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Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Angst davor, dass Sultan Murad plötzlich starb? Eine hochgewachsene Gestalt in blütenweißer Tracht betrat den Raum durch eine Nebentür und verscheuchte alle Gedanken an den Sultan. Mit weichen Knien verfolgte Vlad, wie der Mann, dessen strenges Gesicht von einem grauen Bart eingerahmt wurde, sich vor dem Großwesir verneigte und dann die harten Augen auf Vlad richtete. Der Falakaci Başi ! Unvermittelt fühlte Vlads Kehle sich an, als habe er Glasscherben geschluckt. Sollte all die Hoffnung, die in den vergangenen Tagen in ihm aufgekeimt war, so bald schon zertreten werden?
    Wollte der Großwesir ihn ebenfalls bestrafen lassen? Er spürte, wie seine Hände anfingen zu zittern, weshalb er sie krampfhaft vor der Brust verschränkte.
    »Sieh an«, bemerkte der Falakaci Başi mit einem Anflug von Verwunderung. »Das ging schneller, als ich dachte.«
    Halil Pascha verzog die Mundwinkel und trat auf Vlad zu.
    Nachdem er den jungen Mann einige Momente lang wortlos gemustert hatte, hub er an: »Man hat mir berichtet, dass deine Willenskraft bemerkenswert sei.« Er fasste Vlad kritisch ins Auge. »Beinahe genauso bemerkenswert wie deine Halsstarrigkeit«, setzte er etwas weniger freundlich hinzu.
    Vlad schlug den Blick nieder. »Ich konnte den Sultan davon überzeugen, dass es an der Zeit ist, dich zu einem Sipahi-Reiter auszubilden«, fuhr Halil Pascha fort. »Allerdings unter einer Bedingung.« Er machte eine bedeutungsvolle Pause.
    »Als Sipahi wird dir irgendwann ein Lehen verliehen. Das bedeutet, dass der Sultan sich deines absoluten Gehorsams sicher sein muss.« Vlad versuchte, seine Aufregung zu verbergen. »Wie ich hörte, hast du allerdings in letzter Zeit unter anderem deine Koranlehrer durch Aufmüpfigkeit zur Verzweiflung getrieben und dich geweigert, das Wort des Propheten zu ehren.« Da Vlad wusste, dass ein Blick in sein Gesicht dem Großwesir seinen Unwillen verraten würde, starrte er wortlos auf seine Schuhspitzen. »Wer befehlen will, muss erst lernen zu gehorchen. Wenn du bei Allah schwörst, dass du in Zukunft einzig dem wahren Gott folgen und dem Sultan treu dienen wirst, wird dich der Alaybeği – der Kommandant der Lehensreiterei – einem Ağa zuweisen. Unter diesem wirst du die Kunst der Kriegsführung erlernen.« Er hob warnend den Zeigefinger und wies auf den Falakaci Başi.
    »Solltest du allerdings weiterhin durch Ungehorsam auffallen, werden dir alle bisherigen Strafen vorkommen wie das Streicheln des Windes«, drohte er. Vlad spürte, wie eine Ader in seiner Kehle zu pochen begann. Die Aufregung erzeugte einen seltsamen Geschmack in seinem Mund. »Sieh mich an!«, herrschte Halil Pascha ihn an. Langsam hob Vlad den Kopf und versuchte, an etwas Harmloses zu denken.
    Demut und Gehorsam, hämmerte er sich ein. Nur Demut und Gehorsam würden ihn ans Ziel führen. Und dieses Ziel war mit dem Angebot des Großwesirs in greifbare Nähe gerückt.
    »Ich schwöre bei Allah, einzig dem wahren Gott zu folgen und dem Sultan treu zu dienen«, hörte er sich sagen. Während er der Versuchung widerstand, ein Kreuz zu schlagen, schickte er ein Stoßgebet zum Himmel, in dem er um Vergebung flehte. Er hoffte inständig, dass ein Eid auf einen Gott, an den er nicht glaubte, keine Lästerung war. Und außerdem entsprach ein Teil des Schwures der Wahrheit, da er keine Sekunde lang erwog, seinen eigenen Glauben zu verraten. Wenn er nicht gegen sie ankämpfen konnte, würde er eben mit den Wölfen heulen, genau wie Georg Kastriota es getan hatte.
    Alles andere war eine Verschwendung von Kraft. Er wartete mit dröhnendem Herzen darauf, dass der Großwesir durch irgendeine Regung zu verstehen gab, dass er ihm glaubte. Als Halil Pascha schließlich zufrieden nickte und in die Hände klatschte, hätte er am liebsten vor Erleichterung aufgestöhnt.
    Seitdem die Soldaten vor drei Tagen im Darüssifa erschienen waren, hatte er gebangt und gehofft, gefleht und gebetet, dass der Großwesir ihn auserwählen und zu seinem Schützling machen würde. Nun war sein Flehen erhört worden, was ihn neue Zuversicht fassen ließ. Warum Halil Pascha sich erneut so deutlich gegen Prinz Mehmet stellte, konnte er zwar nur ahnen. Aber was scherte es ihn, wie der Großwesir seine Macht am osmanischen Hof festigte? Alles, was für ihn zählte, war, dass dieser Schachzug ihm eine neue Perspektive eröffnet hatte – eine Perspektive, die ihn in eine ähnliche Lage versetzen würde, wie die, in der Kastriota sich befunden hatte. Was Halil

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