Der teuflische Lord (German Edition)
einfach nicht! Er war nicht die Person, die er sich erhofft hatte. Darin bestand ein beschämender Unterschied.
„Wo ist meine Lady?“ Die Antwort auf diese Frage würde ihm verraten, wie seine unfreiwillige Braut gerade zu ihm stand. Obwohl er auch so sehen konnte, dass sie nicht gewillt war, sich um seine Pflege zu kümmern. Warum sonst wäre Ronald da, um ihm mit einem feuchten Lappen Erleichterung zu verschaffen? Da die Maid jetzt wusste wer er war, würde sie sich freiwillig nicht mehr in seine Nähe begeben.
„Mach dir keine Gedanken, Nikolas! Sie ist in der Turmkammer hinter Schloss und Riegel. Colin steht Wache und wird zu verhindern wissen, wenn sie dort auszubrechen versucht.“
Nikolas‘ fiebergestörter Geist brauchte eine ganze Weile, bis er den Inhalt von Ronalds Bericht erfassen konnte. Und als Nikolas endlich realisiert hatte, was die Worte aussagten, fluchte er auf unanständigste Weise. Der Vorwurf, der seinen Freund und Stellvertreter traf, fiel trotz Nikolas‘ Schwäche vernichtend aus.
„Du hast deine zukünftige Herrin, meine Braut, eingesperrt? Hast du den Verstand verloren? Dafür ziehe ich dir die Haut von deinen unnützen Knochen!“
Eine sehr unwahrscheinliche Drohung, da der Lord nach diesem Ausbruch entkräftet in die Kissen zurücksank und in einen unruhigen Schlaf fiel.
Ronald glaubte nicht, dass sein Freund diese Drohung wirklich wahr machen würde. Wenn sich Nikolas an den Tag seiner Ankunft erinnerte, dann würde ihm bestimmt auch wieder einfallen, dass er für diese Tat selbst verantwortlich war. Hätte er nicht gewollt, dass die Lady gefangen gehalten würde, dann hätte er präzisere Anweisungen geben müssen. Außerdem hatte er mit keinem Wort etwas darüber verlauten lassen, dass es sich bei seiner Begleiterin um seine Braut handelte.
Zudem hatte auch die Lady nichts davon erwähnt, welche Stellung sie hier innehatte. Natürlich musste Ronald in diesem Falle zugeben, dass er sich ihrer gar nicht weiter angenommen hatte, nachdem sie hinter Schloss und Riegel gebracht worden war. Es hatte ihm einfach die Zeit gefehlt, da er sich außer um seinen Lord um die Belange der Burg hatte kümmern müssen. Wenn der Lord befohlen hatte, dass die unbekannte Maid unter Bewachung stehen sollte, dann musste er dafür seine Gründe gehabt haben.
Doch es gab zwei Bedeutungen des Wortes bewachen. Er hatte die Sache falsch ausgelegt. Nikolas hätte auch sagen können, dass er seine Braut beschützt haben wollte! Nun stand er vor der unangenehmen Aufgabe, die Angelegenheit wieder in Ordnung zu bringen und die Lady zu besänftigen. Obwohl er gar nicht sagen konnte, inwieweit sich die Maid über die unhöfliche Behandlung, die ihr zuteil geworden war, aufregte. Aber dem musste er sich ganz einfach stellen.
Einerlei! Wenn er das Mädchen zu Nikolas brachte, würde vielleicht keiner von beiden diesem Irrtum große Bedeutung beimessen. Natürlich war er sich im Falle seines Lords nicht wirklich sicher. Er hatte keine Ahnung, wie sein Herr darauf reagieren würde, wenn man seine Braut nicht angemessen behandelte. Allerdings verstand er die Ankündigung, ihm die Haut von den Knochen zu ziehen, eher als Ausdruck ungläubiger Überraschung und nicht als echte Drohung. Um ernsthafte Konsequenzen zu befürchten, bestand ihre Freundschaft schon viel zu lange und ging zu tief. Selbst wenn Nikolas ihn spüren ließ, dass er für seine Fehleinschätzung in Ungnade gefallen war, konnte er das durchaus hinnehmen; wenn es andererseits bedeutete, dass seinem Freund endlich wieder ein wenig Glück zuteil wurde.
Colin, Lord Thorns Knappe, stand in Alarmbereitschaft vor der Tür zur Turmkammer. Ihn als Wache dort zu sehen entlockte Ronald einen leisen Seufzer. Aber das hieß nicht, dass er sich der Verantwortung entziehen wollte, seinen Fehler auszubügeln. Ein Klopfen an der Tür, nachdem er den Jungen von seiner Aufgabe entbunden hatte, war der Auftakt dazu.
Die Lady, Ronald wusste nicht einmal ihren Namen, stand am Fenster und blickte ihrem Besucher ängstlich entgegen. Ganz offensichtlich hatte er sie nicht verärgert, sondern eher verängstigt. Ob das so gut war für seine zukünftige Unversehrtheit wagte er zu bezweifeln. Nikolas jedenfalls würde es ihm verdammt übel nehmen, wenn er sah, dass jemand seine Braut eingeschüchtert hatte.
„Ich werde Euch nun zu Lord Thorn bringen!“ Diese Information sollte eine positive Grundeinstellung bei der Maid hervorrufen und sie in freundliche Stimmung
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