Der Teufel Von Muenster
Bild.«
»Das trifft leider zu. Aber ich bin trotzdem zuversichtlich.«
»Schön. Wenigstens eine.«
Haller bezahlte und ließ sich eine Quittung für die Spesenabrechnung ausstellen.
Ein Elbenkrieger in der Achtermannstraße
Anna van der Pütten hatte ihre Praxis im zweiten Stock eines insgesamt dreistöckigen Hauses in der Achtermannstraße nahe dem Münsteraner Hauptbahnhof, in direkter Nachbarschaft zu Amnesty International und einer Kulturinitiative untergebracht. Ihre Privatwohnung lag ein Stockwerk höher und war deutlich kleiner. Aber momentan reichte sie, denn angesichts der vielen Arbeit, die sie zu bewältigen hatte, war nicht im Traum daran zu denken, dass sich an ihrem Single-Status etwas änderte. Vielleicht war die Arbeit auch nur ein Vorwand, und der eigentliche Grund lag darin, dass sie das Chaos fürchtete, das eine Beziehung in ihr Leben hätte bringen können. Diesen Gedanken hatte sie nie wirklich bis in alle seine verästelten Konsequenzen hinein verfolgt.
Branagorn kam überpünktlich zu seinem Termin.
Anna bat ihn in ihr Besprechungszimmer. »Setzen Sie sich doch.«
»Ich danke Euch für Eure Gastfreundschaft, Cherenwen«, erwiderte er. Diesmal trug er ein anderes Schwert an der Seite. Zwar benutzte er dieselbe Lederscheide, und die Klingen hatten offenbar ähnliche Ausmaße, aber der Griff war sehr viel höher und darüber hinaus oben mit einem elfenbeinfarbenen Totenkopf ausgestattet. Vermutlich ist es kein Elfenbein, sondern nur irgendein Kunststoff, dachte Anna.
Die Tatsache, dass Branagorn offenbar über mehrere Klingen verfügte und es für unbedingt erforderlich hielt, eine davon auch zu tragen, erweckte ein deutliches Unbehagen bei ihr. Das wird ein Punkt sein, den wir zusammen aufarbeiten müssen, nahm sie sich vor. Waffen und das Gefühl von Sicherheit und Macht, das sie vermitteln konnten – offenbar schien das für Branagorn eine ganz besondere Bedeutung zu haben.
»Ist Euch der Traumhenker in den letzten Nächten begegnet, werte Cherenwen?«, fragte er.
»Nein – aber was genau meinen Sie damit?«
»Wenn es nicht der Fall war, dann wird es zweifellos noch geschehen. Ihr werdet ihn im Traum vor Euch sehen. Eine Gestalt in dunkler Kutte mit einer monströsen Henkersaxt in der Hand, auf deren Griff er sich zu stützen pflegt. Zumindest ist das die häufigste Gestalt, die er verwendet und in der er sich in Eure Träume zu stehlen beginnt. Es wird geschehen, glaubt es mir, Cherenwen. Und dann müsst Ihr stark sein, um nicht zu seinem willfährigen Werkzeug des Bösen zu werden.«
»Sie sind heute hier, damit wir über Sie sprechen, Branagorn – nicht über mich«, stellte Anna klar.
»So darf ich Euren Worten entnehmen, dass es Euch gut geht und Ihr noch nicht vom Traumhenker bedrängt werdet?«
»Wenn Sie so wollen …«
»Das beruhigt mich, werte Cherenwen, auch wenn ich weiß, dass dies nur bedeuten kann, dass die Gefahr Euch noch bevorsteht. Aber ich verspreche Euch, dann zugegen zu sein und Euch im Kampf gegen den Traumhenker zur Seite zu stehen.«
Anna war etwas verunsichert, was weniger an Branagorns Worten als vielmehr an seinem Blick lag. Er sah sie mit einer ganz eigenartigen Intensität an. Dem Wahnsinn nahe, so hätte vielleicht früher ihr Urteil gelautet. Aber inzwischen hatte sie durch Studium und Ausbildung gelernt, sich etwas zurückzuhalten und länger die offene Sicht für das Ungewöhnliche zu bewahren, ohne gleich eine feste Meinung abgeben zu müssen. Zuerst kam das Verstehen, dann erst die Beurteilung. An diese eherne Regel versuchte sie sich nach Möglichkeit zu halten. Mal mit mehr und mal mit weniger Erfolg.
»Fangen wir vielleicht mit Folgendem an: Warum nennen Sie mich andauernd Cherenwen?«
»Habe ich Euch das nicht erklärt?«
»Sie haben mir erklärt, dass Sie mich deshalb so nennen, weil Sie in mir eine verwandte Seele zu erkennen glauben.«
»Nun, das ist die Begründung.«
»Aber das Wort haben Sie mir nicht erklärt. Seine Bedeutung. Sie verwenden es fast wie einen Eigennamen. Davon abgesehen empfinde ich es als etwas eigenartig, dass Sie von mir erwarten, ich solle Sie Branagorn von Elbara nennen, während in Ihrem Pass und in den Unterlagen, die ich über Sie habe, Frank Schmitt steht. Umgekehrt finden Sie aber nichts dabei, mir eigenmächtig gewissermaßen auch einen anderen Namen zu geben, obwohl ich ehrlich gesagt viel lieber mit meinem wirklichen Namen angesprochen werde.«
»Das ist der springende Punkt«, sagte
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