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Der Teufel von New York

Der Teufel von New York

Titel: Der Teufel von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyndsay Faye
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Feuerwehrmänner sind New Yorks Helden, und ihren Lebensunterhalt verdienen sich diese Helden in der Politik, denn dafür, dass sie sich kopfüber in flammende Infernos stürzen, werden sie nicht bezahlt. Daher sehen ihre Tage folgendermaßen aus: In ihrer Freizeit löschen sie Brände, prügeln in organisierten Bandenkeilereien ihre Rivalen von den anderen Feuerwehrgesellschaften zusammen und saufen und huren sich die Bowery rauf und runter. Und was ihre Arbeit betrifft, so sorgen sie dafür, dass möglichst viele ihrer Freunde auf irgendeinen Posten bei der Stadt ernannt oder gewählt werden, so dass sie sich auf lange Sicht alle gegenseitig ernennen und einstellen können. Die Bürger würden sicher lauter gegen ein solches System protestieren, wenn sie die Feuerwehrmänner nicht so verehren würden. Wer kann schon etwas gegen einen Laumalocher haben, wenn der ein rotes Baumwollhemd trägt und Ihnen Ihr Baby aus dem Fenster reicht?
    Ich kann das alles nicht so gut ertragen. Weder die Politik noch Vals Gegenwart über einen längeren Zeitraum.
    Valentine ist Demokrat, so wie andere Menschen Ärzte sind oder Schauerleute oder Bierbrauer, und sein berufliches Ziel ist es, die verhassten Whigs zu Staub zu zermahlen. Die Demokratenmachen sich keine großen Gedanken über die paar versprengten Anti-Freimaurer, deren einziges Anliegen es ist, Amerika davon zu überzeugen, dass die Freimaurer uns alle in unseren Betten meucheln wollen. Auch die Liberty Party verursacht ihnen keine schlaflosen Nächte, denn so froh die New Yorker auch darüber sind, dass die Sklaverei hier 1827 endgültig abgeschafft wurde – sich einer politischen Kraft anzuschließen, die sich ausschließlich für die Wohlfahrt der Schwarzen einsetzt, steht nicht gerade hoch im Kurs. Nein, was Val wirklich aufregt, sind die Machenschaften der Whigs: Im Allgemeinen sind das Kaufleute, Doktoren und Anwälte, zu ihnen gehören die meisten Begüterten und alle, die in dieser Richtung Ambitionen haben, lauter Gentlemen, die sich nicht die Hände schmutzig machen und ein gewaltiges Geschrei bei Tariferhöhungen und Bankenmodernisierungen veranstalten. Die übliche Antwort der Demokraten auf die Argumente der Whigs ist es, ein Loblied auf die natürlichen Tugenden des Ackerbauern anzustimmen und dann die Wahlurnen aus den Whig-Distrikten in den Hudson zu befördern.
    Allerdings ist nach meiner Meinung der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Parteien gar kein politischer. So wie ich die Sache sehe, möchten die Demokraten, dass jeder einzelne irische Steuerzahler seine Stimme für sie abgibt, und die Whigs möchten, dass man jeden einzelnen irischen Steuerzahler nach Kanada deportiert.
    Das finde ich alles abstoßend. Allerdings muss ich zugeben, dass mein Bruder ein recht angenehmes Leben führt. Und für einen Mann, der immer die zwei obersten Knöpfe seines Feuerwehrhemdes zu schließen vergisst und für den Morphium so etwas ist wie für andere Tonicwasser, ist er in Haushaltsdingen geradezu lächerlich penibel. Jeden Morgen fegt er den Boden, und jeden zweiten Monat poliert er seinen Kaminbock mit Rum.
    »Hast du Durst? Wasser, Rum, Gin oder ein Plempel?«
    Mein Bruder ging die Küche durchforsten, und als er zurückkam, stellte er zwei Krüge neben mich auf den Tisch.
    »Hier, du darfst dir einen aussuchen. Kannst du dir vorstellen, dass in der Broad Street 38 nicht nur Salpeter gelagert war, sondern das ganze Kellergeschoss voll war mit französischem Cognac? Alles voll, Tim, und zwar eine ganze Batterie von Fässern. Was für ein unglaubliches Pech ...«
    Ich ließ ihn reden und kniff die Augen zusammen, um besser zu sehen. Vals Kleidung war heute nur ein halbherziger Versuch in seinem üblichen extravaganten Stil: Er trug ein feines weißes Hemd, schwarze Hosen und eine mit Pfingstrosen verzierte Seidenweste, halb zugeknöpft. Er war sauber und bei guter Gesundheit, aber eindeutig erschöpft. Mein Bruder ist mein Ebenbild in dreißigprozentiger Vergrößerung: ein jungenhaftes Grübchengesicht, dunkelblondes Haar, spitzer Haaransatz und unter den lebhaften grünen Augen nachdenkliche Tränensäcke. Mit einem Hang zu tiefgründigen Gedanken haben sie allerdings bei keinem von uns beiden zu tun. Vor allem nicht bei Val. Nein, Val ist mehr so der Typ, den man aus dem Bordell herauswanken sehen kann, nachdem er gerade einen verdupft hat, mit einer ihn anhimmelnden Schnepfe in jedem Arm, der Gin schwappt ihm fast zu den Ohren raus, und lachen tut

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