrückten zu tun haben. Die Opfer haben, außer dass sie jung und weiblich waren, wenig gemeinsam. Es scheinen einfach noch wesentliche Informationen in diesem Puzzle zu fehlen – und wenn der Mörder sich so lange Zeit lässt, bis die ganze Fahndungsmaschinerie, die ihn jagt, wieder eingeschlafen ist, dann hat er auch dieses Mal leider sehr gute Chancen, vollkommen unerkannt davonzukommen. Es ergibt sich nicht einmal ein vages

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