Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
Vom Netzwerk:
des Besuchers lag ein Utz wohlbekanntes Funkeln. Dieser Käufer konnte es kaum erwarten, eine unglaubliche Summe für ein Pferd auszugeben, mit dem er all seinen Nachbarn und Widersachern beweisen konnte, wie unverschämt reich er war. »Wie kann ich Euch zu Diensten sein, Herr Graf?«, fragte er, da er das Wappen derer von Helfenstein nur allzu gut kannte. Immerhin war er selbst der Nachkomme einer Helfensteinerin, auch wenn diese Tatsache ein wohlgehütetes Familiengeheimnis war. Der Angesprochene trat aus dem Kreis und musterte Utz mit unverhohlenem Hochmut. »Bist du der Herr des Hauses?«
    Seine Stimme troff vor Hohn, und seine Begleiter brachen in schallendes Gelächter aus. »Junge«, schnaubte der Graf, als Utz bejahte, »wenn das ein Scherz ist, dann ist es ein schlechter!« Utz bemühte sich um eine männliche Miene und hob trotzig das Kinn. »Wenn es Euch nicht zusagt, mit mir Geschäfte zu machen, tut es mir leid«, sagte er würdevoll. »Aber seit dem Tod meines Vaters bin tatsächlich ich derjenige, mit dem Ihr verhandeln müsst.«
    Die Verblüffung, die das Gesicht seines Gegenübers widerspiegelte, hätte ihn beinahe ebenfalls lauthals lachen lassen. Doch die Begleiter des Grafen sahen nicht so aus, als ob sie Humor schätzten, der auf Kosten ihres Herrn ging. »Wenn Ihr mir folgen wollt, zeige ich Euch die besten Pferde«, bot Utz schließlich an. Und obgleich es einen Augenblick so aussah, als wolle der Graf auf dem Absatz kehrtmachen, zuckte dieser nach kurzem Überlegen die Achseln und meinte: »Was kann es schaden.« Mit einem aufgesetzten Lächeln verneigte Utz sich leicht und lud den Helfensteiner ein, ihm in den Hof zu folgen, wo ein Teil der Stallungen untergebracht war. Deine Arroganz wird dir gleich vergehen, dachte er grimmig, da er zu viele Männer gesehen hatte, die seinen Vater förmlich darum angebettelt hatten, eines der Tiere erstehen zu dürfen. Er schob den Gedanken an seinen Vater beiseite und bedeutete einem der Knechte, das Stalltor zu öffnen. Dann betrat er das dämmerige Innere und sog den Duft ein, der sich wie Balsam über seine Seele legte. »An was hattet Ihr gedacht?«, erkundigte er sich gespielt unschuldig, während er dafür sorgte, dass sein Besucher sich nach links wandte. In diesem Teil der Stallungen befanden sich die im vergangenen Herbst zugerittenen Vierjährigen, deren Kraft und Ungeduld nicht zu übersehen waren. Eines der Tiere, ein blendend weißer Hengst, blähte die Nüstern, als Utz sich ihm näherte. Erwartungsvoll schob er den Kopf über die Boxentür und schnappte nach dem Leckerbissen in Utz’ Hand. Ein schadenfrohes Grinsen trat auf das Gesicht des jungen Mannes, als er das hörbare Einatmen hinter sich vernahm. Nachdem er dem Vollblut die Nase getätschelt hatte, wandte er sich zu dem Grafen um und bemerkte sachlich: »Dieser hier liegt bei 450 Gulden.« Als sich die Augen des Helfensteiners weiteten, fuhr er ungerührt fort. »Dieser dort«, er deutete auf einen rabenschwarzen Hengst, »ist schon für 420 Gulden zu haben.« Er genoss den Unglauben auf den Zügen des Grafen und zeigte mit dem Kinn nach rechts, wo sich zwei zierliche Stuten eine Box teilten. »Wenn Ihr allerdings lieber eine Stute wollt«, setzte er hinzu – wohl wissend, dass der Graf ganz gewiss keine Stute zu erstehen gedachte, »läge der Preis zwischen 350 und 380 Gulden.« Er rieb sich innerlich die Hände. Da dieser aufgeblasene Kerl ihn beleidigt hatte, würde er tiefer in die Tasche greifen müssen als andere Kunden, weshalb er gut zehn Prozent auf den Preis aufgeschlagen hatte.
    »Wollt Ihr mich auf den Arm nehmen?«, krächzte der Helfensteiner. Utz bemerkte zu seiner Genugtuung, dass er mit einem Mal die förmlichere Anrede wählte. Sieh an, dachte er, solche Geldsummen machten höflich. »Das würde mir niemals in den Sinn kommen«, gab er trocken zurück und öffnete eine Tür, um dem unverschämten Helfensteiner den Todesstoß zu versetzen. Einem freudigen Wiehern folgte das heftige Aufstampfen von Hufen. Utz hatte Mühe, das Halfter seines Schützlings zu fassen zu bekommen. Als es ihm schließlich gelang, führte er voller Stolz einen prächtigen Apfelschimmel in die Sattelgasse, der augenblicklich den Kopf warf und auszubrechen versuchte. »Heiliger Georg, steh mir bei!«, platzte der Graf von Helfenstein heraus. Voller Genugtuung sah Utz Gier in seinen Blick treten. »Wie viel?« Die Stimme seines Besuchers klang plötzlich heiser. »Da dieses Tier der direkte

Weitere Kostenlose Bücher