Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
getan!«
    Tränen des Zorns standen ihm in den Augen.
    Ich hätte es wissen müssen, dachte Branagorn. Ich hätte früher hier sein müssen, um es zu verhindern! Was ist los? Hat die lähmende Magie deines Feindes schon so viel Macht über dich, dass du nicht nur wie erstarrt dastehst und ganz unelbisch anfängst zu schwitzen, als wärst du ein Mensch?
    Branagorn glaubte für einen Moment, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Er trat auf die Leiche von Nadine Schmalstieg zu. Jede Heilmagie, um ihr Leben doch noch zu retten, kam zu spät.
    Branagorn beugte sich etwas vor und schloss der Toten die Augen.

Morgengrauen

    In dieser Nacht plagte Anna van der Pütten erneut ein Alptraum. Aber irgendwie schien es sich um einen Traum von wohl ausgewogenem Grauen zu handeln, das keineswegs ausreichte, um sie zu wecken.
    Wach wurde sie dann durch das schrille Geräusch ihres Handys, das gleichzeitig schnarrte und vibrierte. Dabei bewegte es sich langsam über den Nachttisch und hatte die Kante schon fast erreicht, als Anna zum ersten Mal die Augen öffnete – oder besser gesagt nur das linke Auge, denn das rechte war noch zu verklebt. Solange sie sich erinnern konnte, litt sie unter entzündeten und verklebten Augen, wenn sie erwachte, und daran hatten auch all die verschiedenen Augentropfen nichts zu ändern vermocht, die sie im Laufe der Zeit ausprobiert hatte.
    Gerade als Anna zugreifen wollte, fiel das Handy auf den Boden und schnarrte dort unverdrossen weiter.
    Sie erhob sich. An ihren Alptraum hatte sie diesmal nur noch sehr verschwommene, vage Erinnerungen. Aber das war vielleicht auch besser so. Sie setzte sich auf, langte dabei nach dem Handy. So ist das eben, dachte sie. Das reale Grauen verdrängt das Grauen aus dem Traumreich. Vielleicht wäre das ja auch mal ein ganz neuer Therapieansatz …
    Sie hatte im nächsten Moment das Handy am Ohr.
    »Ja!«, ächzte sie. »Van der … Pütten.« Vor dem »Pütten« musste sie aus irgendeinem unerfindlichen Grund erst mal Luft holen. Vielleicht war auch einfach noch nicht genug Blut in den entscheidenden Regionen des Gehirns, um sich schnell genug an die dritte und längste Komponente ihres Nachnamens erinnern zu können. Es fühlte sich an, als hätte der Rechner in ihrem Oberstübchen einen Hänger und wäre bis an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit damit beschäftigt, den Arbeitsspeicher so zu erweitern, dass sie ihren gegenwärtigen Status tatsächlich und guten Gewissens mit dem Wort »wach« bezeichnen konnte.
    »Anna?«, fragte eine Stimme am anderen Ende der Verbindung.
    »Ja, habe ich doch gesagt«, murmelte Anna etwas unwirsch. Und die Sekunden, in denen sie das sagte, brauchte sie auch, um zu erfassen, dass es Sven Haller war, mit dem sie sprach.
    »Anna, es hat einen weiteren Mord des Barbiers gegeben.«
    »Was?«
    »Ist irgendetwas mit der Verbindung, oder warum verstehst du mich so schlecht?«
    »Ich war wohl gerade in der Tiefschlafphase oder so.«
    »Ich bin schon unterwegs. Du musst deinen eigenen Wagen nehmen.«
    »Heißt das …«
    »Es wäre schön, wenn du auch dort sein könntest, um dir den Tatort anzusehen.«
    »Wo ist der denn?«
    »In Borghorst. Adresse gebe ich dir durch. Ach ja, vielleicht macht es dich etwas wacher, wenn ich dir sage, dass am Tatort ein gewisser Frank Schmitt aufgegriffen wurde.«
    »Was?«
    »Der Mord geschah im letzten Haus einer Straße, die Haselstiege heißt. Nummer habe ich hier gerade nicht. Aber du findest das schon. Das letzte Stück wirst du sowieso zu Fuß gehen müssen, weil vermutlich schon ein halbes Dutzend Einsatzfahrzeuge alles vollgestellt hat.«
    »Gut.«
    »Bis nachher.«
    Das Gespräch war unterbrochen.
    So, dachte Anna, beginnt kein guter Morgen.

    Als Anna ihren Renault in der Nähe eines Friedhofs parkte, war bereits die Sonne als blutroter Ballon aufgegangen. Eine Schlange von Fahrzeugen stand vor dem Grundstück am Ende der Straße. Polizeifahrzeuge waren ebenso darunter wie das Fahrzeug der Gerichtsmedizin. Sven Hallers Volvo war auch darunter. Uniformierte Kollegen standen vor dem Haus. Andere gingen bei den Nachbarn von Tür zu Tür. Die meisten Anwohner waren noch nicht zur Arbeit gegangen, sodass man sie befragen konnte. Vielleicht hatte ja jemand eine Beobachtung gemacht oder konnte einen sachdienlichen Hinweis geben.
    »Sie können hier nicht weiter«, sagte ein Polizist, den Anna nicht kannte.
    »Mein Name ist Anna van der Pütten, Kriminalpsychologin. Kriminalhauptkommissar Haller

Weitere Kostenlose Bücher