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Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Zeugen Ihr Alibi bestätigen können und Sie uns auch sonst die Wahrheit gesagt haben, wird das ja wohl kaum nötig sein.«
    Timothy nannte Haller seine Handynummer.
    »Einen Moment. Der Kuli funktioniert nicht mehr«, stellte Haller nach dem ersten Strich fest. »Tja, das Zeitalter der Schriftlichkeit scheint unwiderruflich zu Ende zu gehen.« Haller nahm sein Handy hervor. »Ich tippe die Zahlen direkt ins Menü ein, wenn Sie sie mir sagen.«
    »Falls Sie sich vertan haben sollten, können Sie ja die Audio-Aufzeichnung abhören, die Sie von meiner Aussage gemacht haben.«
    Bevor Timothy Winkelströter die Tür erreichte, sagte Anna: »Herr Winkelströter, zwei Fragen noch …«
    Timothy grinste. »Die psychologische Masche, was? Harmlos tun und hintenrum kommen. Bitte, ich habe nichts zu verbergen, und auch wenn Jennifer und ich uns nicht im Guten getrennt haben, will ich genauso wie Sie, dass der verrückte Killer-Frisör endlich das Handwerk gelegt bekommt.«
    »Frage Nummer eins: Waren Sie eigentlich auf dem Schandmaul-Konzert vor sieben Jahren?«
    Er sah Anna irritiert an. »Häh?«
    »Jovel Music Hall, Grevener Straße.«
    »Ja, richtig, die ist doch abgerissen worden, und die sind dann in so ein pleitegegangenes ehemaliges Autohaus umgezogen.«
    »Waren Sie dort?«
    Er zeigte ihr seine Ringe, strich dann mit den Händen an seinem Ledermantel herab. »Jeder im Umkreis von hundert Kilometern, der so aussieht wie ich oder sich auch nur ansatzweise für Mittelalter-Rock interessiert, war an dem Tag dort. Eigentlich jedenfalls.«
    »Was heißt das?«
    »Ich leider nicht! Ein Kumpel von mir wollte Karten besorgen, und ich habe mich auf ihn verlassen. Tja, der hat es leider verpennt, und deswegen musste ich dann draußen bleiben. Leider.« Er runzelte die Stirn. »Was ist das für eine Frage? Ah, ich verstehe schon … Damals ist auch was passiert, nicht wahr? Ist doch richtig.«
    »Frage Nummer zwei: Welche Handschuhgröße haben Sie eigentlich?«
    Er runzelte die Stirn. Dann sah er auf seine Hände. Zierliche Hände mit den schlanken Fingern eines Pianisten. Die Ringe mit den Geisterfratzen, Totenköpfen und magischen Runen ließen sie noch zarter erscheinen. Eine Mischung aus Grufti-Design und der beringten Schrumpelfinger-Tarnung eines Karl Lagerfeld, wie Anna fand. »Bin ich ein Mädchen und friere?«, fragte Timothy. »Ich trage nie Handschuhe. Da passen auch meine Ringe nicht drunter.«
    »Mag ja sein«, sagte Anna. »Aber …«
    »Ist Ihnen außerdem aufgefallen, dass Sommer ist?«
    »Hätten Sie was dagegen, wenn wir Ihre Hände einfach vermessen?«, ließ sich Anna nicht beirren.
    Er zuckte mit den Schultern. »Kein Problem.«

    »Handumfang 16,6 Zentimeter – das passt doch in Größe sieben hinein«, meinte Anna später. Da saßen Anna und Haller in einem Restaurant in der Nähe des Friesenrings. Es handelte sich um das »Mongo’s«, das vor allem für seine asiatische Straßenküche bekannt war. Anna knurrte gewaltig der Magen. Genau wie Haller war sie den ganzen Tag nicht zum Essen gekommen, sondern hatte sich mehr oder weniger nur von einem Schokoriegel und einigen Tassen des dünnen Kaffees ernährt, den es im Polizeipräsidium gab. Auch eine Art von Diät, dachte sie. Aber auf die Dauer wohl nicht sehr empfehlenswert.
    »Herr Friedrichs hat die Hände von Timothy Winkelströter gescannt, aber er sagt, dass man daraus überhaupt keine Aussage schließen könne. Der Täter hat Handschuhe getragen, und wahrscheinlich sind nicht mal die erkennbaren Teile der Lederstruktur beweiskräftig genug, um am Ende die Handschuhe eindeutig zu identifizieren – vorausgesetzt, sie fallen in unsere Hände.«
    »Er könnte es gewesen sein«, stellte Anna klar. »Wir können ihn nicht einfach ausschließen, was möglich wäre, wenn er jetzt Riesen-Ork-Pranken hätte.«
    Haller verzog das Gesicht. »Entweder Sie waren zu oft im »Herrn der Ringe«, oder Sie sind zu häufig mit diesem Spinner befasst – Frank Schmitt alias Branagorn.«
    »Vielleicht trifft ja beides zu«, meinte Anna.
    »Dann sollten Sie auf die notwendige professionelle Distanz achten.«
    »Dazu gibt es für unsereins sogenannte Supervisionen. Da kann man dann mit einer ausgebildeten Fachkraft über die eigene persönliche Verstrickung in einen Fall oder das Bearbeitungsthema eines Patienten sprechen, um zu vermeiden, dass man durch blinde Flecken in seinem Urteilsvermögen beeinträchtigt wird, während man seinen Job zu machen

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