Der Teufel Von Muenster
Geistes ist stärker.«
»Ist schon gut«, knurrte Haller und nickte dabei der Beamtin zu, die daraufhin mit einem ziemlich ratlosen Gesicht den Raum verließ.
»Der Glaube an Magie ist in dieser Welt fast verschwunden – paradoxerweise aber ist die Furcht vor dieser Macht geblieben«, stellte der Elbenkrieger fest. »Das ist eines der eigenartigen Dinge, die ich an dieser Welt bemerke, seit die Maschinen hier die Herrschaft zu erringen begannen. Schon die Grausamkeit, mit der man einst vermeintliche Hexen verfolgte, lässt sich wohl nur angesichts dieser Erkenntnis wirklich verstehen, obgleich ich zugeben muss, dass selbst so kluge Männer wie Leonardo da Vinci oder Martin Luther für meine Gedanken wenig Verständnis hegten, als ich mit diesen großen Geistern darüber sprach.«
»Sie sprechen öfter mit Personen aus der Geschichte?«, fragte Haller und konnte dabei einen gewissen Spott im Tonfall nicht unterdrücken. Er wandte sich an Anna. »Tut mir leid, das war jetzt sicher unsensibel und wenig einfühlsam. Aber ich wäre dir dankbar, wenn du deinem Patienten klarmachen könntest, dass er hier unerwünscht ist.«
Branagorn sah sich auch die restlichen Stellwände kurz an. Dann wandte er sich an Haller. »Die edle Frau van der Pütten hat nichts mit meinem Erscheinen hier in der Festung der Ordnungshüter zu tun«, erklärte er. »Ich bin aus freiem Willen hier und habe nicht viel Zeit.«
»Das trifft sich gut«, erwiderte Haller. »Ich nämlich auch nicht.«
»Ich bin hier, um Euch zwei Anliegen vorzutragen, werter Hüter der Ordnung.«
»Ich schlage vor, wir bringen das hinter uns und Sie verschwinden dann.«
»Was ist mit meinem Schwert Nachtmahrtöter, das mir wider alles Recht genommen und dessen baldige Rückgabe mir in Aussicht gestellt wurde?«, fragte Branagorn.
»Sie geben Ihren Schwertern Namen?«, fragte Haller und wandte sich kurz an Anna. »Das solltest du aber dringend mit ihm aufarbeiten.«
»Keine Sorge«, gab Anna zurück.
»Das wäre ja so, als würde ich meine Dienstpistole in Zukunft Heinz nennen!«
»Seelen sind in allen Dingen – im Guten wie im Schlechten«, erklärte Branagorn. »Den Dingen ihren Namen zu geben heißt, ihr innerstes Wesen zu erkennen und Macht über sie zu gewinnen. Und ich glaube kaum, dass es Euch schlecht anstünde, das Wesen Eurer Waffe zu erkennen und die Macht über sie zu behalten, auf dass Ihr sie nicht leichtfertig einsetzt.«
Haller runzelte die Stirn. »Amen«, sagte er.
»Ihr seid meiner Frage bisher ausgewichen. Wo ist der Nachtmahrtöter? Wie lange gedenkt Ihr, den Nachtmahrtöter noch von mir zu trennen?«
»Bis die Untersuchungen abgeschlossen sind. Und wie ich sehe, sind Sie doch ganz gut mit Ersatz ausgestattet, Herr Branagorn oder meinetwegen auch hochwohlgeborene Durchlaucht.«
»Der Nachtmahrtöter ist unersetzbar und einzigartig – so wie jedes andere Stück Materie im Polyversum.«
»Bitte jetzt nicht dieses Waldorfschulen-Gequatsche«, meinte Haller relativ barsch. »Was war Ihr zweites Anliegen?«
»Ich habe Euch etwas zum Fall mitzuteilen. Mir war es so selbstverständlich, dass ich nicht daran gedacht habe, dass es vielleicht für Euch wichtig sein kann. Zudem ist meine Magie geschwächt, da mir mein gewohntes Schwert Nachtmahrtöter nicht zur Verfügung steht und ich mit einem nicht ganz gleichwertigen Ersatz vorliebnehmen muss. Eigentlich wäre das nicht weiter schlimm, denn die Macht des Geistes ist der Trägheit der Materie immer weit überlegen, sodass ein Artefakt niemals die Entscheidung bringt, sondern immer nur die innere Kraft …«
»Na, wenn das so ist, verstehe ich Ihre Aufregung nicht.«
»Aber in dieser Welt ist die Magie sehr schwach. Es bedarf des jeweils mächtigsten Artefakts, um den Geist ausreichend zu konzentrieren. Und das wird schon sehr bald nötig sein …«
»Was reden Sie da eigentlich?«
»… wenn ich dem Traumhenker gegenüberstehe, um mich ihm zu stellen.«
»Hören Sie mal …«
»Der Traumhenker, der mit mir zusammen aus einer anderen Welt hierhergelangte, ist in jene Mörderseele gefahren, die Ihr sucht, Hüter der Ordnung. Und das, was ich Euch mitzuteilen habe, ist Folgendes: Mir begegnete diese Mörderseele bereits in den Westfälischen Kliniken von Lengerich.«
»Was?« Hallers Kinn fiel herab. Das ging ihm nun wohl endgültig zu weit. Doch noch ehe er etwas sagen konnte, griff Anna ein. Krisenintervention – so hieß dafür wohl der therapeutische Oberbegriff.
»Fahren
Weitere Kostenlose Bücher