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Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Stirn.
    »Na die, die ich Ihnen – also dir – auf die Mailbox gesprochen habe. Gestern habe ich nämlich noch versucht, dich anzurufen, aber da war leider niemand zu erreichen.«
    »Dann hatte ich das Handy wohl abgeschaltet«, meinte Haller. »Oder ich war unter der Dusche oder auf dem Klo. Mehr Privatleben habe ich ja nicht, aber das bisschen verteidige ich mit Klauen und Zähnen.« Er grinste, sah aber gleich, dass Anna das nicht so lustig fand. »Tut mir leid, worum ging’s denn? Ich höre meine Mailbox normalerweise nie ab. Wenn’s wichtig ist, dann meldet derjenige sich noch mal oder schreibt eine SMS.«
    »Timothy Winkelströter verkauft diese Schnabelmasken in seinem Shop.« Anna deutete auf den Pestarzt auf dem Bild. »Genau solche. Und der Typ, mit dem …«
    »Fang nicht wieder mit diesem Elbenspinner an, der seine Fantasy-Welt mit der Wirklichkeit verwechselt!«
    In diesem Augenblick ging die Tür auf, und Branagorn trat ein. Er trug sein Schwert über dem Rücken gegürtet und einen dunklen Umhang über dem Wams. Die Kapuze hatte er tief ins Gesicht gezogen. Am Gürtel hingen verschiedene kleine Taschen und Lederbeutel. Und diesmal zierte ihn ein großes, gusseisernes Amulett in Form einer Elbenrune, das Anna zuvor noch nicht bei ihm gesehen hatte.
    Eine Beamtin in Uniform folgte ihm auf dem Fuß. »So geht das nicht!«, rief sie.
    »Wie kommt dieser Kerl hier herein?«, ereiferte sich Haller.
    »Tut mir leid, der ist so … durchgerutscht …«, stotterte die Beamtin in Ermangelung eines besseren Ausdrucks.
    »Was soll das denn heißen? Hier kann doch nicht jeder hereinplatzen, wie er lustig ist!«
    So emotional hatte Anna den Kriminalhauptkommissar noch nicht erlebt. Aber dass höhere Säugetiere aller Art – und dazu gehörte letztlich wohl auch der Mensch, auch wenn er das gerne verdrängte – aggressiv reagierten, wenn jemand in ihr Revier eindrang, war eigentlich eine bekannte Tatsache. Und so ähnlich musste man wohl auch Hallers Reaktion verstehen. Ein Irrer drang in die Einsatzzentrale der deduktiven Logik vor und behauptete wahrscheinlich im nächsten Moment auch noch, alles zu wissen, alles zu kennen und am schlimmsten: alles vorhersagen zu können, was sich noch in der Zukunft ereignen würde. Welch gravierendere Gegensätze konnte man sich vorstellen?
    »Sorry, ich war aufm Klo«, gab die Beamtin zu.
    Branagorn achtete nicht weiter auf sie. Er ging zu den Plakatwänden. Sein Blick wanderte systematisch daran entlang. Er tastet sie ab wie ein Scanner, dachte Anna. Diese Assoziation drängte sich ihr zumindest unwillkürlich auf.
    »Dieser Kerl soll hier verschwinden! Er hat hier nichts zu suchen«, rief Haller.
    »Lass nur, ich werde mit ihm reden«, schlug Anna vor. Sie wandte sich an die Polizistin in Uniform. »Ich glaube, wir kommen ohne Sie klar.«
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    »Dann sollte er vielleicht seine Bewaffnung ablegen«, schlug die Beamtin vor.
    »Dafür gibt es keine Rechtsgrundlage«, erklärte Branagorn. »Ein Schwert ist nach den Gesetzen Eurer Welt keine Waffe, und ich bedrohe niemanden.« Er wandte den Kopf und hob seine dürren, feingliedrigen Hände, deren Fingerspitzen er auf die Beamtin richtete. Dann murmelte er einige Worte in einer Sprache, die Anna nicht kannte, die sie aber schon bei Branagorn gehört hatte. Vielleicht waren es auch einfach nur aneinandergereihte Silben ohne jeden Sinn. Sie klangen wie eine magische Formel. Branagorns Stimme hatte jetzt einen sehr dunklen, sonoren Klang.
    Die Beamtin sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an, und es war schwer zu sagen, was in diesem Moment in ihrem Kopf vor sich ging. Jedenfalls öffnete sie den Mund, so, als wollte sie etwas sagen, und vergaß ihn dann für eine ganze Weile wieder zu schließen. Sie hatte schätzungsweise zehn Dienstjahre hinter sich – aber mit so etwas war sie ganz sicher bisher noch nie konfrontiert worden.
    »Euer Geist hat mich verstanden, edle Wächterin, und Ihr könnt getrost Eures Weges gehen, denn an meiner Friedensliebe und Sanftmut werdet Ihr nun nicht mehr zweifeln.«
    »Tja, ich weiß nicht …«, murmelte die Beamtin. Sie wandte sich dann an Haller. »Wenn Sie meinen, dass Sie hier alles unter Kontrolle haben.«
    Branagorn ballte die Hände zu Fäusten und hielt die Handgelenke dabei dicht aneinander. »An Eurem Gürtel sehe ich Fesseln. So legt mich also in Ketten, wenn es hier jemanden geben sollte, der mich fürchtet. Ich fürchte die Ketten nicht, denn die Kraft meines

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