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Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Sandalen vervollständigten die edle Ausrüstung. »Was hat das zu bedeuten?«, fragte er seinen Diener, winkte jedoch sofort ab, da er nicht daran gedacht hatte, dass der Junge ihn nicht hören konnte. Neugierig trat er näher an das Bett und ließ die Fingerkuppen über das kostbare Material gleiten. War das die Belohnung für all die Männer und Frauen, die er in Albanien getötet hatte? Plötzlich fühlte es sich an, als verätze der Stoff ihm die Haut. Hastig zog er die Hand zurück. Oder gab es einen anderen Grund für die Großzügigkeit des Sultans? Das Tier, das sich in sein Herz krallte, erwachte zu neuem Leben. Vlad versuchte, sich aus seinen Fängen zu befreien, doch es gelang ihm nicht vollends. Wütend über die eigene Schwäche mahnte er sich zur Geduld. Was auch immer die prunkvollen Gewänder zu bedeuten hatten, er würde bis morgen auf eine Antwort warten müssen. Er bedeutete dem Knaben, die Kleider aufzuräumen und trat ans Fenster, um mit der frischen Luft die Angst aus seinem Herzen zu vertreiben. Da ihm dies nicht gelang, beschloss er nach einiger Zeit, Radu aufzusuchen. Ganz egal, wie niederschmetternd ihre letzte Begegnung verlaufen war, er wollte einfach nicht glauben, dass sein Bruder den Kampf aufgegeben hatte. Gewiss hatte er inzwischen erkannt, dass es unwürdig war, die Schande zuzulassen, und Wege gefunden, den Prinzen von sich fernzuhalten. Es durfte einfach nicht anders sein! Schließlich war auch Radu ein Sohn des Drachen! Als er den Korridor erreichte, in dem sich Radus Kammer befand, vertraten ihm jedoch zwei Janitscharen mit gekreuzten Lanzen den Weg. »Durchgang verboten«, grollte der Ältere der beiden und fixierte Vlad mit einem grimmigen Blick. »Aber«, hub Vlad an. »Kein aber! Das ist ein Befehl des Prinzen!« Die Worte wirkten wie ein Schwerthieb. Der Prinz! Hass explodierte mit solch unglaublicher Gewalt in Vlads Brust, dass er keuchend zurücktaumelte. Seine Beine drohten unter ihm wegzuknicken, als habe ihm jemand einen Tritt in die Kniekehlen versetzt. Schwankend suchte er Halt an der kühlen Wand. Nur unter Aufbietung all seiner Selbstbeherrschung gelang es ihm, den Schrei, der sich in ihm aufbaute, zu unterdrücken und den Janitscharen nach einigen qualvollen Atemzügen den Rücken zu kehren. Während er kopflos zurück zu seinem eigenen Gemach stolperte, schien sich flüssiges Feuer in ihm auszubreiten und alles in ihm zu verbrennen. Hass und Wut loderten mit solcher Gewalt weiter empor, dass er meinte, er müsse wie ein Phönix zu Asche zerfallen. Halb besinnungslos vor Zorn stieß er seinen in der Tür wartenden Diener zur Seite und flüchtete sich in seine Privaträume.
    Immer noch blind vor Wut zog er seinen Dolch. Mit der rechten Hand umklammerte er die Schneide und ließ erst wieder locker, als das Blut in Strömen seinen Arm entlanglief. Dann fiel er auf die Knie, schleuderte die Waffe von sich und brüllte seinen Schmerz hinaus, bis er so heiser war, dass die Schreie zu einem Röcheln abklangen.

Kapitel 62
Edirne, Sultanspalast, Februar 1448
    Siebzehn Stunden später kniete er in seinen neuen Gewändern vor Sultan Murad. Seine Kehle schien aus rohem Fleisch zu bestehen. Sowohl sein Körper als auch sein Geist fühlten sich matt und abgestumpft an. Der Verband an seiner Hand begann wieder durchzubluten, obwohl er ihn in den vergangenen Stunden mehrfach gewechselt hatte. Doch er nahm den Schmerz kaum wahr. Eine alles erstickende Gleichgültigkeit hatte seine Seele erfasst. Inzwischen war es ihm beinahe egal, warum der Sultan ihn zu sich gerufen hatte. Er wusste es ohnehin, hatte es bereits gewusst, als ihn der Befehl zur Rückkehr erreicht hatte. Auch wenn sich sein Verstand dagegen gewehrt hatte.
    Der Sultan gab ihm mit einem Händeklatschen zu verstehen, dass er zwar die Stirn vom Boden lösen, sich aber noch nicht erheben durfte. Außer dem Großherrn waren Halil Pascha, die übrigen Mitglieder des Diwans, ein Schreiber, zahllose Diener, Hofbeamte und hohe Offiziere anwesend, welche die Audienz mit ausdruckslosen Mienen verfolgten. Neben dem Herrscher des Osmanenreiches stand der Emiri alem – der Herr der Fahnen – welcher einen Tuğ – einen Stab mit drei Rossschweifen – auf ausgestreckten Handflächen von sich hielt. »Vlad Draculea«, hub Sultan Murad an, »heute ist ein großer Tag für dich.« Er deutete auf den Herrn der Fahnen, der daraufhin einen Schritt vortrat. »Dein Vater ist als treuer Diener des Hauses Osman gefallen.« Er fasste Vlad

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