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Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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haben könnte?«
    »In diesem Punkt versagen meine Elbensinne leider«, erklärte Branagorn.
    Nadine lächelte. Zum ersten Mal während ihres Gesprächs lächelte sie. »Wieso? Haben Sie mir damals nicht gesagt, dass ein Elbenkrieger mitunter sogar die Gedanken anderer lesen könnte?«
    »Nur die Gedanken von Personen, die einem sehr nahestehen und deren Seelen einem verwandt sind.«
    »Dann ist das eigentlich keine echte Magie«, meinte Nadine.
    »Doch, es ist Magie!«, widersprach Branagorn. »Was sollte es sonst sein?«
    »Also wenn das Magie ist, dann kenne ich aber viele Leute mit magischer Begabung. Zum Beispiel diese Sarah …«
    »Sie ist eine Zauberin? Ich hätte nicht zu hoffen gewagt, in dieser Welt jemanden zu treffen, auf den sich dieser Begriff mit Fug und Recht anwenden ließe.«
    »Nein, nein, sie ist keine Zauberin, sosehr sie sich das vielleicht auch gewünscht hätte. Schließlich haben wir ja alle früher viel an Fantasy- und Mittelalter-Rollenspielen teilgenommen und uns entsprechend verkleidet. Wenn Sie ihr Bild gesehen haben, wissen Sie ja, was ich meine.«
    »Worin besteht die Magie dieser Sarah?«
    »Sie hat eine Zwillingsschwester. Und manchmal, da hat eine von den beiden einen Satz angefangen, und die andere hat ihn beendet. Verstehen Sie, was ich meine? Es ist ganz normal, sich in die Gedankenwelt eines anderen hineinzuversetzen. Dazu braucht es keine Magie.«
    »Das ist ein Paradox in Eurer Welt und speziell in dieser Zeit: Ihr glaubt einerseits an die Wirksamkeit von Magie, leugnet aber gleichzeitig ihre Existenz und versucht, sie durch weniger naheliegende Erklärungsversuche wegzuargumentieren, weil Euch ihre Macht unheimlich ist und Ihr sie einfach nicht als das zu sehen vermögt, was sie eigentlich ist.«
    »Und das wäre?«
    »Eine natürliche Kraft unter anderen natürlichen Kräften, die man ausnutzen kann wie den Wind zum Segeln oder die Sonne, um sich zu wärmen und Feuer zu entzünden.«
    Nadine runzelte die Stirn. »So habe ich ehrlich gesagt noch niemanden darüber reden hören – obwohl, es erinnert mich ein bisschen an das, was Timmi manchmal sagt.«
    »Ihr sprecht von Herrn Timothy.«
    »Ja, diesem Schuft, auf den ich insgesamt zweimal hereingefallen bin.«
    »Was hat dieser Schurke denn mit Magie zu tun? Ich glaube nämlich nicht, dass er über solche Kräfte verfügt, sondern dass es sich bei ihm vermutlich nur um ganz gewöhnliche Überredungskunst handelt.«
    Nadine lachte auf. »Sie drehen das immer so, wie es Ihnen passt, oder?«
    »Nein. Das ist der Unterschied zwischen wahrer Magie und ihrem Anschein, werte Nadine.«
    »Wenn Sie das sagen.«
    »Versucht Euch an die Zeit zu erinnern, als im Angesicht der Türme zu Lengerich wir einander kennenlernten …«
    »Gerne. War ’ne tolle Zeit – wenn man mal davon absieht, dass ich damals zum ersten Mal mit Timothy zusammen war und er mich zum ersten Mal verarscht hat mit dieser … Elvira. Und dabei hatte ich sogar noch für ihn gelogen.«
    »Gelogen?«, fragte Branagorn. »Was offenbart Ihr mir da an Abgründen Eurer Seele?«
    Sie beugte sich etwas vor. »Gelogen ist nicht das richtige Wort. Aber auf dem Schandmaul-Konzert im Jovel ist doch Franka Schröerlücke umgekommen. Wurde mit Draht erwürgt, und dann hat der Täter ihr die Haare abgeschnitten. Wir waren alle dort. Unsere ganze Clique. Damals gab es noch nicht so viele LARP-Fans wie heute, und wir hatten uns ja alle über das Rollenspiel und die Mittelalter-Szene kennengelernt.«
    »Timothy war auch dort?«, merkte Branagorn auf.
    »Oh ja! Eigentlich hatte er ja keine Eintrittskarte, und das haben auch alle bestätigt, die dazu befragt wurden. Allerdings weiß ich genau, dass er doch dort war. Es gab da einen Hintereingang, der normalerweise abgeschlossen war. Aber jemand hat für ihn die Tür aufgelassen.«
    »Und wer?«
    »Er gehört zu dieser Vereinigung der Neuen Templer, der Timothy anhängt. Ich kenne ihn nicht.«
    »Könnt Ihr ihn beschreiben?«
    »Bart, lange Haare, aber oben alles kahl. Wie ein Klingone bei ›Star Trek‹, nur ohne Knochenwulst. Der Typ stand später am Eingang und hat mir einen Stempel auf die Hand gegeben. Jedenfalls dachte ich zu dem Zeitpunkt noch, ich wäre mit Timothy zusammen, aber Timothy dachte das offenbar nicht mehr und fuhr ganz dreist zweigleisig.«
    Sie atmete tief durch und schien sich jetzt noch ziemlich darüber aufregen zu können.
    »Ich glaube nicht, dass Timothys Seele vom Traumhenker erfüllt ist und zu einer

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