Der Teufel wird dich kuessen
ihr bereits erzählt, dass der Laird schon lange seine Hände nach ihr ausstreckte.
Plötzlich schüttelte Laura den Kopf. »So ein Unsinn«, sagte sie laut zu sich selbst. Sie war mit einem Mal fest davon überzeugt, sich alles nur eingebildet zu haben. Die Geschichten, die Anthony ihr erzählt hatte, waren anscheinend noch immer ziemlich lebhaft in ihrer Erinnerung erhalten geblieben. Sicher zeigte auch das Bild nicht den grausamen Laird Matthew sondern irgendeinen Verstorbenen, der mit den Mavericks in keinem Zusammenhang stand.
Entschlossen drehte sich Laura um, denn ihr fiel ein, dass Andrea noch immer auf sie wartete. Leise öffnete sie die Tür und trat ein. »Entschuldige bitte, Andrea, dass ich nicht gleich zu dir gekommen bin, aber ich...«
Freundlich lächelnd blickte Andrea zu ihr auf und bot ihr einen Platz an. Sie saß am Tisch und rührte gedankenverloren in ihrer Teetasse. »Wie kommst du darauf, dass du zu spät sein könntest?« fragte sie verwundert. »Eben erst hat Betty den Tee gebracht. Es ist kaum eine Viertelstunde her, seit wir unsere Männer verabschiedet haben.« »Ich verstehe nicht...« »Ich habe mir erlaubt, deine Tasse schon zu füllen, damit du nicht zu lange warten mußt«, fuhr die Lady fort, ohne auf Lauras Verwunderung einzugehen. »Ich mußte nicht warten.«
Verwirrt griff sich Laura an den Kopf. »Nicht? Ich dachte...« Ohne Andrea zu sagen, was sie dachte, griff sie nach der Tasse und nippte daran. Dann widmete sie sich der angenehmen Unterhaltung und brachte es sogar fertig, einige Male zu lachen. Sie konnte es jedoch nicht verhindern, dass ihre Gedanken immer wieder abschweiften, davonwanderten in die Vergangenheit zu Dana und Derek und zu dem grausamen Laird Matthew, wie immer dieser auch ausgesehen haben mochte.
***
Warmer Sommerwind streichelte sanft über das schottische Hochland. Im Park von Maverick Castle grünte und blühte um diese Jahreszeit alles, was die Gärtner mit viel Liebe eingepflanzt hatten. Ein kleines Wunderwerk war zustande gekommen, das von den Bewohnern mit großer Freude angenommen wurde.
Laura Maverick und Lady Andrea hatten an diesem späten Nachmittag beschlossen, einen kleinen Spaziergang zu unternehmen. Lady Andrea, die jeden Tag mit der Geburt ihres zweiten Kindes rechnete, hatte Schwierigkeiten, sich dem schnelleren Schritt ihrer Begleiterin anzupassen.
»Ich bin froh, dass meine Schwangerschaft bald beendet sein wird«, erklärte sie aus ihren Gedanken heraus. »Die letzten Wochen sind ziemlich beschwerlich, das wirst du auch noch merken«, bekannte sie mit einem Seitenblick auf Laura. »Außerdem wird bald die Sommerhitze kommen«, fügte sie atemlos hinzu. »Hast du etwas dagegen, wenn wir uns eine Weile auf die Bank setzen? Ich muß mich unbedingt ausruhen.«
Laura nickte. »Eine kleine Pause wird uns gewiß nicht schaden. Ich habe letzte Nacht überraschend schlecht geschlafen.« Bei der Erinnerung an ihre Alpträume, die sie schon seit einigen Nächten gnadenlos verfolgten, stieg erneut das Grauen in ihr hoch. Bis jetzt hatte sie noch niemandem davon erzählt, und sie war fest entschlossen, ihre finsteren Träume auch weiterhin für sich zu behalten.
»Ist es nicht wunderschön hier?« Lady Andrea lehnte den Kopf ein wenig zurück und schloß die Augen. Sie spürte die harte Holzlehne der Bank in ihrem Rücken, was sie jedoch nicht störte. Sanft strich der Wind über die Wasseroberfläche des kleinen Sees, und die Büsche, die links von ihnen standen, raschelten leise. Der Friede, der sie umgab, war körperlich zu spüren.
Sogar Laura fühlte, wie langsam alle Anspannung von ihr abfiel. Sie atmete tief den Duft des Jasmins ein, der in voller Blüte stand. »Manchmal habe ich Angst, dass unser kleines Glück nicht von Dauer sein kann«, bekannte sie nachdenklich und irgendwie bedrückt.
Andrea seufzte. »Natürlich gibt es keine Garantie darauf, dass alles so bleibt wie es ist. Deshalb denke ich, wir wollten jeden Augenblick unseres Daseins genießen und dankbar dafür sein, ohne uns Sorgen um die Zukunft zu machen. Es kommt ohnehin alles, wie es kommen muß. Ich habe gelernt stillzuhalten. Damals, als Jenny starb, dachte ich auch, alle Uhren müßten stehenbleiben.«
In ihrer Stimme lag leise Wehmut bei der Erinnerung an ihr kleines Töchterchen, das im zarten Alter von sieben Jahren an einer schlimmen, zu spät erkannten Viruserkrankung gestorben war. »Als ich jedoch merkte, dass Benjamin, Jennys Zwillingsbruder,
Weitere Kostenlose Bücher