Der Teufelskeiler
Menschen an.
Ich jedenfalls war mit Abraham aufgewachsen, wir waren im Fluss geschwommen und hatten Schwertduelle mit Ästen ausgefochten und gefischt, seit wir laufen konnten. Und ich kann nur sagen, seine Hautfarbe hat unseren Spaß nicht im Geringsten geschmälert.
Abrahams Großvater, Urgroßvater und ein ganzes Rudel von Brüdern und Schwestern wohnten in einem Haus, das ungefähr dreimal so groß war wie unseres, und besser gebaut noch dazu. Abrahams Papa war ein prima Schreiner, der wusste, wie man Stämme spaltet und Bauholz draus macht, ohne dass er sie in die Sägemühle hätte schleppen müssen. Mit solchen Dingen war er so geschickt wie eine Tasche im Hemd praktisch.
Papa hatte vor, mit Buck Wilson etwas auszuhandeln, damit er an unserer Hütte verschiedene Schreinerarbeiten ausführte. Wenn es darum ging, etwas zu bauen, hatte Papa zwei linke Hände. Er war ein guter Jäger und Fischer, ein ordentlicher Farmer, aber so ziemlich der mieseste Bauhandwerker, den man sich vorstellen kann. Und ich war kein Stück besser. Jedes Mal, wenn wir einen Zaun oder einen Schweinekoben bauen wollten, mussten wir sie praktisch an einem Baum festbinden, damit sie nicht umfielen.
Ich steckte mir ein paar meiner Pulp Magazine ins Hemd, holte mein Gewehr Kaliber .22 und rief nach dem Welpen Roger, der mich begleiten sollte für den Fall, dass uns einige Eichhörnchen für den Kochtopf über den Weg liefen.
Eine Zeit lang hüpfte Roger neben mir her, doch als wir in den Wald kamen, schoss er davon und schreckte einen Schwärm Vögel auf, die mir beinahe ins Gesicht geflattert wären, ehe sie zwischen den Kiefern- und Eichenästen hindurch himmelwärts flogen.
Beim Gehen lauschte ich immer so halb auf Rogers Gebell. Wenn er ein Eichhörnchen aufstöberte, würde ich ihm das anhören. Er war kein erfahrener Jäger, aber er hatte sehr gute Ansätze und war mit einem feinen Organ gesegnet. Er hatte eine Tonlage für jedes Tier, das ihm über den Weg lief. Papa konnte sie hören und jedes Mal genau sagen, welchem Viech Roger, Old Blue oder Tiny hinterherrannten. Und auch ich machte darin ganz gute Fortschritte und war keine völlige Pfeife mehr.
Nach einiger Zeit überquerten wir die Holzbrücke über den Fluss und wanderten weiter die Böschung entlang und tiefer in die Auen hinein. Bäume und Sträucher standen hier so dicht, dass man bei Nacht beinahe das Gefühl bekam, sie wollten einen ins Wasser stoßen.
Ein gutes Stück später kam ich an eine Steigung, die sich nach rechts vom Fluss weg erhob, und ich schlenderte hinauf, um mich kurz umzusehen. Von oben sah man das Haus der Wilsons, und weiter vorne entdeckte ich Onkel Pharao. Natürlich war er nicht mein richtiger Onkel, aber jeder, den ich kannte - abgesehen von seiner Familie -, nannte ihn so. Er war der Jäger, der seine Beine verloren hatte, als er mal mit Old Satan aneinandergeraten war, und danach hatte er sich einen tiefliegenden Karren gebaut und ein weißes Hausschwein als Zugtier dressiert. Auf die Art kam er noch herum, und ein- oder zweimal hatte ihn die Sau sogar bis in die Stadt gezogen. Und das ist keine kurze Strecke.
Onkel Pharao konnte mit Tieren umgehen, besonders mit Schweinen. Über das Leben der Schweine hatte er schon mehr vergessen, als die meisten Schweine je lernen würden. Das einzige Schwein, das ihn jemals ausgetrickst hatte, war Old Satan.
Onkel Pharao saß gerade in seinem Karren, und Jesse, sein Schwein, war angeschirrt und zog ihn fröhlich grunzend an die Stelle, wo der Fluss eine Biegung machte und am Haus der Wilsons vorbeifloss. Jesse sah aus, als hätte er fünfzig Pfund zugelegt, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Und das war höchstens einen Monat her.
Onkel Pharao, dunkel wie eine Rosine und genauso verrunzelt, lag in seinem Karren, den Kopf auf ein paar Federkissen gestützt. Er hatte sich ein Dach aus Weidenzweigen und Stoffresten zusammengebastelt, um seinen Kopf vor der Sonne zu schützen. Mit einem großen Elefantenohrblatt fächelte er sich Luft zu. Aus einem Schlitz an der Rückseite des Karrens ragte eine Angelrute, die hin und her wackelte, als sie so vor sich hin rollten.
Wie üblich brauchte Jesse keine Zügel, er gehorchte blind Onkel Pharaos Stimme.
Als Jesse am Fluss angekommen war, rief Onkel Pharao »Halt!«, und Jesse blieb stehen. Hätte Onkel Pharao nichts gesagt, wäre Jesse wahrscheinlich in den Sabine River gesprungen und hätte versucht, mit dem Karren ans andere Ufer zu
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