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Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Schulter unter dem Umhang hervorragte. Anschließend blieb ihr Blick einige Augenblicke an dem gusseisernen Elbenrunen-Amulett hängen. Nachdem sie es wohl aufgegeben hatte, darin irgendeine für sie unmittelbar erfassbare Bedeutung erkennen zu wollen, lehnte sie sich wieder zurück, sodass sie nun nicht mehr Gefahr lief, mit der Stirn gegen das Glas zu stoßen, das sie beide voneinander trennte.
    »Gehören Sie zu der Laienspieltruppe, die die kranken Kinder unterhalten soll? Dafür ist aber jemand anders zuständig als …«
    »Nein, nein, Ihr missversteht mich! Ich bin keineswegs ein Gaukler zur Belustigung der Genesenden.«
    Ilona Kemper blätterte in ihren Unterlagen herum und wirkte auf einmal etwas hektisch. »Ach, Entschuldigung. Nicht Laienspieltruppe, sondern Kasperltheater. Ich habe mich wohl vertan. Allerdings frage ich mich, was Ihre Verkleidung dann soll.« Sie zuckte mit den Schultern. »Aber es ist für die Kinder ja vielleicht ganz lustig, wenn die Puppenspieler verkleidet sind. Ich darf Sie dann an meine Kollegin verweisen. Einen Augenblick bitte.«
    »Ich darf Euch höflichst mitteilen, dass Ihr mich offenbar vollkommen missverstanden habt«, erklärte Branagorn in einem Tonfall, der an Bestimmtheit nichts zu wünschen übrig ließ. »Bitte sagt mir, wo ich Nadine Schmalstieg finde. Für den Fall, dass Ihr nicht willens oder in der Lage seid, mir in dieser Angelegenheit zu helfen, werde ich mich selbst auf die Suche machen.«
    »Hören Sie, Herr …«
    »Anscheinend habe ich mich getäuscht und Eure Kenntnisse und Fähigkeiten überschätzt. Das mögt Ihr mir verzeihen.« Branagorn deutete eine Verbeugung an und ging dann mit weiten Schritten voran. Eine gläserne Schiebetür öffnete sich selbsttätig.
    »Warten Sie!«, rief Ilona Kemper. »Sie können da nicht einfach nach ihr suchen. Das geht nicht.«
    Aber der Elbenkrieger nahm sie gar nicht weiter zur Kenntnis.
    Die Frau mit den gelockten Haaren beeilte sich, aus ihrem Glaskasten herauszukommen. »Vielleicht kann ich Ihnen ja doch helfen«, behauptete sie.
    Branagorn blieb stehen. Ilona Kemper holte ihn ächzend ein. Sie musste erst einmal wieder zu Atem kommen und rang nach Luft.
    »Sie können hier nicht einfach herumlaufen, wie Sie wollen, Herr …«
    »Mein Name ist Branagorn, Herzog von Elbara.«
    »Ich meine Ihren echten Namen.«
    »Nun, man nennt mich bisweilen auch Schmitt.«
    »Gut, Herr Schmitt. Sie haben ein privates Anliegen an Schwester Nadine?«
    »So ist es. Ich habe eine sehr persönliche Botschaft zu überbringen.«
    »Sind Sie so etwas wie eine Geburtstagsüberraschung oder so? Ich meine, da hört man ja viel von diesen Agenturen, wo man von der Stripperin, die aus der Torte springt, bis zum Nikolaus, der ein Gedicht aufsagt, alles buchen kann, wovon man glaubt, dass jemand Freude daran hat.«
    »Die Zeit drängt. Wie kann ich Nadine Schmalstieg finden?«
    Ilona Kemper schnippte mit den Fingern. »Ich wette, es waren die Kollegen von der Station. Aber ich finde, das nimmt langsam überhand. Für den alten Chefarzt ist neulich der ganze Kirchenchor gekommen. Fünfzig Personen! Und nur, um ein Ständchen zu bringen. Ich habe das ja nicht zu entscheiden, und wenn so was an der Spitze erlaubt wird, dann nehmen sich das irgendwann alle raus. Während der Arbeitszeit sollte so etwas tabu sein, wenn Sie meine Meinung dazu hören wollen. Aber leider hört ja niemand auf mich.«
    »Ich höre durchaus Eure Worte. Aber die Zeit drängt. Ich will nicht ungeduldig erscheinen, doch meine Botschaft ist wirklich von höchster Dringlichkeit.«
    Ilona Kemper zwinkerte Branagorn zu und sagte in verschwörerischem Tonfall: »So folgt mir, edler Herr, damit ich Euch Hilfe angedeihen lassen kann.«
    »Ich stelle fest, wir sprechen eine Sprache, werte Frau Kemper.«
    »Na, wenn Sie jetzt noch anfangen würden, die Laute zu zücken und Minnelieder zu singen, dann könnte Ihrem Charme wahrscheinlich niemand widerstehen.«
    Branagorn folgte Ilona Kemper zurück zum Eingang. Sie passierte die Tür zu dem gläsernen Kubus, in dem sich ihr Büro befand, und begann in ein paar Listen nachzusehen, die sie anscheinend griffbereit zur Hand hatte.
    »Ah ja. Nadine Schmalstieg arbeitet auf der sechsten. Ich ruf da einfach mal an. Dann sehen wir weiter.«
    Sie griff zum Hörer. Branagorn sah ihr ungerührt dabei zu. Sein Blick wirkte abwesend. Er schien in seine eigene Gedankenwelt versunken zu sein.
    »Ja, ich verstehe«, sagte Ilona Kemper inzwischen schon

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