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Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Nachkomme eines Hengstes aus den Ställen des Sultans ist, kann ich ihn Euch nicht für weniger als 500 Gulden überlassen. Sein Stammbaum ist makellos, und Ihr könnt mit ihm eine vorzügliche Zucht beginnen.« »500 Gulden?«, stammelte der Helfensteiner. Utz nickte. »Wenn Euch meine Tiere allerdings zu teuer sind«, fügte er mit einem Anflug von Grausamkeit hinzu, »dann empfehle ich Euch Baltasar Reitmeister in der Sattlergasse.« Einer der Ritter, welche den Grafen begleiteten, legte die Hand an den Knauf seines Schwertes und machte Anstalten, auf Utz zuzutreten. Doch sein Herr hielt ihn mit einem Griff an den Ellenbogen zurück. »Lasst gut sein, Conz«, stieß er sichtlich beherrscht hervor. An Utz gewandt, fragte er listig: »Wenn ich Euch eine Anzahlung von 200 Gulden gebe, kann ich ihn doch sicher sofort mitnehmen.« Utz neigte den Kopf, um seine Belustigung zu verbergen. »Es tut mir leid«, entgegnete er scheinbar betroffen, »aber es gibt bereits einen anderen Interessenten, der mir versichert hat, bar zu bezahlen.« Auf keinen Fall würde er das Juwel seiner Zucht aus der Hand geben, ohne jeden einzelnen Pfennig dafür kassiert zu haben! Der Graf brummte etwas Unverständliches, riss Utz das Halfter aus der Hand und begann, Gebiss, Hufe und Kruppe des Vollbluts zu untersuchen. Dann presste er schließlich die Lippen aufeinander und griff in die Falten seines Waffenrockes. »Ihr habt eine leuchtende Zukunft vor Euch«, versetzte er bissig. »Bei Euch könnte manch einer das Handeln lernen.« Mit diesen Worten drückte er Utz fünf schwere Beutelchen in die Hand. »Zählt nach.« »Das wird nicht nötig sein«, erwiderte Utz zufrieden. »Ihr seid schließlich ein Ehrenmann.« Er streckte dem Grafen die Hand entgegen, in die dieser nach kurzem Zögern einschlug. Dann kehrte ihm der Helfensteiner brüsk den Rücken und bellte: »Wir sind hier fertig!«
    Als sich der Apfelschimmel in Bewegung setzte, verspürte Utz leichtes Bedauern. Mit ihm verlor er eines der schönsten Tiere seiner Zucht. Seine Hand wanderte zu dem Schatz in seiner Hand. Aber was machte das schon? Schließlich hatte der Graf teuer dafür bezahlt! Der kurze Moment des Hochgefühls verflog genauso schnell, wie er gekommen war, da diesem Gedanken ein anderer auf dem Fuße folgte. Bezahlt! Ein Blick an den Himmel sagte ihm, dass es höchste Zeit war für seinen bisher zwar fruchtlosen, aber regelmäßigen Ausflug. Im Hof drückte er Martin die Beutel in die Hand. »Bring das zum Bancherius«, bat er. »Ich muss fort.« Von plötzlicher Unruhe angetrieben, eilte er zurück ins Haus, hastete die Treppe ins Obergeschoss hinauf, griff nach seiner Heuke und tauschte die Zobelmütze gegen einen einfachen Filzhut aus. Dann stürmte er zurück ins Erdgeschoss, wo er auf das Tor zusteuerte. Ohne auf die fragenden Blicke der Knechte, Fuhrleute und Läufer zu achten, bahnte er sich einen Weg durch Waren und Menschen und zog den Hut tiefer ins Gesicht. Es war sicherlich besser, wenn man ihn auch heute nicht erkannte. Wieder näherte er sich über Schleichwege und Abkürzungen nach etwas mehr als fünf Minuten der Bockgasse, an deren Ende eines der städtischen Badehäuser lockte. Dort sah er sich verstohlen um und verbarg sich unter einem weit vorspringenden Erker. Wenn es stimmte, was er bei seinem letzten Besuch in Erfahrung gebracht hatte, war heute endlich der Tag gekommen, an dem er diesen verlogenen Bader zu fassen bekommen würde. Zorn wallte in ihm auf und sorgte dafür, dass ihm der Hut zu warm wurde. Mehr als zwei Dutzend Mal hatte er jetzt schon versucht, den angeblichen Zeugen zur Rede zu stellen. Aber Markus Beinlein war schlüpfriger als ein Aal. Während er sich ausmalte, wie er die Wahrheit aus dem Mistkerl herausquetschen würde, trat er ungeduldig von einem Fuß auf den anderen und ballte die Fäuste. Er würde Zehras Unschuld beweisen, koste es, was es wolle! Ehe ihm die Furcht um Zehras Wohlergehen erneut den Mut nehmen konnte, sah er den lang erwarteten Bader um die Ecke biegen.
    ****
    Schwindelig vor Glück führte Ulrich von Helfenstein seinen neu erworbenen Besitz am langen Zügel. Obwohl er das Tier am liebsten sofort bestiegen hätte, widerstand er der Versuchung, da er den Hengst erst auf einer Koppel auf Herz und Nieren prüfen wollte. Sollte das Vollblut lahmen oder sonst irgendwelche Schwächen zeigen, würde er den Handel augenblicklich rückgängig machen und den horrenden Preis zurückfordern. 500 Gulden! Was für ein

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